Düster drohend hingen die Wolken über dem Flugfeld. Kurze Schauer zogen vorüber. Ein frischer, böiger Herbstwind fegte sie zügig über den Rand des Nördlinger Ries hinfort. Herbstwetter. Rennbeginn 11:30 Uhr verkündete Bernhard so selbstsicher per Mikrophon, als hätte er mit dem himmlischen Wolkenschieber einen Geheimbund geschlossen. Bernhard duldet in solchen Angelegenheiten keinen Widerspruch, da hat selbst Petrus schlechte Karten.
Petrus sandte einen Lichtgruß nach unten.
Es kam, wie es kommen musste. Pünktlich um 11:30 Uhr hatten sich die Schauer verzogen, das Rennen konnte beginnen. Saisonfinale! Die Hälfte war bereits entschieden, Martin Schlief hatte sich in F5D-Limited bereits in Liezen den DM-Titel mit 200 Prozentpunkten gesichert. Die Deutsche Meisterschaft in F5D war aber noch offen. Die Frage, ob das WM-Team die Form aus der Walachei konservieren konnte, galt es auf dem Flugfeld zu beantworten.
Besuch von Mittelerde: F5B Doppel-Weltmeister Wolf Fickenscher mit seinem „Excite F5D“. |
Christian Rößler, frischgebackener F5D Weltmeister und Weltrekordhalter in spe, mit seinem „Batleth“. |
Die erste Gruppe ging raus, F5D-Limited. Reinhard schüttelte nachsichtig den Kopf, als er sah, dass Hartmut zwischenzeitlich mal wieder an seinem Nuri rumgeschraubt hatte. Neue Ruderklappen. Ob die es bringen? Er ist Kummer gewohnt, es ging wieder um Platz 3 in der Deutschen Meisterschaft. Mit André Noy und Thomas Grunenberg war die Gruppe dann komplett. Der kräftige Wind wirbelte die Modelle mächtig durch, wie Windspiele zuckelten die 800g leichten Flieger um den Kurs. Das wird ein selektives Rennen, Erinnerungen an Uelsen wurden wach. Dort hatte auch ein kräftiger Wind die Ergebnisse kräftig durcheinander gewirbelt.
In der dritten Startgruppe dann waren die F5D-ler an der Reihe. Mit Wolf Fickenscher war wieder unser Besucher von Mittelerde da, seines Zeichens amtierender Doppelweltmeister in F5B. Wie es sich für einen F5B Piloten gehört, war er mit Plettenberg Motor und umgelöteten F5B WM Akkus angetreten. Ob das Setup taugt? Nach dem Lauf war die Frage beantwortet: es taugt immerhin für eine landschaftlich schöne 76,2. Wenn er jetzt den touristisch wertvollen Anteil in seinem Flugstil rund um Wallerstein reduziert, muss sich der Rest warm anziehen!
Die weiteren Gruppen gingen raus, aber die Frage war, was Christian Rößler aus diesen Bedingungen machen konnte. Er zauberte eine 65,5 aus dem Hut – und das bei dem Wind! Marcel Kremer nahm dann genau Maß und zeigte mit einer 63,3s, dass F5D Weltrekorde genau so lange von Interesse sind, bis die Leistung im Rahmen der Deutschen Meisterschaft unterboten wird. Die Bestzeit von Marcel wurde im Wettbewerb nicht mehr unterboten, bei dem böigen Wind wirklich eine tolle Leistung!
Die Saisonbestleistung im Rahmen der Deutschen Meisterschaft flog Christian Rößler in Liezen (2. TW) mit 61,5 Sekunden und er hält demnächst den FAI F5D Weltrekord mit 63,4s; die noch ausstehende Anerkennung des Weltrekords vorausgesetzt, versteht sich.
Die Tagesform der Piloten war unterschiedlich. Jörg Peter hatte wohl etwas in den Regeln überlesen: Es ist nicht Teil der Flugaufgabe, konkurrierende Piloten umzufliegen! Man muss die nur überholen. Andreas Fürhofer, unser bayrisches Urgestein mit Spitznamen „Idefix“, blieb wie eine deutsche Eiche stehen und machte nach einer Fassrolle mit der „Gummikuh“ Anstalten, sein Rennen zu beenden. Aber das war eine klare Angelegenheit, Reflight für Fürhofer.
Herbstimpressionen. Steffen Pitterling reitet mit seinem „Batleth“ in den Sonnenuntergang. |
Die weiteren Rennen verliefen ohne größere Zwischenfälle, nur Klaus Brettner machte sich hinter Pylon Nr.2 auf die Suche nach Grundwasser oder Erdöl. Ehrlich wie er ist, sagte er knapp: „Störung zwischen den Ohren.“ Eine Böe hatte seinen Batleth ungünstig erwischt, so dass die Wende überdreht war und das unvermeidliche Ziehen zur Wende am 2er Pylon war dann das Ende für seinen „Batleth“.
Die Cuts, die Bernhard für Unterflüge der Pylonhöhe erteilte, stießen zum Teil auf Unverständnis bei einigen Piloten, aber nach dem Regelbuch war das völlig korrekt, wenn auch noch ungewohnt. Die Flughöhen wanderten dadurch nach oben und selbst die berühmt-berüchtigten Zielwassertrinker aus dem Ruhrpott trafen diesmal keinen der Pylone. Dr. Brettermeiers Pylonklinik brauchte in dieser Saison daher keinen ambulanten Notdienst zu leisten.
Nach dem Rennen gab es „Voltstoff“ von Voltmaster! DANKESCHÖN!!! |
Nach 4 geflogenen Runden war am Samstag Feierabend. |
Der Samstagabend klang beim griechischen Nicht-Griechen im nahegelegenen Baldingen gemütlich aus. Der kleine Hubi (PiccoZ) sorgte im Restaurant dann für Aufsehen unter den Gästen, als zwischen Gläsern, Deckenlampen und der Palme ein paar Runden gedreht wurden. Die Gäste am Nachbartisch glaubten ihren Augen nicht zu trauen, aber der Kellner nahm es gelassen. Der Wahnsinn schien für ihn Methode zu haben.
Aber nun ab ins Bett, am Sonntag ging es um alles für Herrn Schumacher beim Formel-1 Rennen in Suzuka, Japan. Um 07:00 Uhr morgens hieß es daher Fernseher einschalten und sicherheitshalber einen Akku auf Reserve volladen, damit man das Rennen in Ruhe zu Ende schauen konnte, ohne in Hektik verfallen zu müssen. Um 09:00 Uhr war der Start angesetzt. Die letzten beiden geplanten Runden in F5D würden nur noch wenig die Ergebnisse verändern, zu deutlich haben sich die Piloten voneinander distanziert.
Der Rennsonntag
Für den Gehorsam des Vortags rächte Petrus sich mit einer genau 20m dicken Nebelschicht über dem Flugplatz. Wer von Wallerstein vom Berg herankam, konnte von oben die Sonne durch den Nebel scheinen sehen, während unten noch die dicke Suppe lag. Martin Schlief hatte seinem Sohnemann ein kleines zweimotoriges Styroteil geklaut und flog damit im Vorbereitungsraum herum. Kinder!
Spielkinder. Links Jens Goebel, rechts Martin Schlief. |
Christian Rößler beim SAL Start. Das arme süße kleine Modell! |
Martin Schlief testet, ob es sich um CAT2 oder CAT3 Bedingungen handelt. |
Marcus Zimmermann trinkt derweil seinen Morgenkaffee – für vollen Durchblick im Rennen. Die beschlagenen Brillengläser garantieren Sichtweite Null. |
„Turn Left“ mit Videokamera. Das zugehörige Video ist leider noch nicht eingetrudelt. |
Der Rennbeginn ließ noch auf sich warten. Als es dann um Punkt 11:00 Uhr losging, war nurmehr eine Runde zu fliegen. Die Zwischenstände sahen so aus, dass in F5D-Limited aufgrund des starken Windes keine besonders guten Wertungen erzielt wurden, von Martin Schlief abgesehen. Der hatte sich mal wieder in seine eigene Liga verabschiedet, mit einem komplett serienmäßigen „Turn Left“. Bei dem ruppigen Wetter braucht man Erfahrung und der Sieg war ihm nicht mehr zu nehmen. Deswegen flog er die letzte Runde mit Videokamera auf seinem Flieger! Das erklärt zugleich die überraschend schlechte Wertung im letzten Durchgang.
Es waren noch zwei weitere Kameraflieger unterwegs, einer davon war Thomas Grunenberg. Er hatte die ausgeklügelste Variante dabei, eine Kamera mit Spiegelvorsatz! Damit sparte er sich eine große aerodynamische Verkleidung. Nach der letzten Runde war dann die Deutsche Meisterschaft in F5D-Limited entschieden.
Siegerehrung F5D-Limited Nördlingen 2006, von links: 2. André Noy, 1. Martin Schlief und 3. Hartmut Siegmann |
Siegerehrung Deutsche Meisterschaft F5D-Limited 2006 von links: 2. Christian Rößler (Helfer), Hans-Georg Rößler (Pilot), 1. Martin Schlief (Pilot), Paul Schreiber (Helfer), 3. Hartmut Siegmann (Pilot) und Reinhard Ohrem (Helfer). |
Bei F5D hat sich das WM-Team beeindruckend geschlagen und zwar in der Reihenfolge ihrer WM-Platzierungen: 1. Christian Rößler, 2. Markus Wanner und 3. Marcel Kremer. Gegen ihre WM-erprobten Antriebe war kein Stich zu holen, aber auch fliegerisch war das eine blitzsaubere Leistung. Und wenn man bedenkt, wieviel Mühe sie sich zusammen mit ihrem TM Ralf Metzger bei der Berichterstattung von der WM gegeben haben, dann haben sie sich diesen Erfolg redlich verdient!
|
Siegerehrung F5D Nördlingen 2006, von links: 3. Marcel Kremer, 1. Christian Rößler und 2. Markus Wanner. Ihr steht falschrum, Jungs!!! |
Siegerehrung Deutsche Meisterschaft F5D 2006, von links: 2. Jens Bartels (Pilot) und Dirk Belting (Helfer), Deutscher Meister Ralf Metzger (Helfer) und Christian Rößler (Pilot), 3. Marcel Kremer (Pilot) und Markus Wanner (Helfer) und Bernhard Onken (Wettbewerbsleiter) mit seiner Frau. |
Herzlichen Dank an den FMG Nördlingen und speziell die Vereinsmitglieder, die wieder ein großartiges Rennen für uns veranstaltet haben! Das Saisonfinale 2007 wird wieder in Nördlingen stattfinden, aber zwei Wochenenden früher, um dem Nebel eins auszuwischen.
Auf Wiedersehen… (Download: JPG 3,9MB) |
…dann gehen wir mal lieber! (Download: JPG 3,5MB) |
Saisonfazit 2006
Wir hatten 2006 so viele Teilnehmer beim Elektro-Pylonrennen, wie nie zuvor. Sämtliche Allzeitrekorde sind gebrochen. Es macht Freude zu sehen, wie sich die Klasse weiterentwickelt und zwar national wie international. Eine Schattenseite dieses Erfolgs haben wir in dieser Saison aber auch gesehen: Die Startlisten sind nicht mehr so einfach zu erstellen und das kostet sehr viel Zeit am Samstag. Zugleich müssen auch deutlich mehr Flüge absolviert werden. Damit der Ablauf an einem Rennwochenende in Zukunft besser funktioniert, gibt es für 2007 folgende Änderungen.
Voranmeldung erforderlich
Es ist ab 2007 eine Voranmeldung erforderlich, die jeweils bis spätestens Donnerstag 18:00 vor dem Wettbewerb beim F5D Wettkampfbüro online, per Email, Telefon oder Fax eingegangen sein muss. Wer sich später anmeldet, muss ein höheres Startgeld bezahlen, voraussichtlich 35,- statt 25,-EUR. Bitte beachten: Anmelden heißt auch abmelden. Wer doch nicht teilnehmen kann, muss sich ebenfalls bis Donnerstag 18:00 abmelden, ansonsten sind die 25,- EUR trotz Nichtantreten als Meldegebühr fällig. Auf diese Weise vermeiden wir lückenhafte Startlisten, wenn sich Leute „vorsichtshalber“ anmelden und nicht rechtzeitig wieder abmelden.
Am 15. Januar 2007 werden zusammen mit den offiziellen Terminen in der Rahmenausschreibung die weiteren Details bekannt gegeben, wie und wo man sich für die Wettbewerbe voranmelden kann. Diese Änderungen sind unvermeidbar, damit wir im nächsten Jahr endlich wieder 9 Runden am Wochenende fliegen können, sofern das Wetter es zulässt. Der Rennbeginn wird dann offiziell am Samstag um Punkt 9 Uhr sein. Alles klar? Dann sehen wir uns 2007 in alter Frische!
Fly Low, Go Fast, Turn Left!
Hartmund Siegmann
PS: Der Vollständigkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass die F5D Europameisterschaft 2007 definitiv nicht in Deutschland stattfinden wird. Ob sich ein anderer Veranstalter darum bewirbt, ist derzeit noch unklar.