Windspiele und Brandopfer – Saisonabschluss: 3.TW F5D DM Nördlingen

Das Jubiläum ging in den Turbulenzen der laufenden Saison 2012 offensichtlich vollkommen unter! Denn keinem war bewusst: Bereits zum zehnten Mal rief die FMG-Nördlingen die Gläubigen der drei Wendemarken zum Showdown auf das Nebelfeld. Drohte bei der Premiere 2004 jedoch zunächst der totale Blindflug, so fehlte vom sonst fast üblichen Nebel des Grauens in diesem Jahr jede Spur.

Und dann der Wahnsinn! Vierzehn zu Elf zwar der Stand für F5D im „Klassenduell“. Jedoch lässt der Zuwachs der Teilnehmerzahlen in diesem Jahr keinen Zweifel mehr, zumindest F5D-Limited befindet sich derzeit voll im Aufwind. Bei Durchgangszeiten von regelmäßig rund 97 Sekunden für mehrere Teilnehmer waren spannende Rennen stets garantiert. Hinzu kam in 2012 jedoch das überraschend professionell erscheinende Agieren gleich mehrerer Neueinsteiger, welches die zuletzt im seligen Dornröschenschlaf leicht dümpelnde Rennklasse und deren etablierte Piloten ordentlich aufmischte. Doch der Effekt war gewünscht und verursacht durch ein von Marco Fichter im Dezember 2011 initiiertes GfK-Bauseminar  und das im Anschluss vom Kölleteam organisierte zwanglose Speedtreffen im April 2012. Erste Erfolge der Jungraser auf den folgenden Wettbewerben und ihre ausnahmslos herzliche Aufnahme in die Gemeinschaft taten ein Übriges.

Bei klarer Sicht bis zum Horizont und zunächst sehr komfortablen Bedingungen sollten nun die Rennen unter der bewährt herzlichen Leitung Peter Feldmeiers pünktlich um 10.00 Uhr starten.

Zuvor jedoch reduzierte David Dzida im morgendlichen Training noch schnell seinen Vorrat an Avioniks um ein Exemplar, indem er dieses aufgrund vorübergehender Signal-Ignoranz seines 2,4 GHz-Empfängers an Pylon drei dem Erdboden einverleibte. Der beleidigte Lipo brachte das erste Brandopfer des noch jungen Tages dar und erinnerte so an die durchaus vorhandenen Gefahren der verwendeten Akkutechnologie. Ursache war vermutlich eine zwar sehr strömungsgünstige, empfangstechnisch gesehen jedoch wohl arg optimistische Verlegung der Empfängerantennen.

Dirk Belting hatte bezüglich des Deutschen Meisters F5D bereits beim Grevenbroicher Lauf für klare Verhältnisse gesorgt und sich den Titel des deutschen Meisters in F5D bereits gesichert – so spielte er nun umso unbelasteter auf. Er blies offen zur Rekordjagd und knallte eine Fünfzig-plus-X nach der anderen in die Luft. Das gesteigerte Cut-Risiko tat seinem Endresultat bei diesem Wettbewerb dennoch keinen Abbruch, er gewann schlussendlich überzeugend. Bei 51,18 Sekunden mit einem und 51,72 Sekunden ohne Cut ist die Vier vor dem X nun in Sicht und es wird deutlich, was eintausend Wattminuten an ebenso vielen Gramm in kundiger Hand zu leisten imstande sind.

Hannes Niethammers bisher noch jungfräuliche Unzucht („Fornication5D“) darf seit Nördlingen bereits im zarten Teenageralter als durchaus nahkampferprobt gelten. Mit elegantem Schwung aus den schlanken Hüften verarbeitete sie Rene Dzida’s Avionik locker zu einem Nurflügel und knallte sie so auf die Bretter. Deren amputierter Lipo rang nach Luft und hauchte sein Leben unter heftiger Rauchentwicklung endgültig aus. Die Täterin selber zog sich indes nur ein paar blaue Flecken in Form einer gebrochenen Blattspitze zu und hielt sich für den Rest dieses Durchgangs dem Ring fern.

Die Schweizer Farben wurden durch Willi Wälti als einzigem ausländischen Teilnehmer wieder würdig vertreten, allerdings war der Unterschied an reiner Geschwindigkeit im direkten Vergleich zu Martin Schlief’s Avionik deutlich zu bemerken.

Auch in Nördlingen gab es wieder einen Neuzugang und Pylon Premiere in der Limited-Klasse. Es war der in der Speedcupszene sehr gut bekannte Jakob Karpfinger (amtierender deutscher Meister F5Speed). Wie zu erwarten zeigte er, dass er nicht nur geradeaus, sondern auch linksrum kann und deutete in seinem ersten Wettbewerb mit schnellen Zeiten, aber stellenweise zu vielen Cuts sein Potential an. Wir sind gespannt auf die neue Saison!

Christian Rieger mit Helfer Jakob Karpfinger, hatte nach längerer F5D Wettbewerbsabstinenz gute Zeiten bis hinab auf immerhin 60,91 Sekunden vorzuweisen, fuhr sich in der Endabrechnung jedoch einen 200er zu viel ein und belegte schlussendlich Platz dreizehn.

Andrej Jarresch betrieb wie bereits in Grevenbroich Modell- und Sendersharing mit Rene Friedrich. Der geliehene El Nino wechselte nach dem Nördlinger Wettbewerb endgültig den Eigentümer. Für Limited erwies sich dieses Modell in der Glasfaserversion als durchaus gut geeignet. In F5D würde die relativ torsionsweiche Fläche jedoch wohl recht frühzeitig enge Grenzen setzen.

Maximilian Krehan konnte den ebenfalls von Rene geliehenen Turn-Left am Stück zurückgeben. Nach seiner Zitterparty in Grevenbroich kam er unter Einsatz von reichlich Expo heuer weit besser auf dem Kurs zurecht und erreichte unter weitestgehender Vermeidung von Cuts und Segeleinlagen auch mit gemäßigten Zeiten um 125 Sekunden immerhin den sechsten Wettbewerbs-Platz. Es geht aufwärts.

Ein Dreamteam stellte das neugeründete Helfer-Piloten-Pärchen Steffen Müller/Marco Fichter dar. Beide waren aus beruflichen Gründen in den letzten Jahren auf Wettbewerben leider verhindert, dafür jedoch im Forum (RC-Network/Pylonforum) häufiger mit fachkundigen Beiträgen vertreten. Sie gingen wieder gewohnt beherzt zur Sache und belegten am Ende die Plätze sieben und neun.

Neben „Yello“ Marco Fichter kümmert sich gerade Doppelstarter Rene Friedrich derzeit wohl am intensivsten um Neueinsteiger und geht mit dem Verleih von Equipment naturgemäß ein gewisses materielles Risiko ein. Ungeachtet dessen soll laut eigener Aussage sein Turn-Left auch in 2013 wieder für Verleihzwecke zur Verfügung stehen. Hochachtung vor seinem Einsatz.

Im Laufe des Tages verschlechterten sich die Windbedingungen von leichtem Säuseln auf „fast Sturm“ bei Sonne und erstaunlich angenehmen Temperaturen. Das annähernde Fehlen beinahe jeglicher ausladender Botanik auf dem Nördlinger Gelände sorgte für geraume Zeit noch für eine zwar starke, aber relativ turbulenzarme Strömung. Während so die schwereren F5D-Modelle den sich stetig verschlechternden Bedingungen noch relativ unbehelligt trotzten, wurden die Verhältnisse zumindest für Limited zusehends irregulärer.

Gegen 14.30 Uhr führte aufgrund heftigster Sturmböen nichts mehr an einer Unterbrechung des Flugbetriebes vorbei. Da für den Abend und den Sonntagmorgen mit einer hundertprozentigen Regenwahrscheinlichkeit zu rechnen war, stand die Fortführung des Wettbewerbes nach nur drei komplett geflogenen Durchgängen aller neun Startgruppen nun auf Messers Schneide. Der Flug für Gruppe neun im laufenden vierten Durchgang stand noch aus! Nach Abstimmung durch die Aktiven wurde die endgültige Entscheidung über einen Abbruch um eine weitere Stunde verschoben, und dies rettete den Wettbewerb. Bei noch immer heftigen, jedoch offensichtlich wieder nachlassenden Böen beendete Gruppe Neun ihren Durchgang und läutete damit die Wiederaufnahme des Flugbetriebes ein. Bei sich zunehmend eintrübendem Himmel und sich stetig abschwächendem Wind wurden noch zwei weitere komplette Durchgänge geflogen. So hatte jeder Teilnehmer wenigstens einen Streichdurchgang im Sack.

Der Abend gestaltete sich dann politisch. Nach Jörg Heusers Ankündigung, sein Amt als Klassenreferent nach immerhin dreijähriger Tätigkeit aufgeben zu wollen, wurde kurzfristig durch den Rücktritt von Jens Göbel als Aktivensprecher nun auch noch dieser Posten vakant.

Doch ein leerer Bauch wählt nicht gern, und aufgrund von Renovierungsarbeiten des in den letzten Jahren bereits häufiger frequentierten Pylon-Szenelokals „Engel“ in Nördlingen fand die dringendst benötigte Kulinarik diesmal ersatzweise in der nahen „Weinstube“ statt. Schon mal eine erstklassige Wahl!

Der allseits befürchtete Wahlmarathon blieb glücklicherweise aus! Als neuer Aktivensprecher stellte sich Carsten Garth bereitwillig zur Verfügung und wurde einstimmig bestätigt. Die Wahl der dem DAeC vorzuschlagenden Klassenreferenten viel auf Marcel Krämer und Dirk Belting als dessen Vertreter. Hannes Niethammer will unterstützend tätig werden. Die bisher ebenfalls von Jörg erledigten Arbeiten betreffend Transport und Aufstellung des Kurses und der Signalanlage wurden ebenfalls unter mehreren Aktiven aufgeteilt. So wurde ein hoffentlich schlagkräftiges Team gegründet und der Fortbestand beider Wettbewerbsklassen vorerst gesichert.

An die sonntägliche Fortführung des Flugbetriebes war aufgrund des über Nacht einsetzenden heftigen Regens nicht im Entferntesten zu denken. Der Zwischenstand vom Samstag nach sechs Durchgängen mit einem Streicher wurde zum Endstand erkoren.

Trotzdem schaffte Martin Botsch gleich in seiner ersten Rennsaison den Knaller. Er konnte nach seinem deutlichen Sieg in Nördlingen zum Deutschen Meister vor Rene Friedrich und Thomas Grunenberg gekürt werden. Der nur knappe Rückstand des schlussendlich auf DM-Platz vier gelisteten Jochen Schlüter und der fünfte Gesamtplatz für Christian Kropp stellen ebenfalls eine reife Leistung dar.

Zur Siegerehrung der Limited-Klasse hatten wieder die Firmen Gens-Ace und nun auch Kontronik tief in die Gabenkiste gegriffen und geeignete Lipo-Akkus und Regler als Preise für die ersten drei Tagesplatzierungen gestiftet. Eine sehr lobenswerte Initiative und sicher ein zusätzlicher Anreiz für weitere potentielle Aktive.

Rene Friedrich wurde als Tages- und DM-Zweiter und aufgrund seiner exzessiven und erfolgreichen Helfertätigkeit für die DM-Ersten-und Dritten von Edelmetallen schier erdrückt, Martin Botsch und Christian Kropp genossen Ihre hervorragenden Platzierungen ebenfalls sichtlich.

Der neue alte Deutsche Meister F5D Dirk Belting strahlte über alle vier Backen, konnte er doch das dynamische Duo Hannes und Christoph erneut in die Schranken weisen. Altmeister Martin Schlief schrammte mit Helfer Dirk nur haarscharf am dritten DM-Platz vorbei.

So ging ein hervorragend organisierter Jubiläumswettbewerb leider vorzeitig zu Ende und es bleibt die Hoffnung und Vorfreude auf eine Fortführung der Serie auf dem tollen Gelände der FMG-Nördlingen im nächsten Jahr.

Bericht: Thomas Grunenberg; Fotos Sandra Höricht