Pylon & Speed Meeting in Grevenbroich: Flipper ist ein Mörderwal

Vom 21. bis 22. April fand beim Aeroclub Grevenbroich zusammen mit dem Kölleteam veranstaltetes Pylon & Speed Meeting statt.

Geplant war ein zwangloses Meeting der Speedgläubigen aller Couleur mit ihren Elektro-Pylons, Speedmodellen, Hotlinern und auch den schnelleren Schaumwaffeln wie z.B. Funjet usw. So wurde bereits am Freitagabend der hinreichend bekannte 400m-Kurs abgesteckt und jedem der wollte die Möglichkeit geboten, frei von jeglichem Wettbewerbsstress unter ansonsten jedoch realistischen Rahmenbedingungen in die Welt des Pylonfliegens einzutauchen und sich von den Profis beraten zu lassen.

Neben den üblichen F5D-bzw. Limited Piloten waren acht absolute Pylon-Neulinge angetreten, ihre Modelle versuchsweise mal um einen richtigen Kurs zu prügeln. Die Anwesenheit je zweier belgischer und russischer sowie eines niederländischen Piloten verlieh der Veranstaltung ein beträchtliches internationales Flair.

So konnten der perfekt organisierte gastgebende Verein und das Kölleteam insgesamt 22 aktive Piloten auf dem schönen Fluggelände begrüßen.

Nach allgemeinem Kennenlernen und der Begutachtung des feudalen Vereinsheimes mit kompletter Küche, Werkstatt, Zentralheizung und sogar Internetanschluss folgte das Pilotenbriefing durch Jens „Praktiker“ Goebel. Dessen Mantra „Safety, Spaß und nochmal Safety“ gipfelte in der nicht enden wollenden, unheilvollen Beschwörung eines finster mit den Blättern raschelnden Springbaumes am Wegesrand Richtung Spitzpylon. Die Warnung wurde von allen gehört, und unterstützt durch den leicht schräg aufgebauten Kurs waren keine Verluste aufgrund angreifender Botanik zu verzeichnen.

Neben den ersten Runden musste natürlich auch geguckt und gegrabscht werden: Das belgisch-niederländische Team mit Bavo Tielmans, Daan Nies und Tjarko van Empel hatte sich extrem viel Mühe gegeben, einen umgewickelten Scorpion-Außenläufer möglichst aerodynamisch an einen Avionik zu montieren – und das ist ihnen wirklich gelungen! Mit Eigenbau-Klapp-Propellern mit Abmaßen um die 7×10 konnten sie sowohl vom Speed als auch mit extrem hohen Motorlaufzeiten überzeugen.

Im russischen „Lager“, bestehend aus Artem Kolosov und Shunin Grennadity, konnte man den neuen Swist-Pro bewundern. Der Flügel des Swist in der Pro-Version ist jetzt einteilig ausgeführt und wurde weiter verstärkt. Der Rumpf musste eine Schlankheitskur über sich ergehen lassen und ist jetzt in der Größenordnung einer Avionik unterwegs. Das Modell konnte durch dünne Endleisten und eine im Gesamten sehr guten Bauausführung überzeugen.

Zu bestaunen gab es aber auch ein ganz neues Modell: Christoph Meier und Vize-DM Hannes Niethammer haben den Winter genutzt, um die Unzucht in die unbefleckte F5D-Welt zu bringen: Fornication5D heißt das neue F5D Modell und bringt mit einem extrem schlanken Rumpf (hier passen wirklich nur 2s vor 3s 1800 in den Rumpf) mit Pendelleitwerk und sehr dünnem Flügel neuen Wind in die Modellvielfalt.

Der erste Prototyp wurde erst am Mittwoch vor dem Meeting eingeflogen und sah im Vergleichsflug mit dem von David Dzida pilotierten Avionik nicht langsamer aus.

Ein anderes sehr merkwürdiges Flugobjekt brachte Niels mit: Er hatte den neuen Prototyp seines Top-Speed Jets dabei. Ein „kleiner“ Jet mit einer viel zu großen Turbine! Leider noch nicht ganz flugfertig, aber zumindest war Anfassen erlaubt. Da darf man gespannt sein, ob Niels seinen eigenen „Speed-Rekord“ (608Km/h!!!) damit brechen kann. Optisch sah er jedenfalls schnell aus.

Da man einen enormen Überschuss der im Forum angekündigten „must have“ Hobbyking RarBear festgestellte, wurde kurzerhand ein Rennen mit fünf (5) RarBears gleichzeitig nur um die Breitpylone organisiert. Die Piloten hatten sichtlich Spaß, nur einem war es wohl zu langweilig und so flog er statt links herum mal rechts herum… Aber keine Angst, es ist niemanden was passiert. Nur Hannes hat vor lauter Lachen seinen Höhenruderknüppel nicht mehr finden können und die RarBear mit Vollgas im Raps geparkt.

Die „Neuen“

Norman Göhl‘s spuckender Limited-Treibsatz im selbstgebauten Flipper-V ließ keine rechte Freude aufkommen. Der am BK-11-Winder verlötete Jeti-Regler diagnostizierte offensichtlich ständige Unterspannung im Endstadium und degradierte das arme Motörchen zur Luftpumpe. Ein BK-8L mit billigem Stauffenbiel-Regler aus Thomas‘ Beständen zusammen mit nur noch zwei ebenfalls gespendeten Zellen von Jens halfen ausreichend auf die Sprünge und damit wieder in den Kurs.

Obwohl sie alle vor diesem Meeting noch nie im Kurs geflogen sind, machten Jochen Schlüter (mit Flipper-T), Marvin Bornemann (mit Flipper-V) und Martin Botsch (mit Bathlet) Samstagnachmittag bereits das, wofür die F5D-Limited-Klasse bekannt ist: Sie lieferten sich schöne Flügel-an-Flügel-Rennen. Scheinbar schon so gut, dass die erfahrenen Helfer Rene Friedrich, Christoph und Jens schon anfingen untereinander zu wetten, wer von ihren Schützlingen das Rennen macht.

Aber auch die anderen „Neulinge“ Christian Kropp, Tobias Hopp (beide Turnleft), Norman Göhl (Flipper V) und Philipp Irmscher (Pilf) haben richtig schöne Runden auf den Kurs gebracht und waren schnell unterwegs.

Alle Aktiven waren sich einig: Wenn diese Neulinge dabei bleiben, werden unsere alten Limited-Hasen sich ganz schön lang machen müssen um vorne mit zu fliegen!

Aber auch von den erfahrenen F5D-Pylonpiloten gab es schöne Rennen zu beobachten. Eine feste Gruppeneinteilung gab es nicht. Es durfte gefordert werden!

Der Samstagabend wurde dann mit Pylon-Limonade und Leckerem vom Griechen im Vereinsheim ausklingen gelassen.

Sonntag

Jens vom Kölleteam konnte am Sonntag leider nicht mehr teilnehmen, da er – nach eigener Aussage – arbeiten musste. Böse Zungen hingegen behaupten, dass er Sonntag nicht mehr erschienen ist, weil sein Wurfarm lahmte und er heiser war. Eine durchaus glaubhafte Version, stand er doch den gesamten Samstag auf dem Flugfeld, um den Neulingen im Kurs zu helfen und sie – so wie man ihn halt kennt – mit seiner zarten Stimme um den Kurs zu navigieren.

Aber auch Sonntag waren unsere Frischlinge kaum zu bremsen und trotz Sturm waren immer wieder Pylons im Rennen unterwegs.

Dass Alteisen noch lange nicht zum alten Eisen gehören und den Schimmeltod sterben muss, bewies Thomas Grunenberg mit seinem Ex-Belting-Teufelchen/Expresso. Ein Fliegerchen von knapp 1m Spannweite aus dem uralten Sieben-Zellen-Reglement. Befeuert von zwei Lipo-Zellen im Grundschulalter und mittels 2,4GHz immun gegen jegliches Bürstenfeuer aus dem greisen Lehner am mickrigen Schulze-Regler wurde das Teil mit leicht erhöhtem Limited-Speed um den Kurs gerissen, dass es eine Freude war.
Befreit von jeglicher Sorge um seinen einzigen Wettbewerbs-Sharky nahm er zwischen den Breitpylons Jochens Flipper-T zunächst ins Visier und dann auf die Hörner.
Dem brutalen Charme des in modisches Spread-Tow gewandeten Freundes aller Kinder setzte das eher spärlich mit CfK-Applikationen benetzte Teufelchen nur ein enttäuschtes Knacken entgegen. Beim folgenden Einschlag konnte völlig Regelkonform die Sicherheitslinie knapp eingehalten werden. Der Killerwahl in seiner orangen Haut bewies erstaunliche Standfestigkeit und kam tatsächlich ohne den allergeringsten Kratzer davon. Auch das ist Bau-Fortschritt!
Dies blieb aber glücklicherweise das einzige Midairtraining – das kann ja der Thomas eigentlich auch ohne Training 😉

Kai Falkenberg brachte neben seiner Viper noch „Sissi und Franz im Tode vereint“ an den Start – klingt komisch, ist aber ein erstaunliches Konglomerat aus drei oder vier Avioniks (die genaue Zahl ist strengstens geheim!) und damit ein Wunder der Schäftkunst. Ein paar knackige Wenden mit F5D-Setup zeigten aber, dass Kai dieser Kunst wohl gewachsen ist. Respekt!

Auch wenn sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite zeigte und immer wieder den Pommesverkauf im Vereinsheim ankurbelte, war es trotzdem ein schönes Meeting bei einem perfekt organisierten Gastgeber.

Vielen Dank an alle Helfer und Teilnehmer… Schön war’s… Das schreit nach Wiederholung!!!

Text von Thomas Grunenberg und Christoph Meier