Herbstliche Turbulenzen – 2.TW F5D DM Grevenbroich

Pünktlich zum Herbstbeginn rief der Aero-Club Grevenbroich-Neuss e.V. zum zweiten Mal in diesem Jahr die E-Pylongemeinde zu seinem perfekt ausgestatten Vereinsgelände. Diesmal sollte es aber einen offizielleren Rahmen haben als beim Speedmeeting im Frühjahr: Es ging um den zweiten Wertungslauf  der Deutschen Meisterschaften in F5D und F5D-Limited.

Dieser Wettbewerb beinhaltete gleich zwei Premieren: Es war der erste Wettkampf unter der Leitung von Jörg Heuser und der erste DM-Wertungslauf, den der Aero-Club ausgetragen hat. Beide Premieren sind aber voll geglückt und die Teilnehmer fanden einen gut organsierten Verein, Helfercrew und Wettbewerbsleiter vor.

Gemeldet waren zwölf Piloten in F5D und acht in Limited, wobei sich allerdings drei der Teilnehmer die volle Dröhnung gaben und in beiden Klassen antraten.

Außer Norman Göhl konnten alle bereits aus Herzebrock bekannten Newbies zu ihrem jeweils zweiten Wettbewerb begrüßt werden. Zusätzlich hatte noch der bereits seit rund fünfzehn Jahren im Verbrennerpylon erfahrene Andreas Kaiser die doppelte elektrische Herausforderung angenommen und trat gleich in seinem ersten abgasfreien Wettbewerb in beiden Ligen an. Als Wiederholungstäter war zudem der bereits vom letztjährigen Nördlinger Wettbewerb  bekannte Maximilian Krehan angetreten. Außer Andreas und wie üblich Thomas Grunenberg versuchte sich auch Rene Friedrich in beiden Klassen.

Modellmäßig wurde in beiden Leistungsklassen überwiegend auf bereits bekanntes Material gesetzt, also Avionik, Excite, Viper, Turn Left, Flipper und Sharky. Die neue und äußerst eng geschnittene Fornication5D mit Getriebeantrieb erlebte ihren zweiten Einsatz nach Herzebrock und schlug sich bereits mehr als wacker. Dieses äußerst extrem geschnittene Modell mit Pendel-Höhenleitwerk, fest in die geschlossene Flügelschale integrierten Querruderservos und „Profilsehnensprung“ in diesem Bereich stellt wohl einen vorläufigen Höhepunkt in der Entwicklung dieser Sportgeräte dar. So ist der Rumpf auf die ausschließliche Verwendung je eines zwei-und dreizelligen Akkus mit 1800mAh ausgelegt. Andere Formate passen definitiv nicht!

Die Getriebeantriebe etablieren sich zusehends, auch wenn die lange bewährten Direktantriebe noch immer hervorragend mithalten können. Die weniger aggressive Akustik der Untersetzten könnte allerdings durchaus bei der Gewinnung neuer Ausrichtervereine hilfreich sein.

So gingen denn in der ersten Gruppe Rene Friedrich, Christian Kropp und Andreas Kaiser mit ihren Limiteds in den Kurs. Die Routiniers Rene und Andreas legten vor, aber Christian folgte mit seinem schreckgrünen Flipper aus Jochen Schlüters Manufaktur auf dem Fuße. Der erste Durchgang dieser Gruppe ging trotz Cut an Rene, gefolgt von Christian mit ebenfalls einem Cut. Andreas‘ Antrieb ging vor dem Ziel die Puste aus, er kassierte auch in der Folge noch mehrmals 300 Punkte aus gleicher Ursache. Überhaupt erreichten auch in den folgenden Läufen auffallend wenige Limited-Modelle unter Feuer das Ziel, der Supercut wurde recht häufig genutzt.

Danach Marcel Krämer, Christoph Meier und Arndt Schafmeister in F5D. Marcel lag in diesem und auch in allen folgenden Läufen um bzw. knapp unter sechzig Sekunden, Christoph mit der Fornication5D stets leicht darüber. Wenn es dicke Luft tatsächlich gibt, dann hatte diese hier offenbar die Konsistenz von Honig. Die richtig superschnellen Zeiten blieben an diesem Wochenende jedenfalls in beiden Klassen überwiegend aus, die Energiekriese schlug meist in der neunten Runde und früher gnadenlos zu. Nach formidablem erstem Durchgang mit 62.28 Sekunden cuttete der gut trainierte Arndt in den folgenden Läufen des Öfteren und erntete mehrere Zweihunderter. Später feuerte er seine Avionik mit einer flotten Rechtsrolle kurz vor dem Spitzpylon ins Ex-Rapsfeld, woraufhin der offensichtlich aufgerissene Lipo weithin sichtbar zündelte und dem Begriff „Kohle im Modellbau“ eine völlig neue Bedeutung gab. Ein Ohrenzeuge sprach von einem kurzen Flattergeräusch unmittelbar vor dem Einschlag, die wahre Ursache blieb aber wohl ungeklärt.

Der spätere Limited-Sieger Martin Botsch zeigte seine Klasse im Clinch mit Andrej Jarresch und Maximilian Krehan in Gruppe drei, er flog in seinem zweiten Wettbewerb mehrfach unter 100 Sekunden, fing sich aber ebenfalls bei rund jedem zweiten Flug eine Klappe ein. Bestätigung für die knappe Linienführung! Andrej sorgte unter Verwendung von 35MHz für den zweiten Modellverlust an diesem Wochenende und stieg später auf einen von Rene geliehenen El Nino um. Dieses Teil hatte dann auch genug Bums für alle zehn Runden, es ging aufwärts. Maximilian kämpfte mit Modell, Kurs und Nerven und brachte seinen Turn Left nur einmal über alle zehn Runden.

An Dirk Belting in Gruppe vier führte auch diesmal kein Weg vorbei. Zwar nahm Andreas Kaiser zusammen mit Kai Falkenberg beherzt die Verfolgung auf, kämpfte jedoch nach eigenem Bekunden heftig mit dem wechselnden Rhythmus zwischen F5D und Limited. Kai’s „Sissi und Franz“-Frankenstein überlebte auch diesen Wettbewerb, jedoch fand auch er kein rechtes Mittel gegen Stromnot und Cutsucht.

Jochen Schlüter und Doppelstarter Thomas Grunenberg hielten sich in Gruppe fünf trotz Thomas‘ doppeldeutiger Ankündigung „Man trifft sich im Kurs!“ zumeist am jeweils entgegengesetzten Ende desselben auf, so dass die allseits erwartete Feindberührung diesmal ausblieb. Jochens längerer Atem aus dem Blasloch seines neuen Flippers und die geringere Cutzahl ließen ihn dem ermüdeten Sharky letztendlich recht überzeugend davoneilen, am Ende also in Limited Platz zwei für Jochen, Platz drei für Thomas. Gratulation!

Die Zusammenkünfte zwischen Carsten Garth, Andre Noy und Rene Friedrich verliefen ebenfalls recht abwechslungsreich. Rene nutzte zwecks besserer Beherrschbarkeit bei weitem noch nicht die volle Leistungsfähigkeit seines F5D-Setups und musste sich daher mit Rundenzeiten um 90 Sekunden zufriedengeben, was denn auch mit einer durchaus angenehmen Akustik von 1998 einherging. Dafür cuttete er seltener und konnte am Ende Platz neun für sich verbuchen. Carsten semmelte seinen Flieger bei einem späteren Start unter Propellerradienhöhe über Grund und musste danach mangels eines Ersatzlöffels wettbewerbstechnisch gesehen denselben abgeben. So war es an Andre Noy, seinen Kollegen mittlere Sechziger-Zeiten um die Ohren zu hauen und so schlussendlich den fünften Platz für sich zu verbuchen.

In der siebten und letzten Gruppe trafen dann Rene Dzida und Thomas Grunenberg glücklicherweise nicht wirklich aufeinander. Der Geschwindigkeitsüberschuss von Rene’s Avionik auf Thomas‘ nun „offenen“ Sharky war zeitweise doch schon recht gigantisch und Rene’s kaltblütige Abgebrühtheit und sein wirklich extrem enger, aggressiver Flugstil wurden schließlich mit dem verdienten Platz zwei belohnt. Rene flog zudem mit 55,56 Sekunden die schnellste cutfreie Runde dieses Wettbewerbs! Diesmal wurde sein offensichtliches Motto „Alles oder nichts“ wirklich belohnt.

Auch wenn es am Samstagabend in der F5D-Klasse noch durch eine souveräne Führung von Rene Dzida und einem auf Platz drei abgeschlagenen Dirk Belting nach einem spannenden Saisonende in Nördlingen um den DM-Titel aussah, so machte uns Dirk am Sonntag mit seiner entfesselten Aufholjagt doch einen Strich durch diese Rechnung. Er gewann auch den zweiten Lauf zur DM Wertung und damit vorzeitig auch den DM-Titel. Somit sind in F5D „nur noch“ die weiteren Ränge zu vergeben und mit fünf potentiellen Anwärtern (Meier, Dzida, Kremer, Niethammer, Schlief) wird ein heißer Kampf um Platz zwei bis sechs ausbrechen.

So hatten alle anwesenden Piloten ihren Spaß auf diesem vom Grevenbroicher Verein auf letzer Rille hervorragend durchgeführten Wettbewerb. Mit Martin Botsch (P1 Limited) und Jochen Schlüter (P2 Limited) konnten zwei neue Piloten ihre bereits erfahreneren Gegner in die Schranken weisen und werden sicher mit der höchsten Motivationsstufe auf den Limited-DM-Titel nach Nördlingen ziehen.

Damit stellt die gegenüber F5D etwas gemäßigtere Limited-Klasse ihre absolute Tauglichkeit als Einstieg in die Luftrennerei mal wieder unter Beweis. Spannende Rennen sind garantiert, mit handelsüblichem Material und sauberem Flugstil sind vordere Plätze absolut möglich und es kann sogar mit nur einem Modell und zwei Setups in beiden Klassen gestartet werden. Allerdings muss betont werden, dass ein offenes F5D-Gerät mit teils mehr als dreifachem Leistungsdurchsatz ein ganz anderes Tier ist und daher noch mehr mit gehörigem Können und gebührendem Respekt bewegt werden will. Fehler werden hier kaum verziehen!

So ruft nun Nördlingen am 06./07.Oktober wie zuletzt üblich zum Saisonabschluss. Alle Aktiven hoffen auf den Mut der noch Inaktiven, sich einmal auf dem Kurs zu versuchen, die Ergebnislisten mit Können und Glück durcheinander zu wirbeln und ordentliche Turbulenzen zu verursachen. Dass dies möglich ist, wurde in dieser Saison bereits bewiesen.

Bericht: Thomas Grunenberg