Herzebrock 2009: Midairs Over Herzebrock

Dreimal im Jahr treffen sich die elektrisch motorisierten Pylonflieger zur deutschen Jahresrunde F5D. Meistens sind es die gleichen. Man kennt sich. Eine kleine Gruppe vom speedinfizierten Modellfliegern.
Eine Gruppe, die offen nach außen und freundlich und fröhlich nach innen ist. Wie jedes Jahr guckt man sich seine Kumpels und die Modelle an: Was gibt es Neues, was hat sich über den Winter getan, was wurde gebaut, wer hat mehr Speck um die Hüften usw. Im Grossen und Ganzen ist alles beim Alten geblieben.

smalltalk
Ein bisschen Smalltalk – schließlich hat man sich ja lange nicht mehr gesehen

Mit dem Ziel, 10 Runden so schnell wie möglich mit einer definierten Energiemenge zu absolvieren, sind somit 25 Piloten zum ersten Teilwettbewerb von dreien*) nach Herzebrock gereist. Diese drei Teilwettbewerbe der deutschen Meisterschaft sind gleichzeitig die Qualifikation für die Weltmeisterschaft F5D 2010 in Muncie USA für das deutsche Team. Dies ist eine Grundlage für spannende Wettbewerbe. Es reisten aber auch trotz der langen Anfahrt überraschend viele Teilnehmer aus Österreich und der Schweiz an.

Ralf
Ralf Metzger – Sieger in der Klasse F5D Limited

Klaus und Patricia Brettner und der MFV Condor Herzebrock e.V. haben zu diesem Event eingeladen. Der Wettbewerb wurde sehr gut vorbereitet und konnte pünktlich mit einer Limited Gruppe gestartet werden. Insgesamt haben sich vier Piloten in dieser Klasse angemeldet, plus Bastian Könen der ohne Limiter und damit außer Konkurrenz mitflog. Ralf Metzger, einer der kreativen Köpfe der AkaModell München, trat das erste mal in der Limited-Klasse seit dem Reglementwechsel an, das nun auch die Verwendung eines Energielimiters vorschreibt. Er schien sich wohl zu fühlen. Seine mehrjährige Abstinenz vom Wettbewerbsfliegen hat sich nicht bemerkbar gemacht und er zog souverän seine Runden. Gute Zeiten und ein exakter Flugstil ermöglichten es ihm, den schönen Pokal in den Süden Deutschlands zu tragen. Die Limited Klasse erlaubt spannende Rennen mit gleichen Voraussetzungen. Der Unterschied zur „großen“ FAI Klasse ist ein niedrigeres Energielimit (450 Wmin gegenüber 1000 Wmin) und das Verbot von Eigenbauten bei Motor, Regler und Propeller. Die daraus resultierende niedrigere Geschwindigkeit ermöglichte es, auf die Konkurrenten zu reagieren und sorgt für spannende Positionskämpfe. Will man viel Spaß erleben und ist sich noch etwas unsicher betreffend seines Flugstils, ist dies genau die richtige Klasse für Einsteiger. Das Rennfeeling ist da und die gute Stimmung ist auch vorhanden. Voll-Gfk ist nicht zwingend notwendig und Geheimnisse um die eingesetzten Antriebe gibt es nicht (siehe RCN). Leider ist die Anzahl der Teilnehmer in der Einsteiger (Limited) Klasse geschrumpft, da verschiedene Piloten aufgehört oder in die FAI Klasse gewechselt haben. Als Beispiel fliegt der amtierende Deutsche Meister Jörg Heuser nun bei F5D mit. Den umgekehrten Fall gibt es aber auch, so hat sich Steffen Müller entschieden, in der Limited Klasse mitzufliegen und wurde auch prompt Zweiter. Peter Hansen erreichte mit kampferprobter Turn Left Fläche den dritten Platz.

Marcel
Marcel Kremer freut sich über seine neue Bestzeit

Bei der schnelleren FAI Klasse dominierte klar Marcel Krämer, welcher den alten Männern zeigte, wo der Hammer hängt. Ein Schnitt unter 60 Sekunden und eine neue Weltbestzeit von 55 Sekunden für ihn. Gratulation. Mit seinem extrem präzisen und tiefen Flugstil nutzte er das Limit 1000 Wmin am effizientesten aus. Marcel hat trainiert, sich vorbereitet und das sieht man. Dass der Flugstil über Sieg und Niederlage entscheidet, ist schon immer bekannt gewesen. Mit dem Energielimiter sind nun Verhältnisse geschaffen worden, welche es erlauben, objektiv zu messen. Eine feine Sache dieser Energielimmiter. Erlaubt er doch mit wenig Aufwand konkurrenzfähiges Material zu erhalten, welches im normalen Handel erhältlich ist.

Auf den zweiten Platz flog mit gewohnt konstanter Leistung Dirk Belting. Den dritten Platz erreichte Günther Mayr aus Österreich mit minimalem Vorsprung. Er war punktgleich mit Daviz Dzida, hatte aber den besseren Streicher.

Podest
Dirk Belting (rechts) sollte eigentlich wissen, auf welcher Seite der Zweite steht. Marcel Kremer (mitte) hat es da leichter. Links der drittplatzierte Günther Mayr (AUT)

Ein wahrscheinlich toter Empfänger im Modell von Christian Rößler hat dazu geführt, dass sein Modell in leicht geneigter Flugbahn eine Außenlandung fabrizierte. Es ist faszinierend, wie sauber das Fail Safe eingestellt war und wie weit so ein Modell ohne Antrieb segeln kann. Durch viel Glück konnte es ohne lange Suche geborgen werden.

Die Flugsaison hat scheinbar gleichzeitig mit der Bausaison angefangen. Selten hat man so viele Midairs gehabt wie auf diesem Wettbewerb. Ganz nach dem Motto: „Never touch a F5D plane in the air“.

crash
Die Reste von Jörg Heusers Avionik nachdem er mit Klaus Brettners Goosebump kollidiert ist

Stand der Technik bei F5D FAI:

Avioniks

Modelle

In vielen Fällen wird das käufliche Modell Avionik von Sergey Sobakin eingesetzt. Ein guter sicherer Wert dieses käufliche CFK Modell. Es existieren aber auch Eigenbauten wie der von der Aka Modell München entwickelte Batleth oder eigene Exoten zusammengestellt aus verschiedenen Modellen.

Motoren

Bei den Motoren startet der schwarze Neu Motor sich gegen den rosa Hacker durchzusetzen. Die beiden schnellsten Piloten des Wettbewerbs setzten einen Neu Motor ein. Das Hackerimperium in F5D scheint zu wanken. Es werden aber auch Produkte von Lehner, Plettenberg und Kontronik eingesetzt. Wichtig ist nur sicherzustellen, dass der Antrieb auf den Propeller abgestimmt ist. Mit seinem persönlichen Flugstil wird somit auch der Antrieb definiert. Hat man einen zu scharfen Antrieb, der zu viel Energie verbraucht, kann es gerne geschehen, dass man eine Runde mit Segeln durchstehen muss. Dies hat meistens zur Folge, dass die zu erreichenden Zeiten nicht sehr gut sind. Grund dafür ist sicherlich auch, dass die Thermik unterwegs häufig nicht sehr stark ist. Diese F5D Flugzeuge sind aber auch so schlecht in der Thermik zu zentrieren, da halt das Seitenruder fehlt.

Lipo

Betreffend Lipo Zellen ist kein eindeutiger Trend festzustellen. Die Einführung des Limiters hat dazu geführt, dass praktisch alle Zellen, welche die Belastung über die Renndistanz überleben, eingesetzt werden können. Von 3S bis 5S war alles am Start. Der Trend geht gemäß schweizerischen Studien eher zu höheren Spannungen.

Limiter

Mit der Einführung des Limiters, hat sich das Thema Akkuschlacht erledigt. Alle Piloten verwenden den Unilog von SM Modellbau. Das komplette Logsystem (Shunt und Unilog) ermöglicht einem gleichzeitig seine eingebaute Technik zu verstehen. Auch für Messfreaks ist das Unilog optimal; so viele Daten zu haben war bis vor kurzer Zeit gar nicht möglich. Denn auch beim Elektroantrieb in F5D gilt der Grundsatz; „ist es noch so optimal, es gibt immer was zu optimieren“. Der Limiter hat es mir persönlich ermöglicht mit drei Akkus auf eine WM zu fahren und zusätzlich auch zwei Saisons damit zu fliegen. Die alten NiMh-Akkus waren am Schluss nach nur zwei Flügen Sondermüll. Lediglich die Diskussion darf lanciert werden, ob die Energiemenge von 1000 Wmin nicht etwas zuviel ist.

Kontrolle
Stichprobenartig wurden das Gewicht und der Limiter kontrolliert. Hier ist Andreas Englmeier an der Reihe. Keiner der Aktiven hat gemogelt.

Eine Thematik welche sicher wieder aufflammen wird, ist die Manipulation des Limiters. Es ist dem Autor gelungen, mit relativ einfachen Mitteln den Limiter zu übertölpeln. Es wäre theoretisch möglich mehr Energie zu beziehen als vom Reglement vorgeschrieben ist. Die Messungen der Antriebssysteme sollten in Zukunft angepasst und verstärkt werden. Momentan existiert nur ein System von Thomas Wäckerlin aus der Schweiz, welches in der Lage ist die verbrauchte Energiemenge auch mittels kalibriertem Unilog zu ermitteln.

Propeller

Beim Propeller wird kreuz und quer herumexperimentiert. Bevorzugte Fabrikate kommen von APC und Graupner. Es sind aber auch diverse Eigenbauten gesichtet worden. Zum Beispiel der der Außenläuferantrieb mit Klapplatte von Marcel Petrasch macht einen guten Eindruck. Auch abgeformte APC Propeller wurden verwendet.

2.4 Ghz

Die 2.4 Ghz Systeme setzen sich nur langsam durch. Viele deutsche Piloten der Szene vertrauen auf ihre bewährten Graupnersysteme im 35 Mhz Band. Einzig die Schweizer haben komplett auf Futaba 2.4 Ghz gewechselt. Die ersten Erfahrungen auf verschiedenen Wettbewerben auch durch deutsche Piloten zeigen, das System scheint zu funktionieren.

Whats up? Splitter

Thommy
Thomas Grunenberg muss sich beeilen um den Start nicht zu verpassen

Bemerkenswert war, welchen Stress sich Thomas Grunenberg angetan hat. Er ist in der Limited und FAI Klasse gleichzeitig gestartet und das mit nur einem Modell. In jedem Durchgang musste er zweimal Motor und Akku wechseln und war nebenbei auch noch zweimal als Helfer aktiv. Leider sorgte eine Kollision dafür, dass sein Sharky irreparable Schäden davon trug und er sich am Sonntag unfreiwillig ausruhen konnte.

Hartmut Siegmann ist von Limited in die große Klasse aufgestiegen. Die Ruderausschläge und Expoeinstellungen hat er aber aus der Limited Klasse mitgenommen. Dies führt dazu, dass sein Flugstil auf dem Kurs aufgrund der größeren Geschwindigkeit etwas zickig aussieht. Dass sich eine Wespe während des Fluges hinter seine Brille setzte, führte irgendwie auch nicht dazu, dass sich sein Flugstil beruhigte. Die Wespe half aber, dass Hartmut endlich während des Fluges seinen noch nicht ganz optimal eingestellten Schwerpunkt etwas vergessen konnte.

Martin Schlief „der alte Mann und das Feld der Ehre“ ist leider nur auf Besuch gekommen. Diesmal hat er keine Modelle mitgenommen. So wie es aussieht, hat er aber immer noch Lust mitzufliegen. Wir sind froh und müssen daher nicht jetzt schon seinen Nachruf verfassen, welcher sehr lange geraten würde.

Siggi Martin
Hartmut Siegmann auf der Suche nach dem Schwerpunkt Martin Schlief als Zuschauer

Trotz Freibier verlief der Abend ruhig und gesittet. Das Freibier war sehr gut. Danke Klaus und Patricia! Wir sehen uns hoffentlich in zwei Jahren wieder in Herzebrock.

Chrisitan Hanke

*) Anmerkung: offiziell ausgeschrieben sind bisher für 2009 nur zwei Teilwettbewerbe. Mit etwas Glück wird es noch einen dritten Teilwettbewerb Ende Oktober geben.

Links

Text: Christian Hanke
Redaktion: Ralf Metzger
Fotos: Patricia Brettner, Chrisitan Hanke, Ralf Metzger, Peter Hansen, Sandra Höricht, Heidi Kummermehr