3. Teilwettbewerb zur DM 2009
Ein Bericht von Rob Ashley-Roche übersetzt von Ralf Metzger mit freundlicher Genehmigung von www.f5d.co.uk
Mein Wecker fing am Freitag den 23. Oktober 2009 um 3.00 Uhr zu piepen an und ich hasste denjenigen, der mich überredete, nach Deutschland zu fahren um an diesem F5D Wettbewerb teilzunehmen.
Als Mark um 3:30 Uhrauftauchte, hasste ich bereits die ganze Welt, aber als wir uns um 6:30 mit Olli und Paul in Dover trafen, war ich bereits einen Schritt weiter und dachte, dass wir alle total durchgeknallt sind.
Erst als wir auf der Fähre im größten Fry Up (Anm. englisches Frühstück mit Würstchen, Speck, Eiern und Bohnen) seit Jahren herumstocherten und Costa Kaffee tranken, erinnerte ich mich daran, dass es nichts Besseres gibt, als mit Gleichgesinnten auf einen FAI Wettbewerb zu fahren und deshalb tun wir ja so verrückte Dinge. Gerade als die Stimmung heiterer wurde, musste ich feststellen, dass Jungs (Ollie) die stinkendsten Füße haben, die man sich vorstellen kann, und keine Kontrolle über ihre Körperwinde haben. Das bedeutete, das die Lüftung und elektrischen Fensterheber von Marks Kleinbus in Frankreich, durch Belgien und in Deutschland eine Menge zu tun hatten, während der Rest von uns nach Luft schnappte. (Notitz für mich, das nächste Mal packen wir Ollie in einer Kiste auf das Dach).
Als wir bei der Adresse des deutschen Modellflugplatzes ankamen, sahen wir uns von Häusern in mitten einer Stadt umgeben und begannen zu glauben, dass etwas nicht stimmte. Nach einem kurzen Anruf bei Darron, der zum Glück noch in UK vor einem Computer saß, hatten wir die Koordinaten des Flugplatzes, die wir ins Navi eingaben, der uns eine neue Position 16 Meilen entfernt gab. So fuhren wir weiter und waren eine halbe Stunde später am Fuß eines Hügels wo man gut hätte fliegen können, aber es schien immer noch etwas faul zu sein, da wir immer noch allein waren und weit und breit waren keine Anzeichen für einen Modellflugplatz zu sehen waren. Zum Glück gaben wir beim dritten Versuch die Koordinaten mit Punkt statt Komma ein und der Navi schien uns wieder zum ersten Ziel zurückzuführen – Arrrr. Um eine lange Geschichte zusammenzufassen, die Adresse schien die des Vorstandes zu sein, die uns nicht weiterhalf. Wie es das Schicksal wollte, sah ich aber auf der Fahrt zum ersten Ziel etwas, das ein kreisendes Modell hätte sein können. Nach der üblichen Diskussion: „Das ist ein Vogel“ / „Das ist ein Flugzeug“, waren wir so verzweifelt, dass wir trotzdem in diese Richtung fuhren und Bingo, das war der richtige Ort. Was noch ärgerlicher / lustiger war ist, dass wir als wir dort ankamen feststellten, dass wir in der letzten Stunde an einer Menge leuchtend gelber Wegweiser vorbeifuhren, auf denen stand „Internationaler Modellflugverein“, aber wir dachten, dass sie zu dem nahegelegenen Flughafen (Anm. Köln/Bonn) gehörten. (Zweite Notiz für mich: Deutsch lernen)
Der Modellflugverein sah aus wie ein typischer Modellflugverein, abgesehen von denen im Vereinigten Königreich, mit einem schönen Gebäude, Sicherheitszäunen, Spielplatz, Grillplatz, Küche und vor allem, einer Bar! Sofort wurden wir von Deutschen begrüßt, die alle Englisch sprachen, es wurden uns Getränke angeboten und man zeigte uns, wie man sich ins Flugbuch einträgt um trainieren zu können. Da ich bestens vorbereitet war, nutzte ich das erste Angebot und versuchte das Bier aus der Region, während Ollie und Paul ihre Ausrüstung klar machten um ein paar Testflüge zu machen. Alles verlief reibungslos und nach den Flügen genehmigten wir uns alle eine Runde mit den Einheimischen und fuhren schließlich zum Holiday Inn 4 Meilen die Straße zurück und genossen „essen Sie alles, was Sie sehen“ (Anm. das steht da so) für 12 Euro beim Chinesen gleich nebenan. Yum! Yum!
Am nächsten Morgen leistete uns Darron Gesellschaft, der am Abend vorher um 22:30 Uhr mit dem Flugzeug ankam und gemeinsam ging es um 9:00 Uhr zur Pilotenbesprechung. Die Sicherheitsregeln wurden besprochen und sofort kamen bei mir Erinnerungen an den letzten Wettbewerb in Deutschland hoch, als die Sicherheitslinie sehr nahe an Pylon Zwei war. Diesmal war zwischen Pylon Drei und der Sicherheitslinie wenig Platz und wenn man diese zweimal überflog gab es 200 Punkte. Das wurde ein ziemliches Problem für uns, wie sich später zeigte.
Es war kalt mit einer steifen Briese direkt aus Richtung Spitzpylon und Regen deutete sich an, so dass ich mir dachte, dass die Zeiten so Mitte 60 werden würden, insbesondere weil wir in den Kurs starteten und nicht wie auf dem Festland üblich aus dem Kurs. Für uns war das normales britisches Wetter und die normale Startrichtung, so dass Plätze unter den Top Fünf möglich schienen. Diese Hoffung hielt jedoch nicht lange…
Der erste Durchgang startete um Punkt 10:00 Uhr mit 5 Minuten Pause zwischen den Rennen, so dass es offensichtlich war, dass man rechzeitig vorbereitet und eine Gruppe früher in der Readybox sein musste. Mark übernahm die Aufgabe und alles lief glatt. In der zweiten Gruppe des Tages tauchten Namen auf, die mir bekannt vorkamen, Rene Dzida und Dirk Belting aus Deutschland und Marcel Schlage aus der Schweiz. Ich schaute der Gruppe zu und Rene flog eine 58,5. Das war das erste Mal, dass ich eine Zeit unter 60 ohne Cut sah. Dirk flog 62 und Marcel 61 mit einem Cut, also ging ich davon aus, dass es doch ein Tag mit schnellen Zeiten werden würde. Der erste von uns war Darron, der mit der Sicherheitslinie kämpfte, die er dreimal überflog und eine 200 bekam. Als nächster kam ich. Ich beschloss alles zu geben und flog eine saubere 63,6 was für ein paar überraschte Gesichter sorgte, mich aber genauso überraschte. Olli flog 70 mit einem Cut. Paul hatte Schwierigkeiten sich bei den kleinen niedrigen Pylons zu orientieren und cuttete am Breit ungefähr 6 Mal, sehr zum Vergnügen des Wettbewerbsleiters, der Paul einen ordentlichen Rüffel gab und ihm den Rekord für die meisten Cuts verlieh. Von da an kann ich mich nur noch verschwommen an jede Menge Probleme mehr oder weniger für jeden von uns erinnern. Ich hatte merkwürdige Motorlaufzeiten die, wie wir schließlich merken, durch eine lockere Motorbefestigung kamen. Der Spinner scheuerte am Rumpf und sorgte dafür, dass ich die Ziellinie nur noch segelnd erreichte. Darron kämpfe verbissen mit Pylon Nummer Drei und der Sicherheitslinie und Olli gönnte Paul den Titel Cut-König nicht und nahm sich vor immer am Spitz abzukürzen, was er auch fast schaffte. Pauls Tag bestand darin ein Modell sauber zum Fliegen zu bekommen, das er erst am Tag zuvor das erste Mal geflogen war. In der sechsten Runde flog er allmählich Zeiten unter 70 und schaffte am Ende des Tages sogar eine 67. Aber mit zu vielen 200ern aus den Flügen davor war klar, das die Top 10 Plätze nicht mal in Sichtweite waren.
Nach sieben Runden war uns klar, dass die Podestplätze kein Thema mehr für uns waren, was bedeutete, dass wir die örtliche Gastronomie Samstagabend voll auskosten konnten und uns keine Sorgen über Kopfschmerzen am nächsten Morgen machen mussten. Die Veranstalter hatten einen großen Tisch in einer Wirtschaft reserviert und wir waren so nett uns auch einzuladen, so dass wir hingingen. Als wir dort auftauchten, waren schon 40 – 50 Leute da und es wurde ein lustiger Abend. Wir probierten das Bier aus der Region und Schnaps und blödelten mit den anderen rum, was ziemlich verwirrend werden kann, wenn die meisten nur wenig Englisch und man selbst gar ein Deutsch kann.
Um 9:00 Uhr waren wir wieder auf dem Flugplatz für die letzten drei Flüge. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne stand niedrig über Pylon Eins und es war dunstig, da es die ganze Nacht geregnet hatte. Aber die Spitzenpiloten knallten immer noch 59er und 60er Zeiten hin. Es war also offensichtlich, dass ihnen das Wetter egal ist, sie fliegen einfach sauschnell.
Unsere Geschwindigkeit war gut aber wir verloren Punkte weil wir Pylon Drei cutteten oder die Sicherheitslinie überflogen, da dazwischen nur ein schmaler Korridor war. Da wird einem dann klar wieso die Jungs so gut sind. Wir fliegen auf einem Flugplatz, der 2 x 2 Meilen (Anm. 3,2 x 3,2 km) groß ist und unsere Sicherheitslinie ist soweit weg, dass wenn die jemand überfliegen würde, man sich fragen muss, ob man den überhaupt fliegen lassen darf. Deren Sicherheitslinie ist so nah, dass schon Anfänger gezwungen werden diszipliniert zu fliegen, was vielleicht erklärt warum die Top 9 Piloten alle Durchschnittszeiten unter 70 hatten.
Die gute Nachricht ist, dass jeder von uns Zeiten unter 70 schaffte und nur Pauls Modell bei einem missglückten Start beschädigt wurde, was leider hieß, dass er nicht weiterfliegen konnte. Das ermöglichte Olli, dass er seinen Lehrmeister überholen konnte, was er auch machte. Wahrscheinlich grinst er deswegen immer noch.
Der letzte Durchgang endete um 12:20 Uhr und der bewährte Grill war wieder befeuert während die Punkte zusammengezählt wurden. Ein Mitglied des Vereis schraubte ein paar eindrucksvolle Modelle zusammen und machte ein paar Showflüge um uns während der Pause zu unterhalten. Das reichte von einer sehr große Sopwith Camel bis zu einem schnellen modernen Jet und sie flogen sogar ein paar Schaumwaffel-Pylons. Vielleicht können wir sie ja mal zu einem internationalen Schaumwaffel-Pylon Treffen herausfordern
Die Siegerehrung begann um 13:30 Uhr und um dem Ganzen ein bisschen mehr Würze zu geben, spielten sie sogar die Nationalhymne über Lautsprecher als wir unsere Urkunden erhielten. Ich schätze wir haben an diesem Wochenende eine Menge Freunde gewonnen, da ich mir sicher bin, dass unser Applaus genauso laut wie der der Sieger war, was sehr nett war. Wir mussten dann aber schleunigst weg, da unsere Fähre um 18:30 Uhr ging.
Also, wie hat das mit dem Spionieren geklappt?
Nun, ich denke, sie habe mit ein bisschen Spionage gerechnet, da jedesmal wenn ich in die Nähe von Marcels, Dirks oder Renes Modell kam einer aus dem Deutsch Team wie ein Hund bellte, was sehr merkwürdig, aber offensichtlich ein Alarmsystem war, das sie eingerichtet hatten.
Dennoch versuchte ich Marcel einfach direkt zu fragen und er bestätigte mir ein paar Punkte, die mir aufgefallen waren.
1. Jeder der einen D05 flog, hatte die Version ohne Wölbklappen
2. Die verwendeten Propeller reichten von 4,7 bis 5,5 CAM, aber ich sah auch ein paar APC
3. Marcel fliegt einen Neu Motor und flog eine 4,7 beim letzten Wettbewerb und probiert nun eine 5,5 mit einem anderen Neu
4. Die meisten scheinen Kokam Zellen zu verwenden und benutzen Heizungen um einen gleichmäßige Temperatur hinzubekommen
5. Alle ohne Ausnahme verwendeten SM Limiter und die meisten hatten sogar noch nie was von einem Neu Limiter gehört, was zu Problemen bei der Modellkontrolle führte
Gedanken nach dem Wettbewerb
Es war eine lange Fahrt heim, obwohl Darron und Olli sich näher kamen und Darron Olli eine A bis Z Einführung in die Technik des F5D gab, was Olli ruhigstellte und wiederum uns alle glücklich machte. Außerdem gab mir das die Gelegenheit auch meinen Senf dazuzugeben, wodurch die Zeit wie im Flug verging. Das ermöglichte Paul zu schlafen, wobei er etwas von wegen, dass er nie wieder so ein schwules Elektroflugzeug anfassen werde solange er lebt, murmelte. Mark fuhr schweigend mit knirschenden Zähnen.
Was mir und Darron klar wurde ist, dass wir nicht immer einer Meinung sind. Ein Thema für Missstimmung ist, dass es meiner Meinung nach egal ist was für einen Propeller und was für ein Modell man fliegt. Was wirklich zählt ist dass man schnell, tief und linksrum fliegt. Das taten zumindest die Spitzenpiloten Runde für Runde auf exakt der selben Spur. Um noch schmalziger zu werden: Für eine Zeit unter 60 braucht man – nein nicht den Schampus – Marcels rechten Daumen.
Ja, wir werden nächstes Jahr hoffentlich wieder zu einem deutschen Wettbewerb fahren, weil es ein tolles Wochenende war. Wenn Du also Lust hat mitzukommen, schreib Deinen Namen rechtzeitig in die Liste, weil der Kleinbus nur drei Sitze hat.
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–Bilder von Jens Göbel:
DM Gesamtwertung F5D 2009 (von links nach rechts)
2. Platz Marcel Kremer, 1. Platz René Dzida , 3. Platz Dirk Belting
DM Gesamtwertung F5D-Limited 2009 (von links nach rechts)
2. Platz Ralf Metzger, 1. Hans-Georg Rößler , 3. Platz Kai Falkenberg