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Tagebuch der 6. FAI Elektroflug Weltmeisterschaft York/UK

Wer fliegt bei diesem besch... eidenen Wetter?
It's Raining Men, Halleluja!
Montag, 9. August 2004

F5D Open Contest (Rd. 2+3)

We Need Helpers!
Am Sonntag war zwar angesagt worden, dass am Montag in F5D Rennen geflogen werden, aber selbst die Briten scheinen es für unfliegbares Wetter gehalten zu haben. Und so steht dieser Bericht unter einem besonderen Zeichen: Vor der WM wunderten wir uns etwas über die Ankündigung auf der BMFA Website, die am 17. July "WE NEED HELPERS!" verkündete. An diesem verregneten Montag Morgen wurden wir mit der Realität konfrontiert. Dabei dachten wir, die Briten wären richtig wetterhart?! Arme Sabine Konrath!

Sabine Konrath, die F5D Wettbewerbsleiterin wurde am Montag von ihren Helfern im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen gelassen.

Als Contest Director (Wettbewerbsleiter) hatte sie im Vorwettbewerb viele Aufgaben zu bewältigen, aber heute hätte sie winken und noch zwei Pylons parallel bewachen müssen, um das Rennen starten zu können.

Kein F5Bler weit und breit, sie erscheinen erst am Nachmittag zur Eröffnungsfeier. Klarer Fall: Team Germany springt ein, denn wir sind das stärkste Team vor Ort. Pylon #3 war fest in deutscher Hand und hatte mit Ulf "Guru" Herder, Patricia (2. Team-Manager) und Niklas (Team-Helfer) eine deutsche Stammbesatzung. Am Spitzpylon richtete sich Hartmut zusammen mit zwei sehr sympathischen Engländern ein, Leslie und Dave, die auch später während der Weltmeisterschaft am Spitzpylon winkten. Ein stetes leichtes Tröpfeln begleitete den Aufmarsch der Helfer. Die Positionen wurden eingenommen, der Regen hielt sich noch in Grenzen, aber die Wolken hingen tief und drohend über dem Racecourse. Unterbrechungen wegen Regen waren so sicher wie das Amen in der Kirche, aber zunächst blieb es beim steten Tröpfeln. Aber halt, der Rasen ist doch sicher schon wieder nachgewachsen - oder?

Rasenpflege: So viel Zeit muss sein!  

Das Landefeld muss kurz gemäht werden. Fleißiger Rasenmähermann am 07. August.

Stolzer Rasenmähermann
nach getaner Arbeit!


Ein entrüsteter Rasenmähermann: Mein schöner Rasen! Er wünscht sich in diesem Moment eine kleine Sichel, um jeden Halm einzeln mit einem Zollstock auf die richtige Länge stutzen zu können. Diese grobe Maschine hat hier nichts verloren!

"Round 2, Heat 1..."
Die Runde 2 war am Vortag aus Sicherheitsgründen abgebrochen worden und die geflogenen Ergebnisse wurden annulliert. Runde 2 begann also von neuem. Jeder war zufrieden mit dieser Regelung, obwohl sie nicht ganz dem Reglement entsprach. Aber nur so konnten die Runden jeweils geschlossen unter nahezu gleichen Wetterbedingungen geflogen werden, was aus sportlicher Sicht sicherlich zu begrüßen ist. So umging man natürlich auch elegant die ansonsten fällige Diskussion bezüglich des Starts am Vortag, ob und inwieweit das überhaupt regulär war. Hier bewies Sabine ein glückliches Händchen bei der Wettbewerbsleitung. Die Heats starteten zunächst im 5-Minutentakt, was sich als recht knapp erwies, später wurde dann im 7,5-Minutentakt zum Start gerufen.

Der Chef der Zeitnehmer Hans Koot. Ihm haben wir die präzise Zeitnahme auf dieser WM zu verdanken. Man bekommt nicht nur seine Gesamtflugzeit, sondern auch die Einzelrundenzeiten. Simply perfect!

Fliegerisch gesehen war die Runde 2 eigentlich wenig aufregend, weil die Zeiten im Regen einfach nicht begeistern können. Jeder fliegt herum, als hätte jemand eine Bahn Honig in die Luft geschmiert. Die Modelle fliegen stumpf herum, als hätten sie Flugrost angesetzt. So weit der Versuch, das ganze vom optischen Eindruck zu beschreiben. Aber ein Blick auf die Zeitentabelle straft uns Lügen: Wenn je technischer Fortschritt gegenüber den Vorjahren wirklich sichtbar war, dann jetzt, in diesen Bedingungen! Die altgedienten Piloten kennen noch die Zeiten, in denen ein "Teufelchen" dank Turbulator und entsprechend zeitgemäß niedriger Akkukapazität bei Regen im Kriechgang um den Kurs robbte, als hätte jemand den Anker ausgeworfen und vergessen ihn vor dem Start zu lichten. Selbst Moosansatz auf dem Flügel hätte nicht ärger wirken können als Regen.

Und heute? Die "Avionik D" flitzten in den verschiedenen Versionen um den Kurs, dass es eine wahre Pracht war und der "Nyamuk" schlug sich zusammen mit dem "Tokoloschi" von Markus Wanner vielleicht am besten bei diesen Bedingungen. Jens Bartels passte sein Setup etwas an den Regen an, reduzierte ein wenig die Propellersteigung und tat gut daran. Wanner dagegen setzte auf ein scharfes Setup im Regen und musste dafür büßen: Segeleinlage in der letzten Runde von Durchgang 2! Aber wegen hervorragender Zeiten in den 9 Umläufen zuvor wurde es noch eine niedrige 70er Zeit. Die 300er aus dem Durchgang davor konnte er mangels Streicher nicht kompensieren. Kein Pokal für Wanner!

In diesen Bedingungen hatte Jens rein subjektiv das schnellste Modell, aber fliegerisch reizte er das nicht aus. Er flog sicher um den Kurs und ließ ausreichend Reserve bei den Pylons, im Gegensatz zu Daniel Mayr zum Beispiel. Der lotete jeden Millimeter am Pylon aus und man dachte manches Mal, er würde versuchen einen der Styropylone zu rammen, nur um ihm mal zu zeigen, was er von ihm hält. Er flog so gleichmäßig knapp um die Stangen, dass der Veranstalter bald Sorgen um seine hübschen Pylone hatte. Die waren wirklich toll gemacht, das muss man ihnen lassen.

Bei Daniel und seinem "Mytus" konnte man auch gewisse Difizite im Leistungsbereich erkennen, denn dieser Flugstil hätte bei diesem Wetter eine Bombenzeit bringen müssen. Am Ende stand im Regen nur eine 76,73s in Runde 3. Vielleicht waren David und Dirk die Piloten mit dem Flugstil, der sich am ehesten ähnelte: Stets gleichmäßig eng und in der Höhe konstant. Dirk flog vielleicht eine Spur aggressiver und leistete sich in Durchgang 2 einen Cut am Spitzpylon. Schade, das wäre der Sieg beim Offenen Wettbewerb gewesen! Travis Flynn als alter Pylon Haudegen schaftte mit seinem "Avionik D-99mod" bei ebenfalls präzisem Flugstil stets saubere mid-72er Zeiten. Durch die nicht gewertete Runde 2, Heat 1 am Sonntag, die ihm eine 300er Wertung beschert hätte, gewann er dann auch den Offenen F5D Vorwettbewerb. Congratulations!

Alles in allem haben wir in schwierigen Bedingungen, in stetem Tröpfeln und mit einigen Regenunterbrechungen den Vorwettbewerb erfolgreich beendet. Anschließend sind wir nach Hause gefahren, um uns für die Eröffnungsfeier frisch zu machen.

Die WM Eröffnungsfeier

Als wir auf dem Racecourse ankamen, war direkt vor dem Zelt, in dem die Eröffnungsfeier stattfinden sollte, ein Parkplatz frei. Wie praktisch, also gleich eingeparkt. Die etwas entgeisterte Miene eines unter einem Regenschirm geparkten Parkwächters machte uns klar, dass er irgendwas gegen unsere Parkposition einzuwenden hatte. Nur was? Aha, da wird noch irgendjemand kommen und deswegen sollten wir doch bitte woanders parken. Das Wetter war immer noch regnerisch, kurze Wege also erheblich von Vorteil. Gegenüber war noch was frei, also rüber und ausgestiegen. So richtig gefallen tut uns das Zelt als Location der Eröffnungsfeier nicht, aber so lange die Länge der Eröffnungsreden sich in Grenzen hält, werden wir das schon überleben.


Die Eröffnungsrede der Bürgermeisterin von York. Entgegen der Befürchtung (leid-)erprobter WM-Piloten waren die Reden in York sportlich, knackig und kurz. So kann es weitergehen!

Für sie wurde der Parkplatz freigehalten: Die Bürgermeisterin von York fuhr standesgemaß mit einem Rolls Royce vor! Das hatte in der Tat den erwarteten britischen Stil, den sich alle von diesem Event erhofften. Und in der Tat waren die Reden allesamt kurz und knackig, man fühlte sich richtig angesprochen. Die Bürgermeisterin war "very surprised" was es so alles an Sportarten gibt, denn von "aeromodelling" hatte sie bis dato ja noch nie etwas gehört. Diese erfrischende Ehrlichkeit und Offenheit nahm der Eröffnungsveranstaltung jeglichen Anschein einer steifen Pflichtveranstaltung.


Das ist mal ein knackiger Händedruck! Strahlende Gesichter ringsum, der freche Fotograph hatte um einen extralangen Händedruck zwecks Foto gebeten.

Alles in allem war die Eröffnungsveranstaltung recht schnell vorüber. Was dagegen nicht vorübergehen wollte, war der endlose Regen. Es hatte sich regelrecht eingeregnet und irgendwer hatte vergessen die Schleusentore schließen zu lassen. F5B wurde wegen des Wetters direkt abgesagt, am morgigen Tag werden wir F5D Piloten also allein der Dinge harren, die da kommen mögen. Hoffentlich nichts Nasses von oben!

Euer F5D-Team Germany

 

Editorial: Mein Leben als Winktier

"Round 2, Heat 1..."
Während die Runde 2 vom CD (Contest Director) begonnen wurde, jagten die Funksprüche der Helfer wild, unkoordiniert und unsicher über den Kurs. Es war alles nicht eingelaufen, keiner wusste genau wie und wann und wer gerade quatscht. Zwischendrin unterhielten sich Sabine Konrath (CD) und Hans Koot (Chef der Zeitnehmer) auch mal kurz auf Deutsch wegen der Zeitnahme. Ich habe mich dann mal als Dolmetscher betätigt, damit Leslie und Dave nicht langweilig wurde, zumal einige der Funksprüche nicht ganz unwitzig waren. Es herrschte ein sportlicher Umgangston der auch manch klare Ansage nicht missen ließ.

Irgendwann wurde es uns einfach zu bunt auf dem Funk, wir am Spitzpylon haben uns nur noch als "Pylon Number One" identifiziert, damit jeder weiß, wer da gerade spricht. Sofort kamen die Fragen von den 2 Funkern am Breitpylon (#2 und #3) zurück, welcher Pylon sie denn nun wären. Nach zwei Minuten Konfusion hatte sich das Wirrwarr auf dem Funk endlich gelegt. Jeder Pylon wußte, wer er selber ist und identifizierte sich nun eindeutig. Super, jetzt können wir auch alle hübsch richtig winken! Es wurden stets in der Reihenfolge die Pylone 1, 2 und 3 nach den Cuts abgefragt. Binnen der ersten 3 Heats hatte sich das alles prächtig eingespielt, nur der Startstellenleiter im Kurs vergaß ständig auf seine Funktaste zu drücken. Was ein Spaß!

In den diesigen Bedingungen war hin und wieder heiteres Modellraten angesagt: "Is this mine?" "No, the yellow one is yours!" "No, my helper has a blue helmet. Yours is yellow!" und so weiter. Bis auf einen Flug, in dem die Modelle in der falschen Reihenfolge starteten, kriegten wir das sauber auf die Reihe. Auf diese Distanz ist es sehr schwierig zu erkennen, welches Modell und welcher Starthelfer nun der richtige ist. Der Startstellenleiter gab sich auch keine Mühe, die Konfusion irgendwie zu beheben. Die Funktaste hatte er immer noch nicht gefunden, aber immerhin kamen die Identifikationsansagen nun gelegentlich an. Super, weiter so!

Aus einer Schauerböe heraus kommt ein ziemlich verärgert aussehender Helfer auf uns zugelaufen. Oha, der Gang sieht schon stinkig aus, das gibt Saures. Was der wohl will? Nachdem er die letzten Meter im Eilschritt zurückgelegt hat, erkenne ich David (Dzida), den Helfer von Markus (Wanner). Das Gesicht ist etwas wutverzerrt, als er mich fragt, wer denn die blaue Flagge habe. Verschämt versuche ich den viel zu großen blauen Fetzen zwischen meinen viel zu kleinen Händen zu verstecken, aber es hilft alles nichts. Das "ich" presse ich etwas zerknirscht hervor, das gibt Senge. "Deine Sch... Winkerei kann man gar nicht sehen!" Das "Ich habe sie extra aufgehalten!" wirkt wenig überzeugend, also bin ich schuld. Habe nicht richtig gewunken. Es gibt eine Hierarchie auf dem Flugfeld: Der Pilot scheißt seinen persönlichen Helfer an, der persönliche Helfer scheißt den offiziellen Sportzeugen an und dieser scheißt sich selber an. Abgesehen davon gibt es noch gelegentlich Senge vom Zeitmesser, wenn er es für angemessen hält. Ich trage es mit Fassung und bin stolz, ein Winktier zu sein.

(Nachtrag, 10. August 2004: Flagge "Blau" musste wegen anhaltender Sichtprobleme durch Flagge "Graupner" ausgetauscht werden. Das Dunkelblau war bei keinem Winker zu erkennen, selbst wenn er sich die Seele aus dem Leib gewunken hat. So viel dazu!)

Ende der Runde 1 wurde es Sabine mit dem Startstellenleiter zu bunt: eine kurze, aber deftige Ansage per Funk veranlasste den Sparfunktaster im Kurs nun wenigstens die Durchsagen richtig zu machen und meistens die Taste zu drücken. Ein gewisser Zufall blieb der Ansage aber erhalten, alles andere wäre auch langweilig gewesen. Ende, Runde 1 ist beendet! Aufatmen ringsum, nur 1 Reflight helferbedingt. Für eine neue Mannschaft gar nicht mal schlecht. Der Startstellenleiter hielt sich versteckt, Pylon No.1 hätte gerne mal in einem unbeobachteten Moment ein Wörtchen mit ihm geredet.

In Runde zwei waren wir dann baff: Irgendjemand musste dem armen Kerl einen Einlauf nach Maß verpasst haben, denn er schrie nun beim Start eines jeden Modells wie am Spieß in seine Funkquetsche: "RED - GO!" "YELLOW - GO!" "BLUE - GO!" , als ginge es um sein Leben. Verdammt, das hätten wir eine Runde vorher schon gebraucht, als sich die Pilotenhelferbande wie Freidenker starteten! In solchen Minuten winkt man auch vorbeikommenden Vögeln zu, in der vagen Hoffnung, es mögen nicht ständig zwei Winker ein und dasselbe Modell um den Kurs winken. Das wirkt peinlich und ist der absolute Tiefpunkt im Leben eines Winktieres. Man hat versagt und es gibt Senge von ganz oben. Der CD fragt: "Are there any reflights on pylon number 1?" Den zerknirschten Tonfall haben wir schon geübt, das "Pylon number 1: Yes, reflight on yellow flag." kommt ausreichend schuldbewusst herüber, dass der CD von weiteren Sanktionen absieht und es bei einem knappen "Ok" bewenden lässt.

Aufatmen am Spitzpylon, im selben Atemzug bekommt Pylon 2 einen Request: "Pylon number 2: Are there REALLY 5 cuts at pylon on blue flag?" Pylon 2: "Yes, 5 cuts on blue". Diesen Piloten, der den abgesteckten Kurs mehr für eine wohlmeinende Empfehlung des Veranstalters hielt, als irgendwie bindend, hatte ich ebenfalls zu winken. Einen Funkspruch konnte ich mir dann nicht verkneifen: "Pylon No. 1: Even Blue Pylon No. 1 can confirm minimum 3 cuts on Pylon 2!" Die Jungs gröhlten, das war ein Spaß! Die Winker schlagen zurück. Wenn man schon vom Spitzpylon die Cuts am 2er sehen kann, dann ist ein Pilot mit einer richtigen Offroad-Einlage unterwegs. In jedem Fall gibt das eine gesalzene 300er Wertung. Nein, kein Mitleid heute. Wir sind Winktiere und sind stolz darauf!

PS: Kann man eigentlich als "Winktier" wiedergeboren werden?

Montag, 9. August 2004
 
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