F5D Open Contest (Rd. 2+3)
We Need Helpers!
Am Sonntag war zwar angesagt worden, dass am Montag in
F5D Rennen geflogen werden, aber selbst die Briten scheinen
es für unfliegbares Wetter gehalten zu haben. Und
so steht dieser Bericht unter einem besonderen Zeichen:
Vor der WM wunderten wir uns etwas über die Ankündigung
auf der BMFA Website, die am 17. July "WE NEED
HELPERS!"
verkündete. An diesem verregneten Montag Morgen wurden
wir mit der Realität konfrontiert. Dabei dachten
wir, die Briten wären richtig wetterhart?! Arme
Sabine Konrath!
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Sabine
Konrath, die F5D Wettbewerbsleiterin wurde am
Montag von ihren Helfern im wahrsten Sinne des
Wortes im Regen stehen gelassen. |
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Als Contest Director (Wettbewerbsleiter) hatte sie im
Vorwettbewerb viele Aufgaben zu bewältigen, aber heute
hätte
sie winken und noch zwei Pylons parallel bewachen müssen,
um das Rennen starten zu können.
Kein F5Bler weit und breit, sie erscheinen erst am Nachmittag
zur Eröffnungsfeier. Klarer Fall: Team Germany springt
ein, denn wir sind das stärkste Team vor Ort. Pylon
#3 war fest in deutscher Hand und hatte mit Ulf "Guru"
Herder, Patricia (2. Team-Manager) und Niklas (Team-Helfer)
eine deutsche Stammbesatzung. Am Spitzpylon richtete sich
Hartmut zusammen mit zwei sehr sympathischen Engländern
ein, Leslie und Dave, die auch später während
der Weltmeisterschaft am Spitzpylon winkten. Ein stetes
leichtes Tröpfeln begleitete den Aufmarsch der
Helfer. Die Positionen wurden eingenommen, der Regen
hielt sich noch in Grenzen, aber die Wolken hingen
tief und drohend
über dem Racecourse. Unterbrechungen wegen Regen waren
so sicher wie das Amen in der Kirche, aber zunächst
blieb es beim steten Tröpfeln. Aber halt, der Rasen
ist doch sicher schon wieder nachgewachsen - oder?
Rasenpflege: So viel Zeit muss
sein! |
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Das
Landefeld muss kurz gemäht werden. Fleißiger
Rasenmähermann am 07. August. |
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Stolzer
Rasenmähermann
nach getaner Arbeit! |
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Ein
entrüsteter Rasenmähermann: Mein schöner
Rasen! Er wünscht sich in diesem Moment eine
kleine Sichel, um jeden Halm einzeln mit einem
Zollstock auf die richtige Länge stutzen zu können.
Diese grobe Maschine hat hier nichts verloren! |
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"Round 2, Heat 1..."
Die Runde 2 war am Vortag aus Sicherheitsgründen abgebrochen
worden und die geflogenen Ergebnisse wurden annulliert.
Runde 2 begann also von neuem. Jeder war zufrieden mit
dieser Regelung, obwohl sie nicht ganz dem Reglement entsprach.
Aber nur so konnten die Runden jeweils geschlossen unter
nahezu gleichen Wetterbedingungen geflogen werden, was
aus sportlicher Sicht sicherlich zu begrüßen
ist. So umging man natürlich auch elegant die ansonsten
fällige Diskussion bezüglich des Starts am Vortag,
ob und inwieweit das überhaupt regulär war.
Hier bewies Sabine ein glückliches Händchen
bei der Wettbewerbsleitung. Die Heats starteten zunächst
im 5-Minutentakt, was sich als recht knapp erwies, später
wurde dann im 7,5-Minutentakt zum Start gerufen.
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Der
Chef der Zeitnehmer Hans Koot. Ihm haben wir
die präzise Zeitnahme auf dieser WM zu verdanken.
Man bekommt nicht nur seine Gesamtflugzeit, sondern
auch die Einzelrundenzeiten. Simply perfect! |
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Fliegerisch gesehen war die Runde 2 eigentlich wenig aufregend,
weil die Zeiten im Regen einfach nicht begeistern können.
Jeder fliegt herum, als hätte jemand eine Bahn Honig
in die Luft geschmiert. Die Modelle fliegen stumpf herum,
als hätten sie Flugrost angesetzt. So weit der Versuch,
das ganze vom optischen Eindruck zu beschreiben. Aber ein
Blick auf die Zeitentabelle straft uns Lügen: Wenn
je technischer Fortschritt gegenüber den Vorjahren
wirklich sichtbar war, dann jetzt, in diesen Bedingungen!
Die altgedienten Piloten kennen noch die Zeiten, in denen
ein "Teufelchen" dank Turbulator und entsprechend
zeitgemäß niedriger Akkukapazität bei Regen
im Kriechgang um den Kurs robbte, als hätte jemand
den Anker ausgeworfen und vergessen ihn vor dem Start zu
lichten. Selbst Moosansatz auf dem Flügel hätte
nicht ärger wirken können als Regen.
Und heute? Die "Avionik D" flitzten in den verschiedenen
Versionen um den Kurs, dass es eine wahre Pracht war und
der "Nyamuk" schlug sich zusammen mit dem "Tokoloschi"
von Markus Wanner vielleicht am besten bei diesen Bedingungen.
Jens Bartels passte sein Setup etwas an den Regen an,
reduzierte ein wenig die Propellersteigung und tat gut
daran. Wanner dagegen setzte auf ein scharfes Setup im
Regen und musste dafür büßen: Segeleinlage in der
letzten Runde von Durchgang 2! Aber wegen hervorragender
Zeiten in den 9 Umläufen
zuvor wurde es noch eine niedrige 70er Zeit. Die 300er
aus dem Durchgang davor konnte er mangels Streicher nicht
kompensieren. Kein Pokal für Wanner!
In diesen Bedingungen hatte Jens rein subjektiv das schnellste
Modell, aber fliegerisch reizte er das nicht aus. Er flog
sicher um den Kurs und ließ ausreichend Reserve bei
den Pylons, im Gegensatz zu Daniel Mayr zum Beispiel. Der
lotete jeden Millimeter am Pylon aus und man dachte manches
Mal, er würde versuchen einen der Styropylone zu rammen,
nur um ihm mal zu zeigen, was er von ihm hält. Er flog
so gleichmäßig knapp um die Stangen, dass der
Veranstalter bald Sorgen um seine hübschen Pylone hatte.
Die waren wirklich toll gemacht, das muss man ihnen lassen.
Bei Daniel und seinem "Mytus" konnte man auch
gewisse Difizite im Leistungsbereich erkennen, denn dieser
Flugstil hätte bei diesem Wetter eine Bombenzeit
bringen müssen. Am Ende stand im Regen nur eine
76,73s in Runde 3. Vielleicht waren David und Dirk die
Piloten mit dem Flugstil, der sich am ehesten ähnelte:
Stets gleichmäßig
eng und in der Höhe konstant. Dirk flog vielleicht
eine Spur aggressiver und leistete sich in Durchgang
2 einen Cut am Spitzpylon. Schade, das wäre der
Sieg beim Offenen Wettbewerb gewesen! Travis Flynn als
alter Pylon Haudegen schaftte mit seinem "Avionik
D-99mod" bei
ebenfalls präzisem Flugstil stets saubere mid-72er
Zeiten. Durch die nicht gewertete Runde 2, Heat 1 am
Sonntag, die ihm eine 300er Wertung beschert hätte,
gewann er dann auch den Offenen F5D Vorwettbewerb.
Congratulations!
Alles in allem haben wir in schwierigen Bedingungen, in
stetem Tröpfeln und mit einigen Regenunterbrechungen
den Vorwettbewerb erfolgreich beendet. Anschließend
sind wir nach Hause gefahren, um uns für die Eröffnungsfeier
frisch zu machen.
Die WM Eröffnungsfeier
Als wir auf dem Racecourse ankamen, war direkt vor dem
Zelt, in dem die Eröffnungsfeier stattfinden sollte,
ein Parkplatz frei. Wie praktisch, also gleich eingeparkt.
Die etwas entgeisterte Miene eines unter einem Regenschirm
geparkten Parkwächters machte uns klar, dass er irgendwas
gegen unsere Parkposition einzuwenden hatte. Nur was? Aha,
da wird noch irgendjemand kommen und deswegen sollten wir
doch bitte woanders parken. Das Wetter war immer noch regnerisch,
kurze Wege also erheblich von Vorteil. Gegenüber war
noch was frei, also rüber und ausgestiegen. So richtig
gefallen tut uns das Zelt als Location der Eröffnungsfeier
nicht, aber so lange die Länge der Eröffnungsreden
sich in Grenzen hält, werden wir das schon überleben.
Die Eröffnungsrede
der Bürgermeisterin von York. Entgegen der Befürchtung
(leid-)erprobter WM-Piloten waren die Reden in York
sportlich, knackig und kurz. So kann es weitergehen! |
Für sie wurde der Parkplatz freigehalten: Die Bürgermeisterin
von York fuhr standesgemaß mit einem Rolls Royce
vor! Das hatte in der Tat den erwarteten britischen Stil,
den sich alle von diesem Event erhofften. Und in der Tat
waren die Reden allesamt kurz und knackig, man fühlte
sich richtig angesprochen. Die Bürgermeisterin war "very
surprised"
was es so alles an Sportarten gibt, denn von "aeromodelling"
hatte sie bis dato ja noch nie etwas gehört. Diese
erfrischende Ehrlichkeit und Offenheit nahm der Eröffnungsveranstaltung
jeglichen Anschein einer steifen Pflichtveranstaltung.
Das ist mal
ein knackiger Händedruck! Strahlende Gesichter ringsum,
der freche Fotograph hatte um einen extralangen Händedruck
zwecks Foto gebeten. |
Alles in allem war die Eröffnungsveranstaltung recht schnell
vorüber. Was dagegen nicht vorübergehen wollte, war der
endlose Regen. Es hatte sich regelrecht eingeregnet und
irgendwer hatte vergessen die Schleusentore schließen
zu lassen. F5B wurde wegen des Wetters direkt abgesagt,
am morgigen Tag werden wir F5D Piloten also allein der
Dinge harren, die da kommen mögen. Hoffentlich nichts
Nasses von oben!
Euer F5D-Team Germany
Editorial: Mein Leben als Winktier
"Round 2, Heat 1..."
Während die Runde 2 vom CD (Contest Director) begonnen
wurde, jagten die Funksprüche der Helfer wild, unkoordiniert
und unsicher über den Kurs. Es war alles nicht eingelaufen,
keiner wusste genau wie und wann und wer gerade quatscht.
Zwischendrin unterhielten sich Sabine Konrath (CD) und Hans
Koot (Chef der Zeitnehmer) auch mal kurz auf Deutsch wegen
der Zeitnahme. Ich habe mich dann mal als Dolmetscher betätigt,
damit Leslie und Dave nicht langweilig wurde, zumal einige
der Funksprüche nicht ganz unwitzig waren. Es herrschte
ein sportlicher Umgangston der auch manch klare Ansage
nicht missen ließ.
Irgendwann wurde es uns einfach zu bunt auf dem Funk,
wir am Spitzpylon haben uns nur noch als "Pylon Number
One"
identifiziert, damit jeder weiß, wer da gerade spricht.
Sofort kamen die Fragen von den 2 Funkern am Breitpylon
(#2 und #3) zurück, welcher Pylon sie denn nun wären.
Nach zwei Minuten Konfusion hatte sich das Wirrwarr
auf dem Funk endlich gelegt. Jeder Pylon wußte,
wer er selber ist und identifizierte sich nun eindeutig.
Super, jetzt können wir auch alle hübsch richtig
winken! Es wurden stets in der Reihenfolge die Pylone
1, 2 und 3 nach den Cuts abgefragt. Binnen der ersten
3 Heats hatte sich das alles prächtig eingespielt,
nur der Startstellenleiter im Kurs vergaß ständig
auf seine Funktaste zu drücken. Was ein Spaß!
In den diesigen Bedingungen war hin und wieder heiteres
Modellraten angesagt: "Is this mine?" "No,
the yellow one is yours!" "No, my helper has
a blue helmet. Yours is yellow!" und so weiter.
Bis auf einen Flug, in dem die Modelle in der falschen
Reihenfolge starteten, kriegten wir das sauber auf die
Reihe. Auf diese Distanz ist es sehr schwierig zu erkennen,
welches Modell und welcher Starthelfer nun der richtige
ist. Der Startstellenleiter gab sich auch keine Mühe,
die Konfusion irgendwie zu beheben. Die Funktaste hatte
er immer noch nicht gefunden, aber immerhin kamen die
Identifikationsansagen nun gelegentlich an. Super,
weiter so!
Aus einer Schauerböe heraus kommt ein ziemlich verärgert
aussehender Helfer auf uns zugelaufen. Oha, der Gang sieht
schon stinkig aus, das gibt Saures. Was der wohl will? Nachdem
er die letzten Meter im Eilschritt zurückgelegt hat,
erkenne ich David (Dzida), den Helfer von Markus (Wanner).
Das Gesicht ist etwas wutverzerrt, als er mich fragt, wer
denn die blaue Flagge habe. Verschämt versuche ich
den viel zu großen blauen Fetzen zwischen meinen viel
zu kleinen Händen zu verstecken, aber es hilft alles
nichts. Das "ich" presse ich etwas zerknirscht
hervor, das gibt Senge. "Deine Sch... Winkerei kann
man gar nicht sehen!" Das "Ich habe sie extra
aufgehalten!" wirkt wenig überzeugend, also bin
ich schuld. Habe nicht richtig gewunken. Es gibt eine Hierarchie
auf dem Flugfeld: Der Pilot scheißt seinen persönlichen
Helfer an, der persönliche Helfer scheißt den
offiziellen Sportzeugen an und dieser scheißt sich
selber an. Abgesehen davon gibt es noch gelegentlich Senge
vom Zeitmesser, wenn er es für angemessen hält.
Ich trage es mit Fassung und bin stolz, ein Winktier zu
sein.
(Nachtrag, 10. August 2004: Flagge "Blau"
musste wegen anhaltender Sichtprobleme durch Flagge "Graupner"
ausgetauscht werden. Das Dunkelblau war bei keinem Winker
zu erkennen, selbst wenn er sich die Seele aus dem Leib
gewunken hat. So viel dazu!)
Ende der Runde 1 wurde es Sabine mit dem Startstellenleiter
zu bunt: eine kurze, aber deftige Ansage per Funk veranlasste
den Sparfunktaster im Kurs nun wenigstens die Durchsagen
richtig zu machen und meistens die Taste zu drücken.
Ein gewisser Zufall blieb der Ansage aber erhalten, alles
andere wäre auch langweilig gewesen. Ende, Runde 1
ist beendet! Aufatmen ringsum, nur 1 Reflight helferbedingt.
Für eine neue Mannschaft gar nicht mal schlecht. Der
Startstellenleiter hielt sich versteckt, Pylon No.1 hätte
gerne mal in einem unbeobachteten Moment ein Wörtchen
mit ihm geredet.
In Runde zwei waren wir dann baff: Irgendjemand musste
dem armen Kerl einen Einlauf nach Maß verpasst haben,
denn er schrie nun beim Start eines jeden Modells wie am
Spieß in seine Funkquetsche: "RED - GO!"
"YELLOW - GO!" "BLUE - GO!" , als ginge
es um sein Leben. Verdammt, das hätten wir eine Runde
vorher schon gebraucht, als sich die Pilotenhelferbande
wie Freidenker starteten! In solchen Minuten winkt man auch
vorbeikommenden Vögeln zu, in der vagen Hoffnung, es
mögen nicht ständig zwei Winker ein und dasselbe
Modell um den Kurs winken. Das wirkt peinlich und ist der
absolute Tiefpunkt im Leben eines Winktieres. Man hat versagt
und es gibt Senge von ganz oben. Der CD fragt: "Are
there any reflights on pylon number 1?" Den zerknirschten
Tonfall haben wir schon geübt, das "Pylon number
1: Yes, reflight on yellow flag." kommt ausreichend
schuldbewusst herüber, dass der CD von weiteren Sanktionen
absieht und es bei einem knappen "Ok" bewenden
lässt.
Aufatmen am Spitzpylon, im selben Atemzug bekommt Pylon
2 einen Request: "Pylon number 2: Are there REALLY
5 cuts at pylon on blue flag?" Pylon 2: "Yes,
5 cuts on blue". Diesen Piloten, der den abgesteckten
Kurs mehr für eine wohlmeinende Empfehlung des
Veranstalters hielt, als irgendwie bindend, hatte ich
ebenfalls zu winken. Einen Funkspruch konnte ich mir dann
nicht verkneifen: "Pylon
No. 1: Even Blue Pylon No. 1 can confirm minimum 3 cuts
on Pylon 2!" Die
Jungs gröhlten, das war ein Spaß! Die Winker
schlagen zurück. Wenn man schon vom Spitzpylon
die Cuts am 2er sehen kann, dann ist ein Pilot mit
einer richtigen Offroad-Einlage unterwegs. In jedem
Fall gibt das eine gesalzene 300er Wertung. Nein,
kein Mitleid heute. Wir sind
Winktiere und sind stolz darauf!
PS: Kann man eigentlich als "Winktier" wiedergeboren
werden?
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