Sicherheitsfragen
Bereits morgens beim Frühstück diskutierte
unser Team sehr intensiv über die Ereignisse vom Vortag
und die anstehenden Sicherheitsfragen. Vor allem stand eine
Frage unausgesprochen im Raum: Was passiert, wenn sich die
Teams uneins über die Fortführung des Wettbewerbs
sein sollten? Die Diskussionen waren nicht beendet, als
wir auf dem Racecourse ankamen.
Ein herrlicher Sonntagmorgen
Die Sonne schien vom stahblauen Himmel über dem Racecourse
oder dem "Knavesmire Airfield", wie wir das Areal
der WM inzwischen nannten. Das "mire" hat einen
so schön deutschen Klang. Ob uns das wohl Glück
bringen würde? Piloten sind von Natur aus abergläubisch.
Das Wetter hätte nicht besser sein können! Perfekte
Bedingungen, um den offenen Wettbewerb zu beenden. Wir witzelten
schon: wenn die Fotos irgendwer in Deutschland sieht, der
glaubt uns nie, dass wir gerade auf der Insel hocken und
uns auf die WM vorbereiten!
Wir fühlten uns wie in Spanien auf einem Golfplatz
mitten in der prallen Sonne. Nichts gegen spanische Golfplätze,
aber der Rasen hier ist unverschämt gut - bei ein paar
Quadratmeilen Fläche wohlgemerkt. Man kann es kaum
glauben, wie die Inselbewohner jahrhundertelang Hektakomben
von Bäumen für das "British Empire"
opferten, ohne mit der Wimper zu zucken, um den nun wachsenden
Rasen mit einer Liebe und Inbrunst zu pflegen, die ihresgleichen
sucht. Wir haben allenthalben Rasenmäher jeglicher
Größe entdeckt. Einzig der berühmte Brite
mit der Minisichel für einzelne Grashalme - jedem Leser
von "Asterix bei den Briten" bekannt - blieb unentdeckt.
Es muss ihn hier irgendwo geben, es kann gar nicht anders
sein. Auf dieser einmaligen Grünfläche standen
die Teilnehmer, als das Pilotenbriefing am Sonntagmorgen
angesetzt war.
Sonntagmorgen:
Die Sonne scheint, das Wetter ist perfekt und nahezu
windstill. Die Stimmung unter den Piloten ist dennoch
gereizt, weil einige Sicherheitsfragen vom Vortag noch
offen sind. |
Die Entscheidung des Tages: Starten oder nicht?
Bereits vor dem Pilotenbriefing war die Sicherheitsproblematik
heiß diskutiert worden: Sollte man überhaupt
starten, wenn der PLL-Synthesizer bereits in Bodennähe
breitbandige Störungen anzeigt? Darüber hinaus
war die Absicherung des Flugfeldes nicht merklich verbessert
worden, die Frequenzüberwachung allein nach Liste und
Synthesizer erschien unzureichend. Insgesamt waren dieselben
Probleme wie am Tag zuvor festzustellen, wegen denen der
Offene Wettbewerb in beiden Klassen unterbrochen worden
war. Daraufhin erklärte Peter Meisinger für Team
Österreich und Klaus Brettner für Team Deutschland
im Briefing die Sicherheitslage für nicht akzeptabel.
Ihre Teams würden hier und heute nicht starten, das
hatten sie mit ihren Piloten vorher besprochen, die alle
derselben Meinung waren.
Peter
Meisinger (AUT) mit einem PLL-Synthesizer von
ACT. Ein sehr hilfreiches Tool, um Störungen
festzustellen, aber im Rahmen des Vorwettbewerbs
wurden auch die Grenzen eines solchen Systems
deutlich. Manchmal braucht man eben doch eine
Richtungspeilung! |
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Die anderen Teams sahen keine ernsthaften Sicherheitsprobleme
und würden in jedem Fall starten, sofern der Wettbewerb
weitergeführt würde. Das ganze stand zusätzlich
unter dem Druck der Wetterprognose für Montag:
Very British. Wenn überhaupt, wäre nur mit
Gummistiefeln an den Füßen und Regenschirm
in der Hand irgendwas möglich - vielleicht ein
Spaziergang. Mehr aber auch nicht! Der Offene Wettbewerb
würde damit nicht gewertet
werden können, mindestens 3 Runden sind hierfür
beim Pylon notwendig. Ärgerlich, aber nicht zu vermeiden.
Oder doch nicht? Aufgrund der Team-Entscheidungen ergab
sich eine Mehrheit von 6:2. Also wurde entschieden zu
starten. Die Frage war nur, ob sich die Flugsicherheit
solchen "demokratischen"
Entscheidungen fügt? Die Startreihenfolge war über
Nacht geändert worden, um die Frequenzen weiter auseinder
zu halten, Nachbarkanäle zu vermeiden. Aber das
war an diesem Morgen gar nicht das Problem!
Die Lautsprecher verkündeten unheilvoll die Stimme
des Contest Directors: "F5D Open - Round 2, Heat
1: Travis Flynn, Guy Broquières and Peter Meisinger,
please prepare to start in 45 minutes!" Peter Meisinger
begab sich in aller Ruhe in sein Zelt, um sich vorzubereiten
- auf das Verlassen des Fluggeländes. Als offensichtlichen
Protest gegen diese Entscheidung packten wir ebenfalls
in aller Ruhe unsere Sachen ein.
Lektion 1: Erdboden und Politik
Wir waren mit dem Einpacken noch nicht fertig, da begab
sich "Heat 1" zum Start. Die Modelle starteten
in den Kurs und wir hörten das übliche Kreischen
der Motoren der Modelle, die ihre Runden flogen. Nach einem
verräterischen "Pfump!" kreischte
nurmehr ein Modell. Es schien fast empörend, dass allierter
Boden amerikanische Modelle genauso nachhaltig zerstört
wie die anderer Nationen. Das Green des Racecourse scheint
optisch schön, aber politisch nicht verlässlich
zu sein. Travis ging Trümmer einsammeln. Etwa 10 Minuten
später kamen die Jungs mit den Trümmern zurück,
"Heat 2" war dran, ohne Jens Bartels versteht
sich.
Lektion 2: Ein Solo für zwei
Die Modelle starteten. In das zweistimmige sonore Geheul
mischte sich erneut ein dumpfes "Pfump!" und danach
war nur noch ein Solist zu hören. Oha, da hat wohl
der Mann mit der Basstrommel den zweiten Geiger erschlagen.
Der Solist beendete seinen Flug und dann wurde der Veranstalter
sichtlich nervös: Konnte es da unter Umständen
doch ein demokratisch nicht entscheidbares Sicherheitsproblem
geben? Endlich setzte sich Sabine (Contest Director) gegen
den Veranstalter und den "Security Officer" durch
und erklärte den Spuk für beendet. Heat 3 stand
mit geladenen Akkus am Start, wurde natürlich zurückgepfiffen.
Wettbewerb für unbestimmte Zeit unterbrochen. Irgendwer
kam auf die sinnige Idee, den aus HF-Sicherheitsgründen
unterbrochenen Wettbewerb als freies Training auf eigene
Gefahr fortzusetzen. Wir sind einiges gewohnt, aber "auf
eigene Gefahr" mit einigen hundert Menschen in der
Nähe erschloss sich uns von der Logik her nicht. Klaus
riss endgültig die Hutschnur, er protestierte aufs
Heftigste gegen das freie Training und zwar zum Schutz aller
Nicht-Beteiligten! Derweil war Jussi Mannerberg bereits
zum freien Training übergegangen...
Lektion 3: Finnland und Russland
Während Team Finnland per Megaphon zur sofortigen Beendigung
des freien Trainings aufgefordert wurde, hatte sich das
Thema mit einem abermals überaus trockenen "Pfump!"
bereits erledigt. Das Ende kam ebenso überraschend
wie unvermutet: Modelle aus Finnland reagieren tatsächlich
auch auf Störungen aus Großbritannien! Sowas
kannte man bisher doch nur von Russland?!
Bevor sich nun weitere neu politische Erkenntnisse ergaben,
wurde das Flugfeld komplett für jeglichen Flugbetrieb
gesperrt. Wir nutzten das immer noch schöne Wetter
für unsere Team-Fotos. Und damit kommen wir nun zum
schönsten Teil dieses Tages...
Oops?! Da muss
ein unverzeihlicher redaktioneller Fehler unterlaufen
sein! Wo ist nur das richtige Bild... |
... und da
ist es! Sind sie nicht alle hübsch?! Und die Modelle
erst...
Von links: Niklas, David, Markus, Claudia, Klaus, Jens,
Sandra, Christian, Dirk und Patricia. |
Das
einzige Fluggerät, das den ganzen Sonntag über
ohne Unterbrechungen fliegen konnte. |
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Und wie ging es weiter?
Gegen Mittag waren dann die breitbandigen Störungen
ebenso plötzlich verschwunden, wie sie aufgetaucht
waren. Zur gleichen Zeit verschwanden auch die Sendewagen
der TV-Stationen, die sich auf das große Pferderennen
im Anschluss an die WM (17-18-19 August) vorbereitet haben.
Möglicherweise waren sie die Störenfriede, jedenfalls
gab es danach keine Probleme mehr.
Im Anschluss konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen
werden. Die Klasse F5B konnte die 2. und letzte Runde des
Vorwettbewerbs ohne weitere Störungen und Probleme
beenden. Bei F5B müssen mindestens 2 Runden absolviert
werden, um einen Wettbewerb werten zu können, bei F5D
sind es 3. Also haben wir jetzt ein kleines Problem: Damit
der F5D Vorwettbewerb gewertet werden kann, müssen
am Montag die 2 Runden geflogen werden. Was das Wetter
wohl dazu meint?
Die Teamfotos
Wie sind eigentlich die restlichen Team-Fotos geworden?!
Spitze! Da sind ein paar Fotos von unserem Team-Obelix darunter,
die wir euch leider vorenthalten müssen. Unter Androhung
aller möglichen Strafen wurde Hartmut leider die Veröffentlichung
untersagt... Oder anders gesagt: Trotz aller Probleme haben
unsere Jungs ihren Humor nicht verloren! Wir hatten einen
Riesenspaß beim Foto-Shooting, inklusive Klamottenwechsel,
der fast etwas von einem Kostümball hatte. Der Sonntagabend
endete draußen in unserem Innenhof, in dem wir uns
gerne zusammensetzen. Es ist wohl der letzte Abend dieser
Art für die nächsten Tage, denn das Satellitenbild
bereitet uns Kopfschmerzen. Die Wettervorhersage hat schon
seit Tagen Regen im Angebot, aber nun kommt da ein richtig
fetter Brocken vom Atlantik rüber gezogen. Vermutlich
sagen sie hier immer Regen an, weil es das wahrscheinlichste
Wetter ist mit 90%er Trefferquote. Ein Traum für jeden
Wetterdienst. Auf Sonne ist hier niemand eingestellt, die
Vorhersage klingt deswegen immer gleich, unabhängig
vom Wetter. Ein Blick morgen aus dem Fenster sollte Klarheit
bringen...
Euer F5D-Team Germany
Editorial: Der Lottogewinn
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Was könnte
das hier sein? Ein Experiment mit zwei 55cent
Briefmarken? Nicht schlecht geraten, aber es ist
weniger offensichtlich und etwas kleiner. |
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Das hier
ist die Platine eines isl 6-636. Eingeweihte wissen,
dass es sich hierbei um ein Ladegerät handelt.
Da fehlt ein Teil und die Schmauchspuren verraten,
wo sich das Teil gerade befindet: beim Teufel
in der Hölle. |
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Die Auflösung:
Links steht Ulf Herder und was sich da in seinem Portemonnaie
befindet, sind 2 Dioden. Eine hält er bereits zwischen
den Fingern. Rechts neben Ulf steht ein glücklich
grinsender Travis Flynn und in der Hand hält er
sein isl 6-336. Und warum er so glücklich vor sich
hingrinst, sollte jetzt klar sein! Das ist ein Vorort-Service
von Schulze, der seinesgleichen sucht! Lotto spielen
sollte Travis erstmal sein lassen, so viel Glück
kann man nur einmal im Jahr haben. |
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