Liezen 2008: Die Schartner Bombe

Es war ein Wochenende, bei dem man sich fragt, welchen psychologischen Grundsätzen die Vorhersagen der Meteorologen unterliegen. Zwei Wochen vor einem Wochenende wird das Wetter so schlecht vorhergesagt, dass ja keiner meckert, falls es wirklich schlecht werden sollte. Also sicherheitshalber Klimakatastrophe mit Hagel, Sturm und Weltuntergang. Und dann? Man brauchte nicht einmal ein Schlauchboot, ohne Sonnencreme war man schlechterdings aufgeschmissen. So viel zum Theme Wettervorhersage.

Die Pylonrichter in Liezen waren unbestechlich. Cut ist Cut! Aber mal ehrlich, ein Cut ist bei diesen sympathischen Pylonrichtern am Pylon #2 leicht zu verschmerzen. Laut FAI Sporting Code gibt es übrigens keine Pylonrichterinnen, sondern nur Pylonrichter. Wir finden, das sollte geändert werden!
(v.l.: Dreikäsehoch, Julia, Sabrina und Siegi)

Bei Meldeschluss zum World Cup war das Starterfeld in F5D ausgesprochen übersichtlich: nur 10 Anmeldungen, später dann noch eine Nachmeldung. Mit 11 Startern war das leider eine etwas magere Ausbeute. Ein Glück, dass der ÖAeC in den Genuss eines ordnungsgemäßen staatlichen Sportförder-programms für den Modellflug kommt, was die Durchführung solch kleiner internationaler Veranstaltungen überhaupt erst ermöglicht. Die Speed 400 (RC/E) Pylonflieger (4-Minuten Programm) brachten 9 Starter zusammen, so dass insgesamt 20 Piloten an den Start gingen. Das übersichtliche Treiben auf dem Flugfeld erinnerte etwas an die deutsche F5D Pylonszene vor wenigen Jahren.

Der Rennbeginn ließ sich entspannt an, die 400er flogen zwei Durchgänge. Der erste Start für F5D war für 11:15 Uhr angesetzt. Die Pylonrichter auf dem Kurs konnten sich gut einarbeiten, aus Sicht einiger Piloten zu gut. Man ist es möglicherweise nicht gewohnt, dass Pylon #2 und #3 voll besetzt sind und dass dann wirklich jeder Cut zählt. Bei normalen Rennen kann man sich schonmal durchlügen und wie auf Schmierseife um den Breitpylon rumschliddern, ohne dass es auffällt. Nicht jedoch im Rahmen eines World Cups. Spätestens in Runde 2 flogen die 400er auffallend weiträumig um den Breitpylon, man kann ja nie wissen. Dann war das Spiel zu Ende. Nun begann der Ernst des Lebens. In hohen Tönen kreischend, tieffliegend und beängstigend schnell.

Die Schweizer Eidgenossen: Willi Wälti, Marcel „Gurkentier“ Schlage, Carsten Garth und Christian Hanke.
Das Gurkentier gehört zur Gattung der Hominiden und konnte hier erstmals in freier Wildbahn beim Fressen beobachtet werden. Was ein Tier!
Rennatmosphäre pur: Christian Rößlers „Batleth“ mitten in der Wende am Breitpylon. Günther Mayr ist gerade im Anflug auf Pylon #2 (im Rücken des Fotographen). Es geht eng zu.
Stefan Fraundorfer auf Abwegen im Speed 400 Lager. Er war auch auf Abwegen in F5D, aber das ist ein anderes Thema.

Die F5D-ler gingen ans Werk. Maria Schiffer befahl den 7,5 Minuten Takt und nach 37,5 Minuten war der erste Durchgang zu Ende. Mit nur 4 Startgruppen kommt man mit dem Laden kaum hinterher, daher wurde ein Durchgang auf 45 Minuten festgelegt. Dennoch war aus dem Pilotenlager ein stetes Jammern zu vernehmen, dass die Akkus nicht voll werden oder dass man so viele Packs gar nicht dabei hat!

Alte Regel: Wenn es nichts zu jammern gibt, sind Piloten unglücklich. Mal wird zu wenig geflogen, dann wieder viel zu viel! Es kann nie richtig sein und wie es tatsächlich ist, ist sowieso immer und grundsätzlich inakzeptabel. Piloten halt. Und die Helfer? Die hatten es selten so leicht, wie in Liezen.

Die Winktiere haben einen ackigen und markanten Stil an den Tag gelegt. Der eine hat wie der gewunken hat, präzise wie ein Uhrwerk. Analogien mit Uhren verbieten sich. Wir sind hier in Österreich, aber diese Leistung erinnerte schwer an jenes Nachbarvölkchen, welches sich dem Rütli-Schwur und der Uhrmacherei verschrieben hat. Die Flaggenstangen haben die Jungs an diesem Rennwochenende weichgekocht. Sensationell! Ob irgendwann ein Upgrade auf Carbon-Skistöcke erfolgt?

Winktiere bei der Arbeit. Die Flaggenstangen haben sich vor Freude gebogen!
Den Rumpf von Christian Hankes gelbem Batleth hat der Anblick der Flaggenstäbe so beeindruckt, dass er durchgeknickt ist. Er war den g-Lasten am Pylon #1 nicht gewachsen, es hat beidseitig die Rumpfwand zerrissen. Die Luftschraube blieb wie durch ein Wunder heil. Trockner Kommentar von Christian: „3 Euro gespart.“ Leider ging der Datenlogger dabei verloren, auf dem er alle Flüge aufgezeichnet hat. Er war mit Li-Polymer Akkus nach 2008er Reglement unterwegs und diese Messdaten wären sehr aufschlussreich gewesen.
Der Rumpf vor dem Flug mit den Thunder Power Li-Polymer Akkus.
Fahndungsfoto: Logger gesucht, 1,75cm, gelbe Augen, Schrumpfschlauchanzug. Randnotiz: Weder Christian leidet an Leberzirrhose, noch die Kamera. Das quitschgelbe Kärcher Zelt sorgt für gelbe Impressionen. Christian, besorg Dir endlich eine fotoneutrale Wettbewerbsbehausung!!!
Argh!!! Ein hoffnungsloser Fall…
Dieser Akku ist… ! *ähem* Dieser Akku geht wohl nicht mehr ganz so gut.
Die Antriebsreste von Davids „PornoThor“. Eine erdige Angelegenheit. Absturz wegen Bruch des hochgestreckten Tragflügels in der Mitte. Das Modell ging vorher verteufelt schnell! Klassischer 7-Zellenantrieb.
Woran erkennt man den pylonerfahrenen Hund? Er sucht sich ein sicheres Plätzchen unter einem massivem Metallträger. Besser ist das. Der Hund von Meisingers hat wohl schon zu viele Pylonrennen gesehen.
Kinder! Da will man einmal ein ordentliches Foto schießen und dann sowas.
Von links: Christian Hanke, David Dzida, Carsten Garth, Christian Rößler und Marcel Schlage (sitzend).
Siegerehrung RC/E Pylon 400, v.l.: 2. Wachtler Oswald (AUT), 1. Fraundorfer Stefan (AUT) und 3. Hoff Martin (AUT).
Spaßfliegen am Abend. David Dzida mit seinem Doppeldecker vor traumhafter Kulisse. Eine Vorahnung von Alpenglühen.

Der gemütliche Teil am Samstagabend wurde dann bei Musik und verschiedenen unheimlichen steirischen Zaubertränken eingeläutet…

Sonntagmorgen…

Einige Helfer liefen am Sonntagmorgen mit rotgeränderten Augen auf. Kein Wunder – nach der Nacht. Irgendwann morgens zwischen um halb und drei endete die Musik, nach ungezählten Zugaben. Da hilft nur eins: Die Schartner Bombe!

Die „Schartner Bombe“ macht müde Helfer munter. Bei Siegi bestand da ein gewisser Bedarf… 😀
Das mit der „Schartner Bombe“ müssen Christian und Günther falsch verstanden haben. Der Knall war richtig laut! Kollision kurz hinter Pylon #3. Für Christian war das Rennen damit leider beendet, kein Ersatzmodell.
Walter Mayr startet das Ersatzmodell (Avionik D-05) seines Sohnes Günther. Derweil herrscht am Pylon #2…
Urlaubsatmosphäre! Marietta und Julia lassen es sich im Schatten des Regenschirms gut gehen.
Erwischt 1: Keine Ahnung, wer das ist. Aber wie man auf einem so spannenden Wettbewerb einschlafen kann, ist echt ein Rätsel! Klarer Fall von zu langer Nacht und zu wenig Schartner Bombe.
Erwischt 2: Elisabeth Stocker hat sich am Samstag erfolgreich um das unvermeidliche Foto gedrückt. Sie wusste nicht, dass der Kamera des Presseordinariats niemand entkommt. Sie hat wieder die Auswertung gemacht und alles perfekt vorbereitet.
Erwischt 3: Das Nichtfoto des Wochenendes. Peter Meisinger versucht ihn gerade noch zu verstecken, den „Demon“ eines nicht ganz unbekannten Piloten. Delikat, delikat – aber zu spät! :p
Siegerehrung F5D World Cup 2007, v.l.: 2. Günther Mayr (AUT), 1. Daniel Mayr (AUT) und 3. Marcel Schlage (SUI).
Die Sieger mit ihren Modellen, v.l.: Günther Mayr mit „Avionik D-05“, Daniel Mayr mit seiner Eigenkonstruktion und Marcel Schlage mit dem „Batleth“.

Fazit F5D World Cup 2007

Die Rennen waren spannend und es ging phasenweise sehr eng zu – manchmal auch zu eng, wie im Fall von Christian und Günther. Wetter und Laune waren super, die Jungs und Mädels vom WSV Liezen haben sich richtig ins Zeug gelegt: Essen, Spaß, Musik und was man sonst noch braucht, um glücklich zu sein. Eine schöne Veranstaltung ging am Sonntagmittag zuende. Ein ganz großes Dankeschön an alle Helferinnen und Helfer des WSV Liezen. Fly Low, Go Fast, Turn Left!

Euer Presseordinariat

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