Die glorreichen Sechs bis Sieben – 1.TW F5D DM Herzebrock 2012

Es war mal wieder so weit. Am ersten Juni-Wochenende fand nach zweijähriger Pylon-Pause der erste Lauf zur deutschen Meisterschaft F5D/F5D-Limited auf dem herrlich weitläufigen und hindernisfreien Vereinsgelände des MFC-Condor in Herzebrock statt.

Insgesamt achtzehn speedwillige aus ganz Deutschland fanden den Weg auf das Gelände nahe Oelde. Im Gegensatz zum eher international angehauchten Speedtreffen in Grevenbroich am 21./22.April und den Wettbewerben der vergangenen Jahre blieb dieser DM-Lauf jedoch leider eine rein deutsche Angelegenheit.

Erfreulich dagegen war die ungewöhnlich hohe Zahl an Neueinsteigern. Nicht weniger als sieben hochmotivierte Newbies hatten sich gemeldet, die etablierten Piloten das Fürchten zu lehren. Mit Norman (Stadtkind) Göhl, Jochen (Crusher) Schlüter, Martin (m-ultimate) Botsch, Tobias (Tobiwankenobi) Hopp und Christian Kropp traten letztendlich fünf bereits aus Grevenbroich bekannte Limitierte an. Norman startete mangels Limiter im ansonsten regelkonformen Modell allerdings außer Konkurrenz. Als Überraschungsgast konnte Arndt Schafmeister begrüßt werden. Er ging gleich in die Vollen und schickte ein reinrassiges F5D-Schalentier ins Rennen.

Nach der Begrüßung durch den Wettbewerbsleiter Klaus Brettner mit anschließendem Briefing vor allem der neuen Teilnehmer ging mit Jochen, Rene und Christian die erste Limited-Gruppe bei Kaiserwetter auf den Kurs. Jochen hatte seinen neuesten Flipper zwecks Helferverwirrung exakt im Farbchema von Rene’s Excite lackiert. Er zeigte von Anfang an einen sehr sauberen und tiefen Flugstil und ließ nur in der allerdings knackigen Wende um Pylon 3 ein paar Zehntel liegen. 119,95 Sekunden bereits im ersten Lauf ohne Cut lassen sein wahres Potential nur ahnen. Christian’s ebenso enger Flugstil dagegen wurde aufgrund der ein wenig zu knapp bemessenen Laufzeit seines Setups häufiger mit 300 Punkten „belohnt“.

Martin Botsch mit Bathlet und Tobias Hopp auf Turn-Left zirkelten ihre Modelle in Startgruppe drei ebenso gekonnt um die Ecken und ließen nichts anbrennen. Persönliche Bestzeiten von 99,20 Sekunden für Martin und 122,66 Sekunden für Tobias lassen aufhorchen. Unterstützt durch die Linientreue der Newcomer jagte auch der einzige Sharky (Thomas, wer sonst!) mal wieder in vertrauten Gewässern und knabberte fast unbemerkt eine Ecke aus Tobias‘ Höhenleitwerk. Lord Helmchen himself bemerkte aufgrund seines nahezu schalldichten Kopfputzes den Beinahe-Crash nicht einmal. Auch ein Rempler zwischen Jochen und Rene in einem der weiteren Läufe blieb bis auf leichtes Ohrensausen am Flipper ohne weitere Folgen. Es fehlt hier offensichtlich am gebührenden Respekt vor den älteren Kollegen! Und das ist gut so!!

Nicht so gut lief es leider für den jüngsten im Feld, den erst 17-jährigen Norman. Seine Höhen-Rudermaschine durchwanderte auf Ihrem Weg durch die Winkelgrade alle möglichen Nullstellungen am Leitwerk des Flipper-V, und selbst durch den Tausch gegen ein Servo aus Hannes‘ Beständen waren die Klappen nicht auf eine vernünftige Linie zu bringen. Zudem schienen alle Servos nur Vollausschlag zu kennen, entsprechend unkoordiniert zeigte sich die Flugbahn des selbstlaminierten Teiles. Aber auch Fehlschläge sind lehrreich, und allein der Mut, den Selbstbau derartiger Voll-GfK/CfK-Modelle in Angriff zu nehmen und im Wettbewerb einzusetzen nötigt Respekt ab.

Währenddessen zogen die erfahreneren Wettbewerbspiloten relativ unspektakulär ihre Runden. Dirk Belting prügelte seine Avionik gewohnt routiniert um die Marken, seine Führung war nie ernsthaft gefährdet. Eine derartige Hochform über sicher mehr als zwanzig Jahre halten zu können ist schon beneidenswert.

Hannes Niethammer setzte den mit Christoph Meier entwickelten, brandneuen Fornication-5D ein. Zunächst blähten sich Hannes‘ Akkus wie Tauben in der Balz, ließen dabei aber offensichtlich den rechten Druck vermissen. Nach entsprechendem Tausch wurde von ihm wieder die übliche Form an den Tag gelegt, und auch wenn er sich zu letztem Jahr nochmal steigern konnte reichte es noch nicht,  Dirk’s Führung in Gefahr zu bringen. Dementsprechend hochverdient Platz 2.

In Startgruppe zwei ging es zwischen Altmeister „Tomatenkopf“ Martin Schlief und Christoph eng her. Christoph legte gleich zu Anfang gut vor, änderte aber scheinbar seine Strategie nach einem 200er in Lauf Zwei auf eher „konservativen“ Flugstiel und versuchte, seinen Vorsprung auf Martin auszubauen bzw. ins Ziel zu retten. Das ging auch fast auf, wäre er nicht im Lauf 10 nochmal einen Cut geflogen, wodurch Martin bis auf 0,2 Sekunden(!) in der Summe der Wettbewerbs-Zeiten an Christoph heran kam. Am Ende war es Platz 3 für Christoph, und der vierte Platz ging an Martin.

Und eben in dieser Gruppe zwei, eingekeilt zwischen Christoph und Martin, drehte ruhig und unauffällig Arndt Schafmeister seine Runden. Unauffällig, da nicht langsamer!! Mit Zeiten zwischen 60,22 und maximal 72,36 Sekunden, im Schnitt also ca. 65 Sekunden nagelte er seine Avionik in seinem ersten F5D-Wettbewerb wie ein Altmeister um den Kurs. Wehe, er trainiert! Sein zehnter Platz spiegelt jedenfalls in keiner Weise sein tatsächliches Potential wider.

So wurde also am Samstag in vielerlei Hinsicht richtig Gas gegeben, es wurden letztendlich zehn Durchgänge bei idealen Bedingungen geflogen und der für Sonntag angekündigte heftige Regen schien unvorstellbar. An dieser Stelle ein großes Lob und heftigsten Dank an die Helfer.

Bei endlich mal richtigem Bier schmeckte das Grillgut gleich noch dreimal besser und es wurden bis in den Abend etliche Ampere geschnackt. Trotz der langsam hereinbrechenden Kälte grassierte bei einigen Pyloniken mal wieder die schreckliche Unsitte des „Camping am Platz“, so dass bis in den späten Abend hinein auch über die sozialen Aspekte des sinnlosen Herumrasens im Kreis und die Möglichkeiten einer Wiedereingliederung in die normale Gesellschaft philosophiert werden konnte. Aber im Ernst, das entspannte Beisammensein nach erfolgreichen oder auch erfolglosen Runden bei Niedrigprozentigem mit anschließender Übernachtung am Platz gibt Gelegenheit zum gemütlichen Klönschnack auch über persönliches und hilft damit, Altmitglieder zu halten und neue Piloten dauerhaft zu integrieren. Soll heißen, Hotel ist hygienischer, aber duschen kann man auch zu Hause!

Der Sonntag ist schnell erzählt: Das Wetter vollführte über Nacht eine Kehrtwende, an Flugbetrieb war nicht zu denken. So fiel leider auch das samstags noch angedachte Ausscheidungsrennen mit abschließendem Gold-Race endgültig ins Wasser. Verständlicherweise blieb unter diesen Bedingungen dann auch Ingo Luhmann, der siebte im Bunde der Newbies, dem Wettbewerb letztendlich fern. Er hatte sich allerdings aus Termingründen von vornherein nur für den Sonntag angemeldet.

Die verwendeten Modelle und Antriebskomponenten inklusive der Lipo-Akkus sind absolut standfest! Zwei bis drei Akku-Packs sind vollkommen ausreichend, es können damit locker zwei bis drei Saisons bestritten werden. Die Akkuschlachten aus Zeiten NiCd/NiMh gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Sicher macht diese Tatsache zusammen mit der heutigen freien und relativ preiswerten Verfügbarkeit sehr guter Komponenten den Einstieg in diese schöne Rennklasse leichter.

Absolut auf dem Vormarsch in F5D sind derzeit die Getriebeantriebe, meist an fünf Zellen mit ca. 1800mAh. Der Sound ist gegenüber den von derzeit ca. 50% der Teilnehmer verwandten Direktantriebe durchaus angenehm leise. Einen Vorteil in der Geschwindigkeit oder Effizens zu den Direktantrieben konnte man aber nicht feststellen.
In Limited werden weiterhin nur Direktantriebe mit Starr-Propellern an zwei bis drei Zellen verwendet.

Die Siegerehrung wurde dann bei lecker Gegrilltem unter dem Partyzelt vollzogen. Schön war, dass die Firma GensAce eine längst vergessene Tradition wieder aufleben ließ und alle Limitedpiloten zusätzlich zu ihrer Urkunde Sachpreise in Form von LiPos oder Reglern erhielten.

Auch wenn der Sonntag als Renntag ins Wasser fiel, war der MFC-Condor mal wieder ein perfekter Gastgeber, der uns ein schönes, spannendes und interessantes Wochenende bot.

Text von Thomas Grunenberg, redaktionelle Unterstützung Christoph Meier