Archiv Sie sehen hier die Archiversion mit Stand Juli 2010. Bitte folgen Sie diesem Link zur aktuellen Version.
 unsere...



wird präsentiert von

Diese Firmen unterstützen die F5D Nationalmannschaft 2010
 
 Download
 
Valid HTML 4.01 Transitional
 

Die Regenspiele von Kirchdorf: F5D Saisonabschluss 2003

30.-31. August 2003

Hartmut Siegmann


Der Blick aus dem aufgebauten Pylonkurs Richtung Zuschauerraum und Hütte, die sich zwischen den Bäumen versteckt. Eine Gruppe hat gerade ihren Lauf beendet und befindet sich auf dem Rückweg vom Kurs. Der quer im Wind stehende Windsack verrät es: Es herrschte ein kräftiger Wind! Die Richtung ist allerdings eine Lüge, meist blies der Wind diagonal vom Wäldchen mitten in die Startzone hinein. Nur in ganz wenigen Fällen führte das zu Problemen, das Gros der Modelle startete unbeirrt durch die stark verwirbelte Luft.

Mittagszeit ist Pylonzeit

 


Die erste Gruppe bereitet sich auf den ersten Lauf vor. Paul Schreibers Flügel war seinen Ambitionen nicht ganz gewachsen, wie das nächste Foto zeigt.


Diese klassische Handbewegung braucht keine erläuternden Worte, das kann nur die letzte Wende gewesen sein! Das "Aus" kam für Paul leider schon im ersten Lauf. Die Gruppe 1 bestand für den Rest des Wettbewerbes nur noch aus Martin Schlief (rechts) und Peter Hansen.

Nach Abschluss der Nullrunde ging es nach einer kurzen Pause mit dem eigentlichen Wettbewerb los. Die Sonne blieb ihren Existenznachweis immer noch schuldig, die dunklen Wolken drohten, hielten sich aber mit weiteren Feuchtigkeitsspenden erfreulicherweise zurück. Sie brachten dafür etwas, was später das eine oder andere Modell das Leben kosten sollte: zunächst noch mäßigen, später sehr heftigen und extrem böigen Wind! Ein Teil des Kurses verlief im Windschatten hinter dem kleinen Wäldchen (siehe Bild rechts), wodurch der ohnehin schon böige Wind noch böiger wurde. Keine einfachen Bedingungen, wenn man tief und schnell fliegen möchte!

 

Die Spiele können beginnen!

Die erste Gruppe bestand traditionell aus den „LiftOff xxs“, die wie immer eine spannende und unterhaltsame Show boten. Paul Schreiber hätte gerne etwas weniger zum Unterhaltungswert beigetragen, sein LiftOff xxs zerlegte sich bei einer zu engen Wende am Spitzpylon und schlug ärgerlicherweise auf der asphaltierten Straße auf, die parallel zum Flugplatz verläuft und für die Zeit des Wettbewerbs natürlich für den Fahrzeugverkehr gesperrt war. Der gute alte Dettweiler Motor ist nun endgültig hinüber – sehr schade! Bei der Begutachtung der Trümmer fiel auf, dass der Flügelbruch kein Zufall war. Der Einschnitt für die Querruder und die Ausfräsung für das Servo bilden eine gerade Linie, was sicherlich keine besonders günstige Lösung ist. Hier ist sicherlich Spielraum für Verbesserungen.

Nur eins steht fest: Im nächsten Jahr wird es mit F5D-Limited eine offizielle Klasse für das Programm geben, welches die LiftOffxxs in dieser Saison bereits geflogen und ausführlich erprobt haben. Jetzt aber zurück zum Wettbewerb, denn der war spannend genug.

Die zweite Gruppe ging nach der kurzen Pause zum Einsammeln der Trümmer mit dem für F5D typischen Speed zu Werke. Der Sanitäter sah dem Treiben etwas verwundert zu, so schnelle Modelle war er offensichtlich nicht gewohnt. Nach einigen Runden hatte er sich aber daran gewöhnt und ich konnte ihn sogar zu einem Lächeln für die Kamera bewegen!


Der Rettungssanitäter in seinem Wagen hatte gut lachen, denn es gab nicht viel für ihn zu tun. So konnte er das Treiben der ganzen Pylon-Wahnsinnigen in aller Ruhe verfolgen, was ihm offensichtlich viel Freude bereitet hat!

 

Der Rest des ersten Laufes wurde normal abgespult, lediglich bei der Interpretation der Winksignale gab es zuweilen noch Unklarheiten. Wie immer waren natürlich die Winktiere schuld, weil Piloten immer Recht haben und sich Helfer (Caller) sowieso nie irren können. Warum? Nun, weil Helfer in der Regel zugleich auch Piloten sind...
Gut, manches Mal wurden die Cuts am Spitzpylon nicht so abgewinkt, wie es eigentlich der Fall sein sollte, aber die Anzahl der Cuts (in der Ergebnisliste fett gedruckt) war in keiner Weise auffällig, bis alles in perfekter und gut eingeübter Manier ablief. Wer einmal den Speed der F5D Modelle gesehen hat, weiß welchen hervorragende Arbeit die Winktiere leisten. Das Problem scheint mehr technischer Natur zu sein: Man kann kaum so schnell winken, wie die Modelle fliegen! Es sieht leider ganz danach aus, als wäre langfristig die Zeit der Winktiere gezählt. Irgendwann wird es die in F3B oder F5B üblichen langweiligen Hupen und Lichtsignale geben, aber bis dahin freuen wir uns an diesem archaischen Brauch. Nur ein Buschtrommler am Spitzpylon könnte noch archaischer sein, aber die Schallübertragung kostet definitiv zu viel Zeit. Dann doch lieber die optische Signalübertragung mit Flaggen - ist viel moderner und schneller!
Die Flüstertüte vom Wettbewerbsleiter hat definitiv etwas Unmoderndes und Undemokratisches, weil man so schlecht dagegen anreden kann. Dennoch hat dieses Relikt aus den Zeiten des Frontal-Unterrichts den ungemeinen Vorteil, dass der Wettbewerbsleiter stets das letzte Wort hat!

 

 


Walter in Aktion: "Ja warum hört mir denn hier eigentlich keiner zu?!" Die Ansagen kamen präzise und waren stets auf den Punkt gebracht, wenn er die Cuts von den Wertungsrichtern an den Wendemarken abfragte. Etwas dezenter wurden Empfehlungen per Funk an die Winktiere ausgesprochen, wie "wink doch endlich mal richtig, dass man es auch sieht!" Dazu muss man sagen, dass der Job des Winktiers der Knochenjob des Wochenendes ist. Egal was man macht, es ist aus Sicht der Piloten eh falsch und der Muskelkater nach dem Wochenende ist inklusive! Dieser Job verlangt richtige Männer!


Im Schutz von Biertischen lauerten die Winktiere in Kirchdorf auf das, was da kommen möge. Die Winktiere hatten die längsten Wege zu den schützenden Zelten. Wenn das Rennen wegen Regen unterbrochen wurde, was an diesem Wochenende einige Male geschah, dann hatten sie als einzige keine Chance, vor dem einsetzenden Schauer eines der Zelte zu erreichen. Und diese Schauer waren heftig, binnen Sekunden war man bis auf die Haut klitschnass! Männer, ihr habt wirklich einen tollen Job gemacht!!!

War der Wind vorher nur böig, so wurde er nun heftig böig. Gerald Coors bekam das nach dem Start nach der Linkskurve zu spüren, als er zum Beschleunigen mit Rückenwind ansetzte: Abriss, gerissene Rolle, einmal, zweimal, Einschlag. Das war im 3. Lauf und mangels Ersatzmodell konnte er nicht weiterfliegen. In der Team-Übersicht auf Seite 1 ist er daher leider nur mit dem zerstörten Flügel in der Hand zu sehen, anstatt mit dem Team-Foto. Nächstes Mal müssen die Team-Fotos alle vor dem ersten Start geschossen werden, man weiß ja nie...

 

Zur Abwechslung mal wieder Regen

Nun war es aber dringend an der Zeit, dass das Wetter zum Ende der 4. Runde zeigte, was eine Harke ist. Riesige Regenwolken verdunkelten den Himmel und machten den Tag zur Nacht. Mancher fühlte das Ende der Welt nahen, Walter sah dagegen noch nicht einmal das Ende des Wertungstages nahen. Er ließ die Jungs in der schönsten Weltuntergangs-Stimmung starten, bis es richtig anfing zu regnen. Ob er dafür den Winktieren eine Kiste Bier spendieren musste, war nicht herauszubekommen, allerdings war ihr Schicksal damit mal wieder besiegelt: Rückmarsch antreten - mitten im schönsten spätsommerlichen Regen!


Dicke drohende Regenwolken hingen am späten Samstagnachmittag unvermittelt wieder über dem Flugplatz, um ihre feuchte Last über Modelle, Piloten, Helfer, Sportzeugen und Winktiere auszuschütten. Der Regen machte nicht einmal vor dem Wettbewerbsleiter halt. Er bekam hin und wieder eine ordentliche Portion Regen ab, wenn er die Wertungskarten und Ausrüstungsgegenstände vor dem Regen rettete. Zur Strafe für diese Respektlosigkeit zeigte er dem Regen, was er von ihm hielt und zog den Wettbewerb so straff durch, dass insgesamt 9 Runden geflogen werden konnten - trotz mehrfacher Regenunterbrechungen!!!

Die letzte Gruppe landete gerade noch bei den ersten Tropfen - welch ein Timing! Der Regen setzte schlagartig ein, es pladderte regelrecht vom Himmel. Kein minutenlanges Getröpfel als Vorwarnung, der Himmel hatte gleich seine Schleusen geöffnet und Petrus hätte beinahe vergessen, sie wieder zu schließen. Im strömenden Regen trafen die Winktiere vom Spitzpylon ein. Wie immer waren sie doppelt gestraft. Sie haben es wirklich nicht leicht! So abrupt der Regen einsetzte, so abrupt endete das Intermezzo. Danach ging es mit dem 5. und 6. Lauf wie gewohnt weiter.


Samstagabend - Vorabend der Entscheidung

Der Samstag wurde mit dem Abschluss von Runde 6 gegen 19Uhr beendet. Was für eine tolle Leistung bei diesen widrigen Bedingungen! Gegen Wind und Wetter war niemand gefeit, aber dennoch konnten 6 komplette Runden absolviert werden. David Dzida und Markus Wanner lagen im Kampf um den 3. Platz zur Deutschen Meisterschaft und möglichen WM-Qualifikation (York/GB 2004) zu diesem Zeitpunkt fast gleichauf. Die Frage, ob David Dzida mit tschechischer Staatsangehörigkeit für Deutschland auf der WM 2004 hätte starten dürfen, führte zu einigen Telefonaten am Abend. Am Sonntag stand die Siegerehrung und die Nominierung des A-Kaders auf der Tagesordnung und deswegen war hier Klärungsbedarf. Nichts wäre für alle Beteiligten unangenehmer gewesen, als eine "vorläufige" Siegerehrung. Am Ende aber gab Adolf Middeldorf von der DAeC Modellflugkommission nach Prüfung der FAI-Dokumente grünes Licht: Wer mindestens 3 Jahre lang die nationale Qualifikation eines Landes mitfliegt, ist für dieses Land startberechtigt. Damit dürfte David für Deutschland antreten, wenn er Platz 3 erreicht und nun hing alles vom Ergebnis am Sonntag ab, ob sich David oder Markus den letzten verfügbaren Platz im deutschen WM-Team sichern würde. Die Reise nach Jerusalem konnte beginnen…