2.TW’18, Herzebrock: Zweites Renngelage und Adrenalinsucht

Bilder: Niklas Schoemakers, Bericht: Bastian Topmöller

Wie im Jahr zuvor erklärte sich der MFV Condor Herzebrock e.V. dazu bereit, den zweiten Lauf zur deutschen Meisterschaft am 9.-10. Juni 2018 in den Klassen F5D und F5D Limited auszutragen. Eine gut aufgestellte Helfertruppe, die den Kurs überwacht, ist unabdingbar. Klaus Brettner konnte wieder eine vollständige, zuverlässige Helfermannschaft samt Zeitnehmer und zweitem Wettbewerbsleiter auf die Beine stellen bzw. im Kurs platzieren. Auch die Verpflegung der gesamten Truppe sollte über das Rennwochenende gesichert sein.

Freitag: Anreise und Testflüge

Wie üblich reisten die ersten Piloten am Freitagmittag an. Mit den Aussagen: „ich hab‘ wieder nicht trainiert“, „ich hab‘ nicht mal die Akkus geladen“ und „puh, pahh, diese dicke Luft“ nimmt sich der gemeine F5D-Pilot bereits am Anreisetag den selbst auferlegten Leistungsdruck von den Schultern.

Die ersten Test- und Trainingsflüge begannen. Trainingsbedingungen sind aber keine Wettbewerbsbedingungen: Übung und Erfahrung sind notwendig, wenn in der Vorbereitung ein Setup gefunden werden soll, welches das Modell im Wettbewerb mit der zur Verfügung stehenden Energie und allen Unsicherheiten um zehn Kursrunden bewegen soll. Der amtierende deutsche Meister ließ sich beim Training nicht sehen, er hatte während des letzten Wettbewerbs in Oldenburg nach zwei 200ern und einem Modellverlust innerhalb der ersten vier Läufe ausreichend Zeit sein Ersatzmodell zu testen. Würde die Kombi aus Marcel Kremer, Avionik D17 und einem Direktantrieb gleichgute Zeiten liefern, wie seine nicht mehr vorhandene Getriebevariante?

Während Kai’s Testflug mit seinem neuen Jump-Fun wechselte der Flieger plötzlich in den Showmode „Smoke on“, in diesem Mode landet das Modell mit einer weißen Rauchfahne automatisch. Was für andere ein Totalschaden ist, wird bei Kai Falkenberg wieder äußerst geschickt und voll-F5D-fest repariert. So wird das Modell sicher bald wieder auftauchen, vielleicht mit einem neuen Rumpf? Oder Avionik-Randbögen?

Jochen Schlüter hat seiner Fornication einen neuen Rumpf spendiert. So waren auch bei ihm ein paar Testflüge notwendig. Es sieht zwar alles wie gewohnt aus, jedoch lassen sich unter nicht definierbaren Bedingungen seltsam surrende Geräusche vernehmen. Keiner kannte die Geräusche, nicht mal Jochen selbst. Eine Biene im Flügel kommt jedenfalls nicht infrage, dafür ist er zu dünn…

Die Anreise wurde abends mit Grillwaren, Salaten und einem gesitteten Umtrunk belohnt. Das vorhergesagte Gewitter blieb aus: Gut für die Piloten, deren Großteil auf dem schönen Gelände Condors gezeltet hat.

Samstag: 1. Wettbewerbstag

Klaus Brettner ist einer der erfahrensten Wettbewerbsleiter, der Wettbewerbsablauf sitzt jedes Mal. Die Bedingungen sind für jeden gleich: Wenn eine Gruppe an den Start gebeten wird, hat sich die Folgegruppe in der Readybox einzufinden. Hier ist nochmal Zeit um das Modell zu begutachten, sicherzustellen, dass der Flügel richtig herum draufgeschraubt wurde und um sich für den eigenen Lauf zu sammeln.

Bastian Topmöller und Christian Kropp sprangen als Wettbewerbsleiter ein, wenn Klaus im Racemodus war. Klaus hat 2013 an seinen letzten F5D-Wettbewerben teilgenommen, doch jetzt ist er zurück- in Limited! Für diese Klasse ist ein anderer Flugstil notwendig: Es muss mehr

auf Quer gesteuert werden als in der 1000Wmin-Klasse, dafür hat man zwischen dem Spitz- und den Breitpylons mehr Zeit zum Steuern, da das Modell langsamer sein muss, um mit den zur Verfügung stehenden 450Wmin 10 Runden zu meistern. Diese Umstellung ist sicher nicht leicht.

Jens Goebel und Pascal Hambörger eröffneten den Rennsamstag in Limited. Pascal legte mit einer soliden 87,53 vor. Jens Modell sah schnell aus! Wollte er dieses Wochenende mit seinem sehr scharf abgestimmten Modell tatsächlich eine Wertung erfliegen? Oder wollte er sich bei der Konkurrenz nur Respekt verschaffen? Diese Geschwindigkeit war man aus der Klasse Limited nicht gewohnt… 300 für Jens, da er zu viele Cuts gesammelt hatte.

In F5D zeigte Marcel Kremer mit einer 56,22 direkt, wo es langging. In Runde zwei und drei wurden die Zeiten der F5D-Spitze immer besser, Jochen, Peet und Christoph wurden warm.

Lars Carstens war das zweite Mal in F5D dabei und flog nun bereits Zeiten unter 60s, was soll das noch geben!? Er hat die Gelegenheit genutzt und eine abgestoßene Fornication von Christoph mit einem Getriebeantrieb ausgerüstet.

Jens trat weiter unbeirrt mit seinem Turbo-Jump in Limited an. Im zweiten Durchgang zeigte er bereits, dass sein System funktioniert -saubere 78,07s Racezeit, die Bestzeit in Limited an diesem Wochenende! Christian Kropp konnte eine hervorragende 80,02s abliefern.

Basti warf nach der Mittagspause mit einem geschickten Dreh aus dem Handgelenk Thomas Grunenbergs Jump-Fun in eine U-Turn-Fassrolle und bescherte ihm eine 200er-Wertung. Für Kunstflugmanöver gerade beim Start des F5D-Modells folgt in der Regel die Maximalpunktzahl. Der Aufschlag löste lediglich eine Mutter der Flächenverschraubung aus dem Rumpf. Da Thomas Modelle aber eine hohe Motorwechselfrequenz gewohnt sind, ist es ihm gelungen, in den folgenden Durchgängen sein Limited-Modell in Limited zu fliegen, darauf den Motor zu tauschen, das Modell in F5D-FAI einzusetzen und anschließend wieder alles zurückzubauen, um in Limited konkurrenzfähig zu bleiben. Mit Endfest und Sonnentemperung konnte der Jump jedoch bereits nach der Mittagspause wieder eingesetzt werden. Der nun leicht unwuchtige Tenshock zog den Jump dieses Mal um den Kurs, da sich Basti gegen Startkunstflug entschied.

Rene erflog im 7. und letzten Lauf des Tages die Wettbewerbsbestzeit mit 54,03s. Am Ende des Tages führte Marcel vor Christoph mit gerade einmal 0,65s. Beide hatten zu diesem Zeitpunkt eine 200er-Wertung als Streicher. Es blieb also spannend.

Jens war der einzige, der in Limited den Tag mit nur einer Maximalwertung beenden konnte und führte somit souverän im Limited-Feld.


Dann ging es zum gemütlichen Teil des Tages über, der austragende Verein versorgte die Helfer und Piloten mit feinsten Grillwaren und frischen Fritten.


Dem Wetter jedoch gefiel nicht, was es den Tag über sah. Es benahm sich schlimmer als der schlimmste f5D-Berserker im Kurs und zerlegte gleich zwei Pavillons. Doch Kräutertrunk ließ Stimmung aufkommen, als das Unwetter vorüber war…

Sonntag: 2. Wettbewerbstag

Jens begann, wie konnte es anders sein, mit einem zweiten Streicher. Ein Leistungstier braucht Druck… Allgemein fiel in dieser Klasse auf, dass viel riskiert wurde. So hatte sich auch Pascal Hambörger, zu diesem Zeitpunkt auf Platz zwei, mehrere Cuts eingefangen. Christian Kropp ging nur mit minimalem Vorsprung vor Marvin Bornemann in den zweiten Wettbewerbstag, erlaubte sich jedoch im Gegensatz zu Marvin einen Cut im achten Durchgang. So löste Marvin ihn auf Platz drei ab.

Die F5D-Spitze blieb konstant schnell. Auch bemerkenswert ist die Leistung von Peet, der über den gesamten Wettbewerb stetig schneller wurde. So löste er in den späten Läufen Jochen Schlüter auf Platz drei ab.

Im letzten Durchgang gab es noch ein Highlight: Sandra sprang bei ihrem Liebsten, Dirk Belting, als Helferin ein. Ein beängstigendes Resultat: in 55,71s war das Race vorbei! Wer weiß, vielleicht sieht man die beiden jetzt öfter zusammen im Kurs.

Mit dem vorletzten Rennen schlossen Andre Noy und Peet Doddema das Rennwochenende in F5D ab. Wenn andere nicht mehr können, läuft Andre auf Hochtouren. Sein Wegbegleiter, ein fast antiker D06 erkennt den Zustand des Herrchens. Mit Andre’s Raketentechnik beschleunigte der Flieger auf Höchstspeed, 56,67s Rennzeit!  Auch der Winker auf Spitz hatte den Wettbewerb über diese Geschwindigkeit nicht gesehen und erlaubte sich den Kommentar: „Der flog ja viel zu weit“.

Ein „Best-of-Show-Pokal“ könnte dieses Wochenende wohl nur schwer vergeben werden, nicht nur Christoph und Marcel lieferten sich enge Rennen: Auch während Carsten Garth’s und Jochen Schlüter’s Rennen war zeitweise nicht viel Luft zwischen den Flügeln. Einmal war es für Carsten sehr tief! Nach dem Flug hat sich Carsten über die lange laminare Laufstrecke im Randbogenbereich seines Flügels gefreut. Das bei über 300Km/h durch die scharfe Nasenleiste gedroschene Grüngewächs ersetzt wohl die Flow-Viz-Farbe… Man lernt nie aus. Das Modell blieb aber unversehrt. Peet’s und Andre’s Läufe waren ebenfalls fesselnde Darbietungen.


Carsten und Jochen im Battle…


…zwei echte F5D-Schnappschüsse

Resultat

In F5D-Limited sicherte sich Jens Goebel mit einem dezenten Vorsprung von gut 2,5% verdient den ersten Platz. Pascal lenkte sein Modell auf Platz zwei. Platz drei wurde zum zweiten Mal in dieser Saison von Marvin Bornemann belegt. Eine super Leistung, vor allem, da dies Marvin’s erste Saison ist!

Marcel Kremer siegte in F5D mit einem soliden Vorsprung von knapp einem Prozent vor Christoph Meier. Peet Doddema erreichte, dicht gefolgt von Jochen Schlüter den dritten Platz.

Insgesamt War die Leistungsdichte in dieser Klasse immens, bis einschließlich Platz neun lagen die Gesamtwertungen der einzelnen Teilnehmer über 95%. 0% bedeutet, nicht ein Heat wurde mit einer besseren Leistung als 200s beendet, 100% repräsentiert die Bestleistung, also die des Wettbewerbssiegers. Dementsprechend entschieden in diesem Wettbewerb nur wenige Sekunden in jedem Rennen zwischen Platz eins und Platz neun.

Alle Ergebnisse und den aktuellen Stand der Meisterschaft findet ihr hier

Der bereits gelobte, Klaus Brettner und seinen Helfern zu verdankende, kontinuierliche Wettbewerbsablauf leistete hierzu sicherlich seinen Beitrag.

In diesem Sinne vielen Dank an den Verein Condor, seinen Helfern, den Organisatoren und an die Teilnehmer. Auf das man sich bald wiedersieht!


Zufriedene Linkswender mit ihrem Material

Technik

Peet vertrat bereits in Oldenburg die Ehre seiner niederländischen Racing-Kollegen, er hat für F5D mit einer Kameraeinrichtung trainiert, mit der er die einzelnen Positionen überwachen kann. Eine Bildschirmteilung mit Objekterkennung wertet die Flüge aus. Ein Piepton signalisiert in Echtzeit, dass korrekt gewendet wurde oder ein Vogel den Kurs fliegt. So präsentierte Peet sich in Herzebrock mal wieder mit einem äußerst präzisen Race-Stil und Topzeiten.

Marcel musste nach einem Modellverlust in Oldenburg von einem Leomotion-Getriebeantrieb zu seinem Avionik D17 mit Leomotion-Direktantrieb wechseln. Christoph und Jochen verwendeten Christophs Propellerentwicklung kombiniert mit Kontronik-Antrieben. Die Low-Budget-Variante aus Dr. Mad Thrust mit 2600Kv und YEP-Regler wurde von Peet im neuen Avionik geflogen. Auch Sägezahnpropeller waren wieder vertreten. Die Wettbewerbsbestzeit wurde mit einem Neu-Motor, verbaut im D17, erreicht. In F5D wurde – sofern ein Direktantrieb eingesetzt wurde – vorwiegend die Graupner Cam Speed 5,2×5,2 als Propeller verwendet. In der Limited-Klasse wurde dagegen hauptsächlich über die große Bandbreite der APC-Props abgestimmt. Und das, obwohl der amtierende Deutsche Meister auf Cam Speed schwört…

Bilder: Niklas Schoemakers, Bericht: Bastian Topmöller