The Sun is Shining Over Knavesmire Airfield
Am Mittwoch morgen ist es so weit: Das Wetter zeigt sich
von seiner besten Seite und selbst der gefürchtete
Englische Nebel hat sich um 06:00 gelichtet. Das Grau
des Himmels sieht verlockend bläulich aus und man
hat das Gefühl, da müsste, da könnte doch
bald die Sonne durchbrechen. Das tat sie dann auch gegen
halb acht Ortszeit und nach einem ordentlichen Frühstück
ging es raus zum Flugfeld.
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Links im Bild das
Zelt der deutschen F5B Nationalmannschaft. Allerschönstes
Sommerwetter, nicht zu heiß, nicht zu kalt.
Es weht ein sehr angenehmer Ostwind über das
Knavesmire Field des Race-Course of York, auf dem
die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. |
Erste WM-Runde F5B
Die
Modelle der Kategorie F5B flogen bereits ihren ersten
Durchgang, als wir ankamen. Die tiefhängenden Wolken
hatten sich hier am Airfield wohl erst etwas später
verzogen, denn ein französisches Modell verschwand
im senkrechten Steigflug einfach direkt in den Wolken
- und ward nimmer gesehen! Alle bemühten sich, das
Modell am Himmel zu entdecken, aber da war nichts mehr
zu machen. Einfach weg. Nach dieser kurzen Unterbrechung
waren die Wolken dann so weit aufgelöst, dass ohne
Sicherheitsbedenken weitergeflogen werden konnte. War
das Wetter am Vorwettbewerb noch richtig heiß, so
entwickelte sich dieser Tag zum schönsten überhaupt
bisher. Es hat richtig Spaß gemacht, den Jungs zuzuschauen.
Wolf Fickenscher gewann diese erste Runde mit 44 Strecken!
Seine bärenstarken GP2200 Akkus haben ihm eigentlich
sogar 45 Strecken beschert, aber leider hat er beim Einflug
in eine Strecke den Motor minimal zu lang eingeschaltet
gehabt, was am Kontroll-Empfänger bei der Jury natürlich
sofort auffiel. Also "nur" 43 Strecken für
Ficki, aber ein 1000er für diese erste Runde. Congratulations!
High Noon
Um
12:00 war die Teambesprechung für F5D angesetzt.
Aber es gab da ja noch etwas anderes zu bereden, als den
Start um 13:00. Die Proteste de US-Teams hatten wie erwartet
Erfolg, das heißt: Kein Reflight für Gruppe
1 Runde 3 trotz des wegen Regens unterbrochenen Durchgangs,
alle Resultate werden gewertet. Das heißt Meisinger
(AUT) wird mit 300 gewertet, Thannhauser (CAN) ebenfalls.
Jens wird seine 77 behalten "dürfen". Will
er aber gar nicht, denn wie das eingangs gezeigte Bild
zeigt, ist da gar nichts von wegen Regen für alle
anderen Starter der Runde 3!
Das empfinden abgesehen von den US-Boys alle Teams als
ziemlich unfair, mindestens jedoch absolut unsportlich.
Sabine switscht ihre bisher entspannte Wettbewerbsleitung
auf beinharte Kommandostruktur um: Es wird nun im 07min
30sek. Takt gestartet und wer auch nur eine Sekunde zu
spät kommt zu seinem Flug, bekommt eine 300er verpasst.
Gleiches gilt für Reflights, die ausschließlich
dann gegeben werden, wenn ein objektiv feststellbares
Problem auf Seite der offiziellen Helfer besteht. Falsches
Winken, Probleme der Zeitnahme etc. sind solche Gründe.
Störungen nur dann, wenn sie feststellbar sind. So
starke externe Störungen gibt es selbst hier nicht,
dass man den Sender in irgendeiner Form überstrahlen
könnte. Es gibt nun faktisch definitionsgemäß
keine "Störungen" während eines Fluges
mehr.
Insbesondere die US-Boys haben das schamlos ausgenutzt
und alle empfanden es als eine ziemliche Frechheit, dass
sie dann auch noch diejenigen waren, die Protest gegen
die von Sabine bereits genehmigten Reflights für
Meisinger und Thannhauser einlegten. Da die Runden 1 und
2 bereits abgeschlossen waren, war dummerweise kein Protest
mehr möglich, jeder hätte nur zu gerne den US-Boys
in ihre Suppe gespuckt.
Dieses war auch der einzige echte Kritikpunkt an Sabines
Arbeit am Tag zuvor, dass sie hier einfach zu viele Reflights
genehmigt hat und dafür, sowie den irregulären
"Abbruch", hat sich Sabine persönlich bei
unserem Team in aller Form entschuldigt. Wir sagen: Es
ist nunmal so gelaufen, shit happens. Konnte ja auch keiner
ahnen, dass die US-Boys größenwahnsinnig werden,
über Leichen gehen und mit aller Gewalt den WM-Titel
wollen.
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Patricia
und Klaus Brettner, unsere beiden Team-Manager,
bereiten hier den Protest vor, der als Reaktion
auf den Protest der Amerikaner eingereicht wurde.
Team Österreich protestierte ebenfalls. |
Stand der eingerichten Proteste vom 10./11. August
Der deutsche Protest wurde mündlich bereits abgewiesen,
die schriftliche Begründung steht noch aus und wir
werden sie heute erhalten. Team Österreich hatte
in derselben Sache Protest eingelegt, das Ergebnis ist
noch nicht bekannt. Also morgen im Tagesbericht noch einmal
Protestkunde, sorry!
Das Thema würde ich nun gerne endgültig abhaken,
daher sei ein Blick in das Zwischenergebnis nach Runde
6 (5 Reflights stehen noch aus zum Abschluss dieser Runde)
gestattet: US-Team Platz 4, Deutschland Platz 1 (Platz
1-3 in der Einzelwertung). Es ist wirklich erfreulich,
dass die US-Boys Team Österreich nicht vom Platz
3 der Zwischenwertung verdrängen konnte, trotz aller
Tricks und Proteste. Wir hoffen stark, dass es dabei bleibt,
denn Unsportlichkeit sollte nicht belohnt werden.
Das Wettbewerbsgeschehen
Der Wettbewerb verlief zunächst ganz normal bis auf
kleinere Zwischenfälle organisatorischer Natur, die
wir aber inzwischen gewohnt sind. In Runde 4 lief gerade
der 3. Lauf, als vom Spitzpylon her das wohlbekannte "Pfump"
eines einschlagenden Modells zu hören war. Oha, das
war Wanners Lauf! Es gab eine Kollision zweier Modelle
in der Luft am Spitzpylon, aber niemand wusste, ob es
Wanner war oder der andere an dieser Kollision beteiligte
Pilot. Nach der Helmfarbe des Piloten zu urteilen, der
sich weiter nach seinem Modell umdrehte, schien es einen
anderen Piloten erwischt zu haben, aber Gewissheit gab
es erst Minuten später: Wanner erschien mit seinem
Tokoloschi in der Hand, ein allgemeines Aufatmen ging
durch die Reihen. Trotz der Kollision sah der Flieger
vollkommen intakt aus.
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Patricia
trägt den "Tokoloschi" von Markus
Wanner nach der Kollision zurück ins Zelt.
Wie man sieht, ist das Modell auf den ersten Blick
vollkommen intakt und der Schaden am Höhenleitwerk
war schnell wieder repariert. Der Motorkopf ist
bereits abgezogen, um den Rumpf von innen inspizieren
zu können. |
Markus war mit dem kanadischen Piloten Roy Andrassay
kollidiert. Dessen Modell flog zunächst noch geradeaus,
um dann Sekundenbrüchteile später in der Luft
zu zerplatzen. Trotz dieser Mid-Air Berührung hatte
er eine 69er Rundenzeit auf den Uhren, während der
Kanadier eben leider abstürzte. Einige Minuten später
kam er zu unserem Zelt und fragte, was bei Markus Flugzeug
kaputt wäre. Und das, nachdem er selbst einen Totalverlust
zu beklagen hatte! Das ist wahrer Sportsgeist und ist
ein schönes Gegenbeispiel zum Verhalten des amerikanischen
Teams.
Aufgrund der sehr guten Rundenzeit will Markus keinen
Reflight, der ihm gemäß Reglement zustehen
würde. Sandra witzelte schon: "Die Amis protestieren
bestimmt dagegen, dass Markus einen Reflight bekommen
muss." Die 69,05s aus dem 4. Lauf werden definitiv
und in jedem Fall bestand haben und das ist gut so. Die
Reparatur des Höhenleitwerks war erfolgreich, nur
eine Naht war aufgeplatzt und das war schnell repariert.
Allerdings hatte er im nächsten Flug in Runde 5 zwei
Zacken Höhe zu trimmen, wie er kurz nach dem Start
bemerkte. Im Anflug auf den Spitzpylon trimmte er schnell
nach, aber dieses vermeintlich unerhebliche Trimmproblem
verhinderte eine absolute Top-Zeit in diesem Lauf.
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Seit
Freckenhorst 2003 ist die Akkuheizung von Markus
im Fronteinsatz und hat ihm manchen erfolgreichen
Flug beschert. Dieses Mal scheint er allerdings
ein ganz klein wenig bei der Behandlung seiner
Akkus übertrieben zu haben. In dieser Kiste
wohnen seit 2 Wochen keine 10 Sanyo FAUP mehr,
sondern 9x GP2200. |
Akkufreud und Akkuleid
Nach dieser etwas aufregenden Begegnung der dritten Art
fand Markus die Flugaufgabe zu einfach. Wenn man eine
69 mit Kollision fliegen kann, dann sollten sich doch
problemlos die letzten beiden Runden im Segelflug zurücklegen
lassen?! Gesagt getan: In Runde 6 bewies er, dass er auch
bei F5B eine gute Figur machen würde, in jedem Fall
aber voll konkurrenzfähig wäre. Allerdings tat
er das keineswegs so freiwiliig, wie hier bösartiger
Weise unterstellt. Der Flugakku war zu Beginn der 8. Umrundung
einfach leer. Einzig seiner Reglereinstellung (regelt
herunter, schaltet nicht ab) ist es zu verdanken, dass
er den Flug überhaupt beenden könnte, das Ergebnis
ist eine unterirdische 87,12 - ohne Cut!
Was war passiert? Die 69er Runde hat Markus mit wirklich
bärenstarken Akkus geflogen, die er vor dem Laden
kräftig aufgeheizt hat, um sie dann richtig vollzudröhnen.
Das hat ihn motiviert, den nächsten Akku noch härter
ranzunehmen, noch heißer vorzuwärmen, noch
brutaler mit Elektronen zu füttern. Daraufhin hat
der Akku einfach seinen Dienst im Flug vorzeitig für
beendet erklärt. Was lernen wir daraus? Wer seine
Untergebenen misshandelt, sie brutal ausbeutet, dem verweigern
sie unter Umständen die Leistung. Abends dann war
am Akku nichts mehr festzustellen, die Überprüfung
ergab keinen Ausfall einer Zelle. Seid immer nett zu euren
Akkus!
Er heißt nun "Jens Reflight"
Wenn man schon kein Glück hat, kommt auch noch Pech
dazu oder wie der Volksmund so schön sagt: Ein Unglück
kommt selten allein. Was Jens Bartels an diesem Wertungstag
alles wiederfahren ist, geht auf keine Kuhhaut - beim
besten Willen nicht. Er wurde das Opfer diverser technischer
Pannen, Fehler der Wettbewerbshelfer in einer Serie, die
kaum noch zu überbieten ist. Er flog top 67er Rundenzeiten
ohne Cut und nach jedem Superflug Nullwertung wegen Ausfall
der Zeitmessanlage, Vertauschtes Modell durch die Helfer
und so weiter und so weiter. Nicht einen einzigen Fehler
hat er in irgendeiner Weise zu verantworten, ebensowenig
wie Sabine. Alles lag ausschließlich an Wettbewerbshelfern
und Equipment, aber das in einer schier endlosen Reihe
von Ausfällen.
Am Ende dieses Wertungstages musste er seinen Nyamuk
sogar fast mit einem Trainingsakku bestücken, weil
er alle Wettbewerbsakkus längst in seinen Reflights
"verbraucht" hatte. Aufgrund der hohen Belastung
werden die Akkus nur einmal am Tag im Wettbewerb eingesetzt.
Ich weiß nicht mehr wie viele Reflights es waren,
vielleicht 4 oder 5?! Im letzten Reflight des Tages
konnten die Helfer seinen "Nyamuk" nicht
mehr erkennen, obwohl er als einziges Modell auf dem
Kurs unterwegs war. Und das mitten am Nachmittag, bei
Sonnenschein. Er wird wohl nie wieder ein Modell mit
dunkelblauem Flügel
fliegen.
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Winktiere
unter sich. Beim Vorwettbewerb hatte Hartmut die
blaue Flagge und es kamen einige Beschwerden, dass
sie nicht zu sehen wäre - trotz Aufhaltens
der Flagge mit der zweiten Hand. Das Problem setzte
sich fort, so dass es am Ende nur eine Lösung
gab: Farbe Graupner! |
Die neue Farbe "Graupner"
Aus demselben kuriosen Grund musste zu Beginn der Runde
3 die blaue Flagge an allen Pylons ausgetauscht werden,
weil sie nicht bzw. kaum erkennbar war. Es ist das erste
Mal, dass es "Yellow", "Red" und "Graupner"
Flaggen gibt. Kein Scherz! Ein Nummern-Trikot von Graupner
ohne Nummer musste dran glauben und wurde an die Stiele
der blauen Flaggen getackert. Man beachte Ulf Herder ganz
hinten mit der neuen Farbe "Graupner". Die Startprodezur
wurde geringfügig angepasst, unwitzigerweise heißt
es nun "Red", "Yellow" und "White
Flag". However.
Dirk Belting hatte einfach einen perfekten Tag und flog
eine Runde nach der anderen ohne Probleme, Reflight oder
Cuts. Nein, nicht spektakulär, einfach blitzsaubere
Arbeit, mit Jens als Caller. Das ist vielleicht das einzig
ermutigende für ihn am heutigen Tag, abgesehen vielleicht
von der 67,83s im letzten Lauf des Tages. Er flog die
bisher schnellste Zeit des bisherigen Wettbewerbs mit
seinem "Nyamuk", mit einer gehörigen Portion
Wut im Bauch. Nach der Durchsage der geflogenen Zeiten
gab es Szenen-Applaus für Jens!
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Ein
Bild für Belting! Er kam im heutigen
Tagesbericht eindeutig zu kurz und hat sich darüber
zu Recht beschwert. Deswegen haben wir die "Ein
Bild für Belting!" Aktion ins Leben
gerufen. |
Und wie weiter?
Den inoffiziellen Zwischenstand und die geflogenen Rundenzeiten
kann jeder hier
bei uns finden. Die offiziellen Ergebnisse brauchen nach
Abschluss eines Wertungstages etwas länger, deswegen
behelfen wir uns mit eigenen Ergebnislisten und diese
sehen gut für uns aus: Unser Team liegt auch im Falle
des erfolgreichen Abschlusses der ausstehenden Reflights
vorne, trotz der Pannen und Missgeschicke rund um Jens.
Falls er das Kunststück schaffen sollte Weltmeister
zu werden, so hat es wohl keiner mehr verdient als er.
Wir hoffen deswegen sehr, dass wir 9 Runden und zwei Streichdurchgänge
fliegen, damit die sportliche Leistung den Ausschlag gibt
und nicht die losgetretene Protestlawine.
Euer F5D-Team Germany
PS: Die US-Boys haben am Abend
schon wieder offiziell Protest eingelegt, diesmal gegen
einen finnischen Piloten. Nach dem Wettbewerb ist er
noch auf dem Wettbewerbsgelände geflogen, obwohl es zu
dieser Zeit eigentlich nicht gestattet ist. Der betreffende
Pilot wäre im schlimmsten Fall von der gesamten WM
ausgeschlossen worden. Finnland liegt auf Platz 2 in der
Team-Zwischenwertung, USA auf 4. Noch irgendwelche Fragen?
Auch die Amerikaner hatten zuvor gegen eine Regel im Rahmen
des offiziellen Trainings verstoßen, was niemand
zum Anlass eines Protests nehmen wollte. Sie hätten
ebenfalls disqualifiziert werden können, aber diesen
Protest wollte sich niemand antun. So viel dazu. Nein,
kein weiterer Kommentar, er wäre wirklich nicht
druckreif! ;-) |