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Tagebuch der 6. FAI Elektroflug Weltmeisterschaft York/UK

Gutes Wetter und die Farbe "Graupner"
The Last Reflight
Mittwoch, 11. August 2004

The Sun is Shining Over Knavesmire Airfield

Am Mittwoch morgen ist es so weit: Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und selbst der gefürchtete Englische Nebel hat sich um 06:00 gelichtet. Das Grau des Himmels sieht verlockend bläulich aus und man hat das Gefühl, da müsste, da könnte doch bald die Sonne durchbrechen. Das tat sie dann auch gegen halb acht Ortszeit und nach einem ordentlichen Frühstück ging es raus zum Flugfeld.

Links im Bild das Zelt der deutschen F5B Nationalmannschaft. Allerschönstes Sommerwetter, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Es weht ein sehr angenehmer Ostwind über das Knavesmire Field des Race-Course of York, auf dem die Weltmeisterschaft ausgetragen wird.

Erste WM-Runde F5B
Die Modelle der Kategorie F5B flogen bereits ihren ersten Durchgang, als wir ankamen. Die tiefhängenden Wolken hatten sich hier am Airfield wohl erst etwas später verzogen, denn ein französisches Modell verschwand im senkrechten Steigflug einfach direkt in den Wolken - und ward nimmer gesehen! Alle bemühten sich, das Modell am Himmel zu entdecken, aber da war nichts mehr zu machen. Einfach weg. Nach dieser kurzen Unterbrechung waren die Wolken dann so weit aufgelöst, dass ohne Sicherheitsbedenken weitergeflogen werden konnte. War das Wetter am Vorwettbewerb noch richtig heiß, so entwickelte sich dieser Tag zum schönsten überhaupt bisher. Es hat richtig Spaß gemacht, den Jungs zuzuschauen. Wolf Fickenscher gewann diese erste Runde mit 44 Strecken! Seine bärenstarken GP2200 Akkus haben ihm eigentlich sogar 45 Strecken beschert, aber leider hat er beim Einflug in eine Strecke den Motor minimal zu lang eingeschaltet gehabt, was am Kontroll-Empfänger bei der Jury natürlich sofort auffiel. Also "nur" 43 Strecken für Ficki, aber ein 1000er für diese erste Runde. Congratulations!

High Noon
Um 12:00 war die Teambesprechung für F5D angesetzt. Aber es gab da ja noch etwas anderes zu bereden, als den Start um 13:00. Die Proteste de US-Teams hatten wie erwartet Erfolg, das heißt: Kein Reflight für Gruppe 1 Runde 3 trotz des wegen Regens unterbrochenen Durchgangs, alle Resultate werden gewertet. Das heißt Meisinger (AUT) wird mit 300 gewertet, Thannhauser (CAN) ebenfalls. Jens wird seine 77 behalten "dürfen". Will er aber gar nicht, denn wie das eingangs gezeigte Bild zeigt, ist da gar nichts von wegen Regen für alle anderen Starter der Runde 3!

Das empfinden abgesehen von den US-Boys alle Teams als ziemlich unfair, mindestens jedoch absolut unsportlich. Sabine switscht ihre bisher entspannte Wettbewerbsleitung auf beinharte Kommandostruktur um: Es wird nun im 07min 30sek. Takt gestartet und wer auch nur eine Sekunde zu spät kommt zu seinem Flug, bekommt eine 300er verpasst. Gleiches gilt für Reflights, die ausschließlich dann gegeben werden, wenn ein objektiv feststellbares Problem auf Seite der offiziellen Helfer besteht. Falsches Winken, Probleme der Zeitnahme etc. sind solche Gründe. Störungen nur dann, wenn sie feststellbar sind. So starke externe Störungen gibt es selbst hier nicht, dass man den Sender in irgendeiner Form überstrahlen könnte. Es gibt nun faktisch definitionsgemäß keine "Störungen" während eines Fluges mehr.

Insbesondere die US-Boys haben das schamlos ausgenutzt und alle empfanden es als eine ziemliche Frechheit, dass sie dann auch noch diejenigen waren, die Protest gegen die von Sabine bereits genehmigten Reflights für Meisinger und Thannhauser einlegten. Da die Runden 1 und 2 bereits abgeschlossen waren, war dummerweise kein Protest mehr möglich, jeder hätte nur zu gerne den US-Boys in ihre Suppe gespuckt.

Dieses war auch der einzige echte Kritikpunkt an Sabines Arbeit am Tag zuvor, dass sie hier einfach zu viele Reflights genehmigt hat und dafür, sowie den irregulären "Abbruch", hat sich Sabine persönlich bei unserem Team in aller Form entschuldigt. Wir sagen: Es ist nunmal so gelaufen, shit happens. Konnte ja auch keiner ahnen, dass die US-Boys größenwahnsinnig werden, über Leichen gehen und mit aller Gewalt den WM-Titel wollen.

 

Patricia und Klaus Brettner, unsere beiden Team-Manager, bereiten hier den Protest vor, der als Reaktion auf den Protest der Amerikaner eingereicht wurde. Team Österreich protestierte ebenfalls.

Stand der eingerichten Proteste vom 10./11. August
Der deutsche Protest wurde mündlich bereits abgewiesen, die schriftliche Begründung steht noch aus und wir werden sie heute erhalten. Team Österreich hatte in derselben Sache Protest eingelegt, das Ergebnis ist noch nicht bekannt. Also morgen im Tagesbericht noch einmal Protestkunde, sorry!

Das Thema würde ich nun gerne endgültig abhaken, daher sei ein Blick in das Zwischenergebnis nach Runde 6 (5 Reflights stehen noch aus zum Abschluss dieser Runde) gestattet: US-Team Platz 4, Deutschland Platz 1 (Platz 1-3 in der Einzelwertung). Es ist wirklich erfreulich, dass die US-Boys Team Österreich nicht vom Platz 3 der Zwischenwertung verdrängen konnte, trotz aller Tricks und Proteste. Wir hoffen stark, dass es dabei bleibt, denn Unsportlichkeit sollte nicht belohnt werden.

Das Wettbewerbsgeschehen
Der Wettbewerb verlief zunächst ganz normal bis auf kleinere Zwischenfälle organisatorischer Natur, die wir aber inzwischen gewohnt sind. In Runde 4 lief gerade der 3. Lauf, als vom Spitzpylon her das wohlbekannte "Pfump" eines einschlagenden Modells zu hören war. Oha, das war Wanners Lauf! Es gab eine Kollision zweier Modelle in der Luft am Spitzpylon, aber niemand wusste, ob es Wanner war oder der andere an dieser Kollision beteiligte Pilot. Nach der Helmfarbe des Piloten zu urteilen, der sich weiter nach seinem Modell umdrehte, schien es einen anderen Piloten erwischt zu haben, aber Gewissheit gab es erst Minuten später: Wanner erschien mit seinem Tokoloschi in der Hand, ein allgemeines Aufatmen ging durch die Reihen. Trotz der Kollision sah der Flieger vollkommen intakt aus.

Patricia trägt den "Tokoloschi" von Markus Wanner nach der Kollision zurück ins Zelt. Wie man sieht, ist das Modell auf den ersten Blick vollkommen intakt und der Schaden am Höhenleitwerk war schnell wieder repariert. Der Motorkopf ist bereits abgezogen, um den Rumpf von innen inspizieren zu können.

Markus war mit dem kanadischen Piloten Roy Andrassay kollidiert. Dessen Modell flog zunächst noch geradeaus, um dann Sekundenbrüchteile später in der Luft zu zerplatzen. Trotz dieser Mid-Air Berührung hatte er eine 69er Rundenzeit auf den Uhren, während der Kanadier eben leider abstürzte. Einige Minuten später kam er zu unserem Zelt und fragte, was bei Markus Flugzeug kaputt wäre. Und das, nachdem er selbst einen Totalverlust zu beklagen hatte! Das ist wahrer Sportsgeist und ist ein schönes Gegenbeispiel zum Verhalten des amerikanischen Teams.

Aufgrund der sehr guten Rundenzeit will Markus keinen Reflight, der ihm gemäß Reglement zustehen würde. Sandra witzelte schon: "Die Amis protestieren bestimmt dagegen, dass Markus einen Reflight bekommen muss." Die 69,05s aus dem 4. Lauf werden definitiv und in jedem Fall bestand haben und das ist gut so. Die Reparatur des Höhenleitwerks war erfolgreich, nur eine Naht war aufgeplatzt und das war schnell repariert. Allerdings hatte er im nächsten Flug in Runde 5 zwei Zacken Höhe zu trimmen, wie er kurz nach dem Start bemerkte. Im Anflug auf den Spitzpylon trimmte er schnell nach, aber dieses vermeintlich unerhebliche Trimmproblem verhinderte eine absolute Top-Zeit in diesem Lauf.

Seit Freckenhorst 2003 ist die Akkuheizung von Markus im Fronteinsatz und hat ihm manchen erfolgreichen Flug beschert. Dieses Mal scheint er allerdings ein ganz klein wenig bei der Behandlung seiner Akkus übertrieben zu haben. In dieser Kiste wohnen seit 2 Wochen keine 10 Sanyo FAUP mehr, sondern 9x GP2200.

Akkufreud und Akkuleid
Nach dieser etwas aufregenden Begegnung der dritten Art fand Markus die Flugaufgabe zu einfach. Wenn man eine 69 mit Kollision fliegen kann, dann sollten sich doch problemlos die letzten beiden Runden im Segelflug zurücklegen lassen?! Gesagt getan: In Runde 6 bewies er, dass er auch bei F5B eine gute Figur machen würde, in jedem Fall aber voll konkurrenzfähig wäre. Allerdings tat er das keineswegs so freiwiliig, wie hier bösartiger Weise unterstellt. Der Flugakku war zu Beginn der 8. Umrundung einfach leer. Einzig seiner Reglereinstellung (regelt herunter, schaltet nicht ab) ist es zu verdanken, dass er den Flug überhaupt beenden könnte, das Ergebnis ist eine unterirdische 87,12 - ohne Cut!

Was war passiert? Die 69er Runde hat Markus mit wirklich bärenstarken Akkus geflogen, die er vor dem Laden kräftig aufgeheizt hat, um sie dann richtig vollzudröhnen. Das hat ihn motiviert, den nächsten Akku noch härter ranzunehmen, noch heißer vorzuwärmen, noch brutaler mit Elektronen zu füttern. Daraufhin hat der Akku einfach seinen Dienst im Flug vorzeitig für beendet erklärt. Was lernen wir daraus? Wer seine Untergebenen misshandelt, sie brutal ausbeutet, dem verweigern sie unter Umständen die Leistung. Abends dann war am Akku nichts mehr festzustellen, die Überprüfung ergab keinen Ausfall einer Zelle. Seid immer nett zu euren Akkus!

Er heißt nun "Jens Reflight"
Wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu oder wie der Volksmund so schön sagt: Ein Unglück kommt selten allein. Was Jens Bartels an diesem Wertungstag alles wiederfahren ist, geht auf keine Kuhhaut - beim besten Willen nicht. Er wurde das Opfer diverser technischer Pannen, Fehler der Wettbewerbshelfer in einer Serie, die kaum noch zu überbieten ist. Er flog top 67er Rundenzeiten ohne Cut und nach jedem Superflug Nullwertung wegen Ausfall der Zeitmessanlage, Vertauschtes Modell durch die Helfer und so weiter und so weiter. Nicht einen einzigen Fehler hat er in irgendeiner Weise zu verantworten, ebensowenig wie Sabine. Alles lag ausschließlich an Wettbewerbshelfern und Equipment, aber das in einer schier endlosen Reihe von Ausfällen.

Am Ende dieses Wertungstages musste er seinen Nyamuk sogar fast mit einem Trainingsakku bestücken, weil er alle Wettbewerbsakkus längst in seinen Reflights "verbraucht" hatte. Aufgrund der hohen Belastung werden die Akkus nur einmal am Tag im Wettbewerb eingesetzt. Ich weiß nicht mehr wie viele Reflights es waren, vielleicht 4 oder 5?! Im letzten Reflight des Tages konnten die Helfer seinen "Nyamuk" nicht mehr erkennen, obwohl er als einziges Modell auf dem Kurs unterwegs war. Und das mitten am Nachmittag, bei Sonnenschein. Er wird wohl nie wieder ein Modell mit dunkelblauem Flügel fliegen.

Winktiere unter sich. Beim Vorwettbewerb hatte Hartmut die blaue Flagge und es kamen einige Beschwerden, dass sie nicht zu sehen wäre - trotz Aufhaltens der Flagge mit der zweiten Hand. Das Problem setzte sich fort, so dass es am Ende nur eine Lösung gab: Farbe Graupner!

Die neue Farbe "Graupner"
Aus demselben kuriosen Grund musste zu Beginn der Runde 3 die blaue Flagge an allen Pylons ausgetauscht werden, weil sie nicht bzw. kaum erkennbar war. Es ist das erste Mal, dass es "Yellow", "Red" und "Graupner" Flaggen gibt. Kein Scherz! Ein Nummern-Trikot von Graupner ohne Nummer musste dran glauben und wurde an die Stiele der blauen Flaggen getackert. Man beachte Ulf Herder ganz hinten mit der neuen Farbe "Graupner". Die Startprodezur wurde geringfügig angepasst, unwitzigerweise heißt es nun "Red", "Yellow" und "White Flag". However.

Dirk Belting hatte einfach einen perfekten Tag und flog eine Runde nach der anderen ohne Probleme, Reflight oder Cuts. Nein, nicht spektakulär, einfach blitzsaubere Arbeit, mit Jens als Caller. Das ist vielleicht das einzig ermutigende für ihn am heutigen Tag, abgesehen vielleicht von der 67,83s im letzten Lauf des Tages. Er flog die bisher schnellste Zeit des bisherigen Wettbewerbs mit seinem "Nyamuk", mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Nach der Durchsage der geflogenen Zeiten gab es Szenen-Applaus für Jens!

Ein Bild für Belting! Er kam im heutigen Tagesbericht eindeutig zu kurz und hat sich darüber zu Recht beschwert. Deswegen haben wir die "Ein Bild für Belting!" Aktion ins Leben gerufen.

Und wie weiter?
Den inoffiziellen Zwischenstand und die geflogenen Rundenzeiten kann jeder hier bei uns finden. Die offiziellen Ergebnisse brauchen nach Abschluss eines Wertungstages etwas länger, deswegen behelfen wir uns mit eigenen Ergebnislisten und diese sehen gut für uns aus: Unser Team liegt auch im Falle des erfolgreichen Abschlusses der ausstehenden Reflights vorne, trotz der Pannen und Missgeschicke rund um Jens. Falls er das Kunststück schaffen sollte Weltmeister zu werden, so hat es wohl keiner mehr verdient als er. Wir hoffen deswegen sehr, dass wir 9 Runden und zwei Streichdurchgänge fliegen, damit die sportliche Leistung den Ausschlag gibt und nicht die losgetretene Protestlawine.

Euer F5D-Team Germany

 

 

 

PS: Die US-Boys haben am Abend schon wieder offiziell Protest eingelegt, diesmal gegen einen finnischen Piloten. Nach dem Wettbewerb ist er noch auf dem Wettbewerbsgelände geflogen, obwohl es zu dieser Zeit eigentlich nicht gestattet ist. Der betreffende Pilot wäre im schlimmsten Fall von der gesamten WM ausgeschlossen worden. Finnland liegt auf Platz 2 in der Team-Zwischenwertung, USA auf 4. Noch irgendwelche Fragen? Auch die Amerikaner hatten zuvor gegen eine Regel im Rahmen des offiziellen Trainings verstoßen, was niemand zum Anlass eines Protests nehmen wollte. Sie hätten ebenfalls disqualifiziert werden können, aber diesen Protest wollte sich niemand antun. So viel dazu. Nein, kein weiterer Kommentar, er wäre wirklich nicht druckreif! ;-)

Mittwoch, 11. August 2004
 
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