Der Winter war lang, sehr lang… eigentlich
viel zu lang. Dies wurde uns noch mal deutlich klarer,
als wir freitagnachmittags das schöne Vereinsgelände
des MFC-Condor erreichten. Da waren wir also in Herzebrock-Clarholz,
eine Gemeinde im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen,
an der Grenze zum Münsterland. Ein Großteil
des Teilnehmerfeldes war anwesend und scheinbar genau
wie wir hungrig nach Speed und Racing. Nach kurzer Begrüßung
wurde die Zeit bis Sunset genutzt, um noch etwas zu trainieren
und den Hunger nach Speed zu stillen.
Klaus Brettner hatte seine bereits wettbewerbserprobte
Helfercrew startklar und sie ermöglichten uns Trainingsflüge
im Kurs inklusive Winkern. Es war bereits abzusehen, dass
trotz des kalten Winters wohl einige Piloten fleißig
trainiert hatten.
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Klaus Brettner weißt
die Helfercrew ein... |
Eine erstklassige Grillverpflegung und ein leckeres Blondes
rundeten im lustigen beisammen sein den Freitagabend ab.
Samstag 9:30 Uhr
Da waren sie wieder… Endlich! Die lang ersehnten
Worte schallen durch die Sprechanlage: „Wir identifizieren
auf rot….“
Nach dem ersten Durchgang bestätigte sich, einige
Jungs hatten nicht nur trainiert, sondern ordentlich draufgelegt.
Die Rennatmosphäre war bei allen Anwesenden deutlich
spürbar.
Allerdings war das Wetter sehr durchwachsen, eine stramme
Brise quer zum Kurs erforderte das Starten aus dem Kurs
heraus. Normalerweise wird der Kurs so aufgebaut, dass
der Helfer das Modell direkt über die Startlinie
wirft und das Rennen beginnt. Bedingt durch den Modellflugplatz
war ein Verlegen des Kurses aber nicht möglich. Deshalb
wurde wie oben beschrieben gestartet und man musste erst
um Pylon drei (die zweite Breitstange) eine Wende fliegen
und bei Passieren der Startlinie begann das Rennen.
Diese Umstände führten bei einigen Piloten
dazu, dass der Energielimiter [1] bereits in der neunten
Runde den Motor abschaltete, da die fehlende Energie bereits
bei der Startwende verbraucht wurde. Dies hatte zur Folge,
dass der Rest gesegelt werden muss, um die 10. Runde zu
vollenden. Nur diejenigen, die ihr Equitment bzw. ihren
Antrieb wirklich kannten, griffen in die Kiste, schraubten
einen kleineren Propeller aufs Modell und konnten so den
Durchgang mit kontinuierlichem Dampf beenden.
Christian Hanke und Marcel Kremer zeigten mit 57 sec
im zweiten Lauf trotzdem eiskalt die Richtung an. Die
Durchgänge folgten Schlag auf Schlag und es waren
viele Zweikämpfe zu beobachten.
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Christian Hanke und Dirk
Belting freuen sich über ein enges Rennen. |
Nach 3 Läufen wurde der Grill angeschmissen und
die Pause zum relaxen genutzt. Die Verpflegung vom Frühstück
übers Barbecue bis hin zum Kaffee war übrigens
erste Sahne und verdient hier mal ein extra dickes Lob!
Am Nachmittag erreichten uns leider leichte Regenschauer,
wodurch der Wettbewerb stellenweise unterbrochen werden
musste. Die „Luft“ wurde deutlich langsamer,
deshalb konnten am Samstagnachmittag keine Topzeiten mehr
geflogen werden.
Nach mehr oder weniger sieben geflogenen Durchgängen
war das Bibbern in der Kälte beendet. Die Modellverluste
waren erfreulich gering, kein Midair oder Absturz war
zu beklagen.
Im Hotel wurden die gesammelten Eindrücke unter
den Piloten bei einem gemütlichem Umtrunk ausgetauscht.
Sonntag 9:00 Uhr
Das Wetter machte uns Hoffnung auf einen schönen
Abschluss des ersten Teilwettbewerbs zur DM
Ein sehr straffer Ablauf ermöglichte den Piloten
noch weitere 5 Durchgänge zu fliegen - das war „stressig“
aber hat auch unendlich Spaß gemacht.
In der Limited Klasse hat sich Kai Falkenberg vor Rene
Friedrich und Steffen Müller verdient den Pott geholt.
Kai’s geflogene Bestzeit von 93 sec bestätigte
wieder, dass die Flieger nicht wirklich langsam sind.
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F5D-Limited: Rene Friedrich
(2), Kai Falkenberg (1), Steffen Müller (3) |
Das Schweizer Team Christian Hanke und Carsten Garth
hat ordentlich Gas gegeben und Christian Hanke verdient
mit Platz 1 belohnt. Carsten hat auch mal kurz 12 sec
im Durchschnitt zur letzten Saison abgespeckt und landete
damit verdient auf Platz 5.
Marcel Kremer (2. Platz) und Dirk Belting (3. Platz)
waren wie gewohnt konstant und schnell. Da fahren schon
genau die richtigen zur WM!
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F5D: Marcel Kremer (2),
Christian Hanke (1), Dirk Belting (3) |
Unsere Dzida Brothers haben „extreme Materialtesting“
durchgeführt. Jeden Durchgang wurde ein anderer Propeller
und/oder Motor getestet und man hörte aus dem Pilotenlager
immer wieder den Dremel ertönen, um das letzte Quäntchen
Speed aus dem Prop raus zu schleifen. Rene flog mal eben
einen neuen „inoffiziellen Weltrekord“ mit
53,98 sec und belegte in der Gesamtliste trotzdem nur
den letzten Platz, diese Kombination gab es auch noch
nie. Grund hierfür waren in den anderen Durchgängen
leider zu viele 200er Wertungen durch Cuts.
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Start frei für Rene
Dzida |
Die Kölner: Die Jungs haben ihre Hausaufgaben gemacht
und fliegen im Durchschnitt 64 sec. Jörg Heuser belegte
den 4. Platz, Jens Goebel hat eine Klappe (Cuts) zuviel
geflogen und rutschte von Platz 4 auf Platz 12. Christoph
Meier und Hannes Niethammer feiern Premiere im F5D, beide
mit steigender Performance. Hannes belegte sogar den 7.
Platz! Da müssen die DS Runden von Hannes ihn wohl
gut trainiert haben…
F5D Technik in Herzebrock
Bei den eingesetzten Fliegern und Antrieben gab es nicht
viel Neues zu sehen. Offensichtlich sind die allgemein
käuflichen Komponenten leistungsfähig genug,
damit die Fähigkeiten des Piloten und des Callers
die Grenze zu besseren Zeiten bilden. Größere
Innovationen wurden daher aktuell nicht gesichtet, eine
gute Antriebsabstimmung, gepaart mit einem präzisen
und konstanten Flugstil ist momentan der Schlüssel
zum Erfolg.
Bei den Fliegern setzten 60% der Piloten den bewährten
Avionik D06 aus russischer Kleinserienproduktion ein.
Das Modell fliegt sich auch > 300 km/h sehr neutral
und unkompliziert, bei der Festigkeit ist es den enormen
Anforderungen absolut gewachsen.
Eine sehr interessante Neuerung gab es im Schweizer Pilotenlager
zu besichtigen. Das Christian Hanke und Carsten Garth
hatte den Winter genutzt, um einen komplett neuen Flügel
zu entwickeln [Link].
Auffallend ist das im Vergleich zum Avionik Flügel
nochmals verdünnte Profil und eine V-Form, die eher
an eine F3B Fläche erinnert. Aufgeschnallt auf einen
Avionik Rumpf und gesteuert von Christian Hanke war die
Performance des Fliegers beeindruckend, Platz 1 mit Zeiten
deutlich unter 60 Sekunden sind ein Wort.
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Carsten Garth und Christian
Hanke mit ihrem neuen Flügel |
Daneben wurden noch einige Batleths, Exite, Viper, Demon,
Flipper und Sharkys gesichtet. Alle Modelle waren schnell
unterwegs, d.h. sie sind konkurrenzfähig.
Wer welches Modell einsetzt liegt wohl primär an
Gewohnheiten und Beschaffungswegen.
Was tut sich bei den Antrieben?
Neu-Motors (Typ 1112/1115/1509) und Hacker (Typ B40L/B50S)
heißen die überwiegend verwendeten Motoren.
Es kamen jedoch auch preisgünstige Motoren aus chinesischer
Produktion erfolgreich zum Einsatz und konnten mit kleinen
60er Zeiten beeindrucken.
Wir reden hier allgemein über 2-4 polige Innenläufer,
d.h. Drehzahlen zwischen 36.000 und 45.000 U/Min. die
kleine Propeller antreiben. Alle eingesetzten Motoren
bewegen sich vom Gewicht her zwischen 160 und 230g und
drehen – gespeist von einem 5S Akku - zwischen 2100
und 2600 U/V.
Jeder Motor, der der genannten Spezifikation entspricht,
reicht aus, um schnell zu sein. Das Geheimnis des Erfolgs
liegt - wie in jeder technischen Rennsportart - an der
Abstimmung der Einzelkomponenten; konkret müssen
Propeller, Motor, Regler und Akku so konfiguriert sein,
dass die Motorlaufzeit und der Gesamtwirkungsgrad stimmen.
Bei den Reglern geht es um Zuverlässigkeit und Innenwiderstand,
kombiniert mit einer möglichst kleinen Bauform. Kontronik
Jazz 80/FAI18 und Hacker Master 90/140 sind typische Beispiele
für Regler, die den Anforderungen entsprechen.
Als Propeller werden ganz überwiegend die Exemplare
Graupner CAM Speed und APC Speed 400 in der Bandbreite
von 4.7x4.7 bis 5.25x6.25 an die Modelle geschraubt. Welcher
der sieben verfügbaren Propellertypen eingesetzt
wird, orientiert sich primär an der Abstimmung der
Motorlaufzeit.
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Alles beim alten... |
Die Akkus werden meistens in 5S und einige in 4s Konfiguration
mit Kapazitäten von 2000-2500 mA/h eingesetzt; ein
Trend zu bestimmten Marken war nicht festzustellen. Es
ist mittlerweile eine enorme Vielzahl an Akkumarken- und
-typen erhältlich, die den Anforderungen in F5D in
Form einer 25-35C Belastung gewachsen sind. Da pro Durchgang
nur ca. 1000 mA/h Kapazität aus dem Akku entnommen
werden und die meisten Akkus vorgeheizt in den Flieger
kommen, ist die Lebensdauer der Akkus sehr gut. Es wurde
schon von > 50 Zyklen unter Wettbewerbsbelastung ohne
nennenswertes Nachlassen der Zellen berichtet.
Die seit 2008 in F5D existierende Energieabschaltung
beim Erreichen der 1000 Wattminuten und die Umstellung
von NiMH auf Lipo Zellen haben sich nach 2 Jahren Praxis
als segensreich herausgestellt. Die zentrale Frage der
NiMH Aera, wer welchen Akku fliegt, ist zur vollkommenen
Nebensache geworden.
Die Überwachung der im Rennen verbrauchten Energie
sowie die Abschaltung des Antriebs bei der Erreichung
von 1000 Wattminuten regelt der UNILOG von SM-Modellbau.
Im Training liefert der Unilog im Loggermodus wichtige
Daten zur Optimierung der Antriebe bezüglich Spannungslage,
Stromverbrauch, Drehzahl, Leistung, Speed, Temperatur
und Laufzeit. Im Wettbewerb wird zusätzlich der Limiter
aktiviert. So steht jedem Piloten die gleiche maximale
Energiemenge zur Verfügung, die dann optimal umgesetzt
werden muss. Im Idealfall geht der Motor am Ausgang der
letzten Breitwende aus und der Flieger schiesst über
die Ziellinie.
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Pilotenlager in Herzebrock |
Bei den RC Anlagen ist der Wechsel auf 2.4 Ghz überwiegend
vollzogen. Standardmäßig werden kleine Diversity
Empfänger von Futaba oder Jeti in die Modelle eingebaut,
deren Antennen durch den (Kohle-)Rumpf nach außen
gelegt sind. Probleme im Flug durch Störungen gab
es während des gesamten Wettbewerbs nicht. Der Verzicht
auf eine Senderabgabe sorgt für zusätzliche
Entspannung der Piloten zwischen ihren Läufen.
Last but not least: Das nietHAMMER Spezial!
By Hannes Niethammer, ein F5D Neueinsteiger, mit seinen
Eindrücken zu seinem ersten F5D Wettbewerb.
Vor ca. einen halben Jahr rief mich Christoph Meier mal
an. Sie hatten gerade ihr neues DS-Projekt am Laufen und
er wollte sich ein wenig über DS im Allgemeinen austauschen.
Bis dahin war ich eigentlich ein reiner Segelflieger…
Wie das so ist nimmt man dann plötzlich die Gewohnheit
von Frauen an und aus einem kurzen Telefonat wurde ein
ewiges, aber sehr interessantes Gespräch.
Tja...kurz gesagt, ich war danach vom Pylon-Virus befallen.
Dann ging alles relativ schnell. Ich bekam eine Form
ausgeliehen (DANKE
Jörg Heuser !!!) und Christoph musste mir ganz genau
- und mit viel Geduld - alles erklären und all die
Komponenten nennen, die man da so braucht. Ich habe leider
auf dem Gebiet Motoren, Regler, Akkus....relativ wenig
Erfahrung.
Irgendwann Anfang März kamen dann auch die ganzen
Päckchen an, der erste Flieger war fertig und es
ging ans Trainieren. Da bei mir in der Gegend leider kein
aktiver Pylonpilot ist, war ich einmal beim Kölleteam
um mir alles anzuschauen und der Rest wurde einfach mal
nach Gefühl trainiert. Jens Göbel war sogar
so nett und ließ mich mit seinem Limited-Batleth
trainieren.
Zum ersten TW in Herzebrock bin ich dann mit einem ganz
schlechten Bauchgefühl angereist. Zuvor waren mir
zwei Modelle im Flug geplatzt. Modelle, die ich davor
eigentlich mehrmals ordentlich rangenommen hatte, um meine
Holmauslegung zu prüfen. Es sah immer super aus....naja...die
Platzer kamen dann doch irgendwann.
Als ich freitagnachmittags ankam, waren schon einige
Teilnehmer da und trainierten fleißig. Nach dem
das Kölleteam und ich unser "Lager" aufgebaut
hatten brauchte ich noch eine ganze Weile bis ich mich
endlich mal auf das Feld traute.
Anfänglich, vermutlich war es eine Mischung aus
Aufregung und Angst, zauberte ich noch ein herrliches
Chaos an den Himmel. Es wurde aber nach jedem Akku ein
wenig besser. Nach den ersten Flügen habe ich mir
das Lager dann mal in Ruhe angeschaut, Flieger und perfekt
organisierte Zelte begutachtet und mit dem Einen und Anderen
ein wenig geplaudert. Die Jungs sind echt durchweg ein
super Haufen.
Samstagmorgens wurde es dann ernst und die ersten Läufe
begannen gegen 9 Uhr. Die Aufregung stieg und es war krass
zu sehen, wie die Top-Jungs ihre Maschinen um den Kurs
geprügelt haben! Respekt !
Dann kam mein erster Lauf. Natürlich gleich bei
gutem Wind und einem Start aus dem Kurs. Christoph Meier
"nahm mich an die Hand" und war an diesem Wochenende
mein Helfer. Als die anfängliche Angst und Aufregung
immer mehr verschwand lief es immer besser. Ich wurde
sicherer und konnte einen relativ konstanten Speed halten.
Es ist einfach ein unheimlicher Nervenkitzel zu dritt,
10 Runden mit Vollgas um den Kurs zu jagen. Den Tag über
nahm ich natürlich einiges mit. Ich bekam immer ein
super Feedback aus dem Team und mir wurden, wie selbstverständlich,
Luftschrauben zur Verfügung gestellt oder schärfer
gedreht. Außerdem konnte ich mir jede menge Tipps
holen. Rundum einfach ein sehr angenehmer Haufen verrückter
Leute.
[1] F5D-Modelle müssen seit 2008 mit einem Energielimiter
ausgestattet sein, der aus Strom*Spannung über die
Zeit, die Energie aufzeichnet und bei erreichen von 1000Wmin
(Limited 450 Wmin) den Antrieb abschaltet. Weitere
Informationen zum Energielimiter
Links
Text: Jens Goebel, Jörg Heuser, Hannes Niethammer,
Christoph Meier
Redaktion: Christoph Meier
Fotos: Sandra Höricht, Heidi Kummermehr
Letztes Update: 28. May 2010 18:31 CET/UTC+2 |