1. TW Leverkusen 2007

Leverkusen – der Wettbewerb

Zum ersten von drei Läufe der deutschen Meisterschaft in der Klasse F5D führte die Reise diesmal zum LSC Bayer Leverkusen. Neben Modellflugsport wird dort auch reichlich Flugsport betrieben, wo man nicht nur etwas zu sehen bekommt, wenn man hoch, sondern auch runter schaut. Die Rede ist von den „richtigen“ Fliegern, oder auch den Manntragenden. Auf jeden Fall erwartete die Pylonpiloten ein untypisch großer Flugplatz mit gefüllten Hangars, umfangreichen Sanitäranlagen, Club-Wirtsthaus mit fleißigem Koch etc. Solch ein großer Verein  hat allerdings meist einen recht vollen Terminkalender, so dass es nicht einfach war, dort einen Wettbewerb unterzubringen. So kam es, dass bereits Mitte März die Saison gestartet wurde. Ein Wettbewerb zu der Jahreszeit lies schlimme Befürchtungen aufkommen, das Wetter könnte alles zunichte machen. Die vorangegangen Wochen hatte es nur geregnet und gestürmt. Aber es kam anders: Trocken, Sonne, warm und leichte Briesen. Wunderbare Bedingungen für alles was Flügel hat. Das galt natürlich auch für die großen Flieger, was jedoch überhaupt kein Problem darstellte. Zwischen den Rennen die im ca. 7min Takt geflogen werden, wurde einfach eine Pause eingelegt, in welcher dann meist ein motorgetriebenes Sportflugzeug abhob. Eventuell hatte man die Nacht vorher noch unter dessen Tragflächen geschlafen, denn Schlafplätze wurden unkompliziert direkt in den Hangars angeboten. An dieser Stelle kann man dem Leverkusener Verein schon einmal ein großes Dankeschön aussprechen, denn das Angebot um das Wettbewerbsgeschehen war erste Sahne. Apropos Sahne, Kaffee und Kuchen wurden ebenfalls direkt in der Boxengasse von nett anzuschauenden Gridgirls unter freiem Himmel angeboten.

Bei der Begutachtung der Starterlisten viel zunächst auf, dass sich mehr F5D-Limited-Piloten als F5D-Piloten gemeldet hatten. Das war neu. Zudem hatte selbst der hochkarätige F5D Pilot Dirk Belting einen Turn Left mit Dr-Speed Motor unter dem Arm. Der Grund dafür ist, dass es seit der letzten F5D/F5B-WM 2006 in Pitesti (Ukraine) den Regelvorschlag gibt, zwischen Akku und Regler einen Watt- bzw. Energie-Limiter zu setzen. Die genau Funktionsweise soll hier nicht erläutert werden. Ziel ist es jedoch den Akku aus der Kette der Tuningelement heraus zu kicken und so auch die Leistungsexplosion einzufrieren. Bisher müssen immer enorme Anstrengungen auf diesem Sektor betrieben werden. Aus zum Teil tausenden von gepushten Zellen  werden einige wenige Packs zusammen gestellt. Nur so kann selbst der beste Pilot und Flieger siegfähig gemacht werden. In der Auto- und Bootsscene ist das natürlich nicht anders, jedoch führen die enorm kurzen Flugzeiten und damit hohen Entladeströme in den Fliegern dazu, dass Akkus zum Teil nach weniger als 5 Zyklen kaputt sind. Auf jeden Fall sorgte wohl auch diese Debatte dafür, dass viele Piloten erst einmal abwarten und kein neues Setup am Start hatten.

Zu den Rennen:
Der amtierende Weltmeister Christian Rößler mit seinem wirklich hervorragend gehenden Bathlet und auch andere Favoriten fehlte also unter den Teilnehmern, sodass sich erstaunlich wenige Piloten mit Top-Material auf den Weg zum Podium machten. Spannend war es natürlich trotzdem. Die Speerspitze des Feldes bildete dieses Wochenende Daniel Mayr mit Papa als Coach. Konstant um die 64s schnell, war es praktisch ein sauberer Start-Ziel-Sieg. Jedoch kam es in einer der Rennen zu einer Luftberührung mit dem Jibe² von Francois Lorrain, welcher dabei 12cm Spannweite asymetrisch einbüßte. Francois konnte mit viel Gefühl sein Modell glücklicherweise heil runter bringen. Daniels Flieger blieb dabei optisch unbeschädigt. Als Motor munkelte man einen Plettenberg gesehen zu haben. Dahinter kamen dicht gefolgt Markus Wanner und Marcel Krämer. Markus schickte sein einziges Hacker-Aggregat samt Flieger direkt am Anfang vom Wettbewerb in den Staub. Von 270 auf 0 Km/h in 0,1 Sekunden ließen seinen Flieger zu selbigen werden. Ein Ersatzmodell war noch vorhanden und Antriebstechnisch sprang Jens Goebel mit seinem BK-Setup ein. Mit dem Billigmotor aus China, gespeist von 18 Zellen GP1300, reichte es doch tatsächlich für Rang zwei. Der Antrieb rannte die ersten 5 Runden dermaßen gut, das Helfer David Dzida beim Start gern seine Ohren mit einer Mickeymaus geschützt hätte. Marcel Kremers Avionik ging ebenfalls als ob der Blitz in den Akku geschlagen hätte, jedoch auch mit den mutmaßlichen Folgen. Störungen sind ja generell selten geworden, allerdings schien der Castel-Cration-Regler ohne Optokoppler an den wenigen Steuermöglichkeiten schuld zu sein, die Marcel noch blieben. So musste er doch zurück auf sein wasserdichtes WM-Setup mit Hacker B40L11 und 18 Zellen GP1300 wechseln. Dies hätte ebenfalls für ganz vorn reichen können, wenn er es nur von Anfang an in seinen Flieger geschraubt hätte.

Mal nicht höher-schneller-weiter ging Christian Hanke die Sache an. Dem Limiter Regelwerk vorrauseilend hatte er in seinen Bathlet freiwillig einen 3S Pack Lipos mit Neu-Motor hinein geschraubt, welcher „nur“ ca. 750 Watt Eingangleistung mobilisierte, und dass obwohl vollständige, konkurrenzfähige, legale Flieger im Kofferraum parat lagen. Das Resultat waren 70er Zeiten, wobei die Laufzeit des Akkus auch für 3 Durchgänge hintereinander ausgereicht hätte.

Nach Geflogenen 6 Durchgängen am Samstag wurden die tapferen Winktiere und alle anderen Wettbewerbshelfer in die Freiheit entlassen. David Dzida machte sich bereit, einen neuen Flieger einzufliegen. Rein aerodynamisch gesehen behaupten die Karten, „pardon“ Zahlen nämlich, dass bei einem Pylonflieger die Streckung nahezu unbegrenzt groß sein sollte, um möglichst schnell im Kreis zu fliegen. Die Frage ist nur, ab wann die Struktur in die Knie geht, denn die wurde in dieser Rechnung noch nicht erfasst. David hat sich 17,5 getraut und bautechnisch exzellent umgesetzt.1,64m Spannweite stiegen gen Himmel auf und zischten um den Kurs. Es pfiff herrlich, wie ein F3B-Gerät mit RG15, und schnell war es auch, wie sich am nächsten Tag im Renneinsatz heraus stellte. Kritisch betrachtet könnte man behaupten, dass aus der Sicht des Betrachters der Flug manchmal durchaus etwas unruhig wirkte, was auf strukturelle Grenzen hinweisen kann. Wir sind gespannt, es mit dem Gerät weiter geht. Den Abend wurde in der LCS-Werks-Kneipe eingekehrt, und  bei lecker Essen und Bierchen fing auch die Männerwelt unter dem Deckmantel der Fachgespräche an zu tratschten und plaudern.

Zum Teil recht spektakulär ging es bei den Limited Piloten zu. Der Deutsche Limited Meister Martin Schlief flog zusammen mit Dirk Belting in einer Gruppe und die beiden schenkten sich keinen Meter. Jedoch kam das „Rumm“ von Dirks Helfer, der ebenfalls nur Erfahrungen aus dem heißen Lager mit brachte, nicht ganz konstant, weshalb die guten Zeiten durch Cuts zunichte gemacht wurden. Zum Entsetzen der Konkurrenz gewann Martin den Wettbewerb mit einer Edago von Simprop. Falls auch ihnen dieses Modell nicht mehr geläufig ist, outet Sie das als Modellflieger mit weniger als 10 Jahren aktiver Laufbahn, denn die Edago ist seit dem nicht mehr im Programm. Streckung 7, Tiefdecker und ein Rumpf wie ein Elbkahn. Trotzdem ein zeitlos schöner Flieger und oben drein siegfähig, wenn er nur richtig rangenommen wird. Leicht abgeschlagen dahinter Hartmut Siegmann mit seinem modifizierten TL. Die Endleiste messerscharf geschliffen machte er sich schnell auf, Platz zwei in trockene Tücher zu bekommen. Gegen Ende des Rennens Schäpperte es bei ihm dann kräftig und zwar in der Luft. Andre Kubasik war mit involviert und sein Nurflügel „Multibumm“ durfte ebenfalls den einzig wahren Pylonfliegertot sterben. Die Modelle trafen sehr mittig, mit unterschiedlichen Flugbahnen aufeinander. Letzteres lässt die Kollisionsgeschwindigkeit groß werden, sodass sie spektakulär anzuschauen, in vielen Einzelteilen zu Boden regneten. Leider hat es niemand auf Bild festgehalten. Hartmuts Ersatzflieger der Nurflügel Vapire konnte die guten Zeiten erfolgreich fortsetzen. Der dritte Platz ging an meine Wenigkeit selbst. Da ich mit meinem eigenen Material nicht fertig geworden war, durfte ich ein modifizierten TL von Martin pilotieren.

P. Schreiber