1. F5D Teilwettbewerb in Herzebrock 2010
Der Winter war lang, sehr lang… eigentlich viel zu lang. Dies wurde uns noch mal deutlich klarer, als wir freitagnachmittags das schöne Vereinsgelände des MFC-Condor erreichten. Da waren wir also in Herzebrock-Clarholz, eine Gemeinde im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen, an der Grenze zum Münsterland. Ein Großteil des Teilnehmerfeldes war anwesend und scheinbar genau wie wir hungrig nach Speed und Racing. Nach kurzer Begrüßung wurde die Zeit bis Sunset genutzt, um noch etwas zu trainieren und den Hunger nach Speed zu stillen.
Klaus Brettner hatte seine bereits wettbewerbserprobte Helfercrew startklar und sie ermöglichten uns Trainingsflüge im Kurs inklusive Winkern. Es war bereits abzusehen, dass trotz des kalten Winters wohl einige Piloten fleißig trainiert hatten.
Eine erstklassige Grillverpflegung und ein leckeres Blondes rundeten im lustigen beisammen sein den Freitagabend ab.
Samstag 9:30 Uhr
Da waren sie wieder… Endlich! Die lang ersehnten Worte schallen durch die Sprechanlage: „Wir identifizieren auf rot….“
Nach dem ersten Durchgang bestätigte sich, einige Jungs hatten nicht nur trainiert, sondern ordentlich draufgelegt. Die Rennatmosphäre war bei allen Anwesenden deutlich spürbar.
Allerdings war das Wetter sehr durchwachsen, eine stramme Brise quer zum Kurs erforderte das Starten aus dem Kurs heraus. Normalerweise wird der Kurs so aufgebaut, dass der Helfer das Modell direkt über die Startlinie wirft und das Rennen beginnt. Bedingt durch den Modellflugplatz war ein Verlegen des Kurses aber nicht möglich. Deshalb wurde wie oben beschrieben gestartet und man musste erst um Pylon drei (die zweite Breitstange) eine Wende fliegen und bei Passieren der Startlinie begann das Rennen.
Diese Umstände führten bei einigen Piloten dazu, dass der Energielimiter [1] bereits in der neunten Runde den Motor abschaltete, da die fehlende Energie bereits bei der Startwende verbraucht wurde. Dies hatte zur Folge, dass der Rest gesegelt werden muss, um die 10. Runde zu vollenden. Nur diejenigen, die ihr Equitment bzw. ihren Antrieb wirklich kannten, griffen in die Kiste, schraubten einen kleineren Propeller aufs Modell und konnten so den Durchgang mit kontinuierlichem Dampf beenden.
Christian Hanke und Marcel Kremer zeigten mit 57 sec im zweiten Lauf trotzdem eiskalt die Richtung an. Die Durchgänge folgten Schlag auf Schlag und es waren viele Zweikämpfe zu beobachten.
Nach 3 Läufen wurde der Grill angeschmissen und die Pause zum relaxen genutzt. Die Verpflegung vom Frühstück übers Barbecue bis hin zum Kaffee war übrigens erste Sahne und verdient hier mal ein extra dickes Lob!
Am Nachmittag erreichten uns leider leichte Regenschauer, wodurch der Wettbewerb stellenweise unterbrochen werden musste. Die „Luft“ wurde deutlich langsamer, deshalb konnten am Samstagnachmittag keine Topzeiten mehr geflogen werden.
Nach mehr oder weniger sieben geflogenen Durchgängen war das Bibbern in der Kälte beendet. Die Modellverluste waren erfreulich gering, kein Midair oder Absturz war zu beklagen.
Im Hotel wurden die gesammelten Eindrücke unter den Piloten bei einem gemütlichem Umtrunk ausgetauscht.
Sonntag 9:00 Uhr
Das Wetter machte uns Hoffnung auf einen schönen Abschluss des ersten Teilwettbewerbs zur DM
Ein sehr straffer Ablauf ermöglichte den Piloten noch weitere 5 Durchgänge zu fliegen – das war „stressig“ aber hat auch unendlich Spaß gemacht.
In der Limited Klasse hat sich Kai Falkenberg vor Rene Friedrich und Steffen Müller verdient den Pott geholt. Kai’s geflogene Bestzeit von 93 sec bestätigte wieder, dass die Flieger nicht wirklich langsam sind.
Das Schweizer Team Christian Hanke und Carsten Garth hat ordentlich Gas gegeben und Christian Hanke verdient mit Platz 1 belohnt. Carsten hat auch mal kurz 12 sec im Durchschnitt zur letzten Saison abgespeckt und landete damit verdient auf Platz 5.
Marcel Kremer (2. Platz) und Dirk Belting (3. Platz) waren wie gewohnt konstant und schnell. Da fahren schon genau die richtigen zur WM!
Unsere Dzida Brothers haben „extreme Materialtesting“ durchgeführt. Jeden Durchgang wurde ein anderer Propeller und/oder Motor getestet und man hörte aus dem Pilotenlager immer wieder den Dremel ertönen, um das letzte Quäntchen Speed aus dem Prop raus zu schleifen. Rene flog mal eben einen neuen „inoffiziellen Weltrekord“ mit 53,98 sec und belegte in der Gesamtliste trotzdem nur den letzten Platz, diese Kombination gab es auch noch nie. Grund hierfür waren in den anderen Durchgängen leider zu viele 200er Wertungen durch Cuts.
Die Kölner: Die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht und fliegen im Durchschnitt 64 sec. Jörg Heuser belegte den 4. Platz, Jens Goebel hat eine Klappe (Cuts) zuviel geflogen und rutschte von Platz 4 auf Platz 12. Christoph Meier und Hannes Niethammer feiern Premiere im F5D, beide mit steigender Performance. Hannes belegte sogar den 7. Platz! Da müssen die DS Runden von Hannes ihn wohl gut trainiert haben…
F5D Technik in Herzebrock
Bei den eingesetzten Fliegern und Antrieben gab es nicht viel Neues zu sehen. Offensichtlich sind die allgemein käuflichen Komponenten leistungsfähig genug, damit die Fähigkeiten des Piloten und des Callers die Grenze zu besseren Zeiten bilden. Größere Innovationen wurden daher aktuell nicht gesichtet, eine gute Antriebsabstimmung, gepaart mit einem präzisen und konstanten Flugstil ist momentan der Schlüssel zum Erfolg.
Bei den Fliegern setzten 60% der Piloten den bewährten Avionik D06 aus russischer Kleinserienproduktion ein. Das Modell fliegt sich auch > 300 km/h sehr neutral und unkompliziert, bei der Festigkeit ist es den enormen Anforderungen absolut gewachsen.
Eine sehr interessante Neuerung gab es im Schweizer Pilotenlager zu besichtigen. Das Christian Hanke und Carsten Garth hatte den Winter genutzt, um einen komplett neuen Flügel zu entwickeln [LINK]. Auffallend ist das im Vergleich zum Avionik Flügel nochmals verdünnte Profil und eine V-Form, die eher an eine F3B Fläche erinnert. Aufgeschnallt auf einen Avionik Rumpf und gesteuert von Christian Hanke war die Performance des Fliegers beeindruckend, Platz 1 mit Zeiten deutlich unter 60 Sekunden sind ein Wort.
Daneben wurden noch einige Batleths, Exite, Viper, Demon, Flipper und Sharkys gesichtet. Alle Modelle waren schnell unterwegs, d.h. sie sind konkurrenzfähig.
Wer welches Modell einsetzt liegt wohl primär an Gewohnheiten und Beschaffungswegen.
Was tut sich bei den Antrieben?
Neu-Motors (Typ 1112/1115/1509) und Hacker (Typ B40L/B50S) heißen die überwiegend verwendeten Motoren. Es kamen jedoch auch preisgünstige Motoren aus chinesischer Produktion erfolgreich zum Einsatz und konnten mit kleinen 60er Zeiten beeindrucken.
Wir reden hier allgemein über 2-4 polige Innenläufer, d.h. Drehzahlen zwischen 36.000 und 45.000 U/Min. die kleine Propeller antreiben. Alle eingesetzten Motoren bewegen sich vom Gewicht her zwischen 160 und 230g und drehen – gespeist von einem 5S Akku – zwischen 2100 und 2600 U/V.
Jeder Motor, der der genannten Spezifikation entspricht, reicht aus, um schnell zu sein. Das Geheimnis des Erfolgs liegt – wie in jeder technischen Rennsportart – an der Abstimmung der Einzelkomponenten; konkret müssen Propeller, Motor, Regler und Akku so konfiguriert sein, dass die Motorlaufzeit und der Gesamtwirkungsgrad stimmen.
Bei den Reglern geht es um Zuverlässigkeit und Innenwiderstand, kombiniert mit einer möglichst kleinen Bauform. Kontronik Jazz 80/FAI18 und Hacker Master 90/140 sind typische Beispiele für Regler, die den Anforderungen entsprechen.
Als Propeller werden ganz überwiegend die Exemplare Graupner CAM Speed und APC Speed 400 in der Bandbreite von 4.7×4.7 bis 5.25×6.25 an die Modelle geschraubt. Welcher der sieben verfügbaren Propellertypen eingesetzt wird, orientiert sich primär an der Abstimmung der Motorlaufzeit.
Die Akkus werden meistens in 5S und einige in 4s Konfiguration mit Kapazitäten von 2000-2500 mA/h eingesetzt; ein Trend zu bestimmten Marken war nicht festzustellen. Es ist mittlerweile eine enorme Vielzahl an Akkumarken- und -typen erhältlich, die den Anforderungen in F5D in Form einer 25-35C Belastung gewachsen sind. Da pro Durchgang nur ca. 1000 mA/h Kapazität aus dem Akku entnommen werden und die meisten Akkus vorgeheizt in den Flieger kommen, ist die Lebensdauer der Akkus sehr gut. Es wurde schon von > 50 Zyklen unter Wettbewerbsbelastung ohne nennenswertes Nachlassen der Zellen berichtet.
Die seit 2008 in F5D existierende Energieabschaltung beim Erreichen der 1000 Wattminuten und die Umstellung von NiMH auf Lipo Zellen haben sich nach 2 Jahren Praxis als segensreich herausgestellt. Die zentrale Frage der NiMH Aera, wer welchen Akku fliegt, ist zur vollkommenen Nebensache geworden.
Die Überwachung der im Rennen verbrauchten Energie sowie die Abschaltung des Antriebs bei der Erreichung von 1000 Wattminuten regelt der UNILOG von SM-Modellbau. Im Training liefert der Unilog im Loggermodus wichtige Daten zur Optimierung der Antriebe bezüglich Spannungslage, Stromverbrauch, Drehzahl, Leistung, Speed, Temperatur und Laufzeit. Im Wettbewerb wird zusätzlich der Limiter aktiviert. So steht jedem Piloten die gleiche maximale Energiemenge zur Verfügung, die dann optimal umgesetzt werden muss. Im Idealfall geht der Motor am Ausgang der letzten Breitwende aus und der Flieger schiesst über die Ziellinie.
Bei den RC Anlagen ist der Wechsel auf 2.4 Ghz überwiegend vollzogen. Standardmäßig werden kleine Diversity Empfänger von Futaba oder Jeti in die Modelle eingebaut, deren Antennen durch den (Kohle-)Rumpf nach außen gelegt sind. Probleme im Flug durch Störungen gab es während des gesamten Wettbewerbs nicht. Der Verzicht auf eine Senderabgabe sorgt für zusätzliche Entspannung der Piloten zwischen ihren Läufen.
Last but not least: Das nietHAMMER Spezial!
By Hannes Niethammer, ein F5D Neueinsteiger, mit seinen Eindrücken zu seinem ersten F5D Wettbewerb.
Vor ca. einen halben Jahr rief mich Christoph Meier mal an. Sie hatten gerade ihr neues DS-Projekt am Laufen und er wollte sich ein wenig über DS im Allgemeinen austauschen. Bis dahin war ich eigentlich ein reiner Segelflieger… Wie das so ist nimmt man dann plötzlich die Gewohnheit von Frauen an und aus einem kurzen Telefonat wurde ein ewiges, aber sehr interessantes Gespräch.
Tja…kurz gesagt, ich war danach vom Pylon-Virus befallen.
Dann ging alles relativ schnell. Ich bekam eine Form ausgeliehen (DANKE
Jörg Heuser !!!) und Christoph musste mir ganz genau – und mit viel Geduld – alles erklären und all die Komponenten nennen, die man da so braucht. Ich habe leider auf dem Gebiet Motoren, Regler, Akkus….relativ wenig Erfahrung.
Irgendwann Anfang März kamen dann auch die ganzen Päckchen an, der erste Flieger war fertig und es ging ans Trainieren. Da bei mir in der Gegend leider kein aktiver Pylonpilot ist, war ich einmal beim Kölleteam um mir alles anzuschauen und der Rest wurde einfach mal nach Gefühl trainiert. Jens Göbel war sogar so nett und ließ mich mit seinem Limited-Batleth trainieren.
Zum ersten TW in Herzebrock bin ich dann mit einem ganz schlechten Bauchgefühl angereist. Zuvor waren mir zwei Modelle im Flug geplatzt. Modelle, die ich davor eigentlich mehrmals ordentlich rangenommen hatte, um meine Holmauslegung zu prüfen. Es sah immer super aus….naja…die Platzer kamen dann doch irgendwann.
Als ich freitagnachmittags ankam, waren schon einige Teilnehmer da und trainierten fleißig. Nach dem das Kölleteam und ich unser „Lager“ aufgebaut hatten brauchte ich noch eine ganze Weile bis ich mich endlich mal auf das Feld traute.
Anfänglich, vermutlich war es eine Mischung aus Aufregung und Angst, zauberte ich noch ein herrliches Chaos an den Himmel. Es wurde aber nach jedem Akku ein wenig besser. Nach den ersten Flügen habe ich mir das Lager dann mal in Ruhe angeschaut, Flieger und perfekt organisierte Zelte begutachtet und mit dem Einen und Anderen ein wenig geplaudert. Die Jungs sind echt durchweg ein super Haufen.
Samstagmorgens wurde es dann ernst und die ersten Läufe begannen gegen 9 Uhr. Die Aufregung stieg und es war krass zu sehen, wie die Top-Jungs ihre Maschinen um den Kurs geprügelt haben! Respekt !
Dann kam mein erster Lauf. Natürlich gleich bei gutem Wind und einem Start aus dem Kurs. Christoph Meier „nahm mich an die Hand“ und war an diesem Wochenende mein Helfer. Als die anfängliche Angst und Aufregung immer mehr verschwand lief es immer besser. Ich wurde sicherer und konnte einen relativ konstanten Speed halten.
Es ist einfach ein unheimlicher Nervenkitzel zu dritt, 10 Runden mit Vollgas um den Kurs zu jagen. Den Tag über nahm ich natürlich einiges mit. Ich bekam immer ein super Feedback aus dem Team und mir wurden, wie selbstverständlich, Luftschrauben zur Verfügung gestellt oder schärfer gedreht. Außerdem konnte ich mir jede menge Tipps holen. Rundum einfach ein sehr angenehmer Haufen verrückter Leute.
[1] F5D-Modelle müssen seit 2008 mit einem Energielimiter ausgestattet sein, der aus Strom*Spannung über die Zeit, die Energie aufzeichnet und bei erreichen von 1000Wmin (Limited 450 Wmin) den Antrieb abschaltet. Weitere Informationen zum Energielimiter: http://www.f5d.org/tuning/tuning_04.shtml