Dreimal im Jahr treffen sich die elektrisch
motorisierten Pylonflieger zur deutschen Jahresrunde F5D.
Meistens sind es die gleichen. Man kennt sich. Eine kleine
Gruppe vom speedinfizierten Modellfliegern.
Eine Gruppe, die offen nach außen und freundlich
und fröhlich nach innen ist. Wie jedes Jahr guckt
man sich seine Kumpels und die Modelle an: Was gibt es
Neues, was hat sich über den Winter getan, was wurde
gebaut, wer hat mehr Speck um die Hüften usw. Im
Grossen und Ganzen ist alles beim Alten geblieben.
|
Ein bisschen Smalltalk
- schließlich hat man sich ja lange nicht mehr
gesehen |
Mit dem Ziel, 10 Runden so schnell wie möglich mit
einer definierten Energiemenge zu absolvieren, sind somit
25 Piloten zum ersten Teilwettbewerb von dreien*) nach
Herzebrock gereist. Diese drei Teilwettbewerbe der deutschen
Meisterschaft sind gleichzeitig die Qualifikation für
die Weltmeisterschaft F5D 2010 in Muncie USA für
das deutsche Team. Dies ist eine Grundlage für spannende
Wettbewerbe. Es reisten aber auch trotz der langen Anfahrt
überraschend viele Teilnehmer aus Österreich
und der Schweiz an.
|
Ralf Metzger - Sieger in
der Klasse F5D Limited |
Klaus und Patricia Brettner und der MFV Condor Herzebrock
e.V. haben zu diesem Event eingeladen. Der Wettbewerb wurde
sehr gut vorbereitet und konnte pünktlich mit einer
Limited Gruppe gestartet werden. Insgesamt haben sich vier
Piloten in dieser Klasse angemeldet, plus Bastian Könen
der ohne Limiter und damit außer Konkurrenz mitflog.
Ralf Metzger, einer der kreativen Köpfe der AkaModell
München, trat das erste mal in der Limited-Klasse seit
dem Reglementwechsel an, das nun auch die Verwendung eines
Energielimiters vorschreibt. Er schien sich wohl zu fühlen.
Seine mehrjährige Abstinenz vom Wettbewerbsfliegen
hat sich nicht bemerkbar gemacht und er zog souverän
seine Runden. Gute Zeiten und ein exakter Flugstil ermöglichten
es ihm, den schönen Pokal in den Süden Deutschlands
zu tragen. Die Limited Klasse erlaubt spannende Rennen mit
gleichen Voraussetzungen. Der Unterschied zur "großen"
FAI Klasse ist ein niedrigeres Energielimit (450 Wmin gegenüber
1000 Wmin) und das Verbot von Eigenbauten bei Motor, Regler
und Propeller. Die daraus resultierende niedrigere Geschwindigkeit
ermöglichte es, auf die Konkurrenten zu reagieren und
sorgt für spannende Positionskämpfe. Will man
viel Spaß erleben und ist sich noch etwas unsicher
betreffend seines Flugstils, ist dies genau die richtige
Klasse für Einsteiger. Das Rennfeeling ist da und die
gute Stimmung ist auch vorhanden. Voll-Gfk ist nicht zwingend
notwendig und Geheimnisse um die eingesetzten Antriebe gibt
es nicht (siehe RCN).
Leider ist die
Anzahl der Teilnehmer in der Einsteiger (Limited) Klasse
geschrumpft, da verschiedene Piloten aufgehört oder
in die FAI Klasse gewechselt haben. Als Beispiel fliegt
der amtierende Deutsche Meister Jörg Heuser nun bei
F5D mit. Den umgekehrten Fall gibt es aber auch, so hat
sich Steffen Müller entschieden, in der Limited Klasse
mitzufliegen und wurde auch prompt Zweiter. Peter Hansen
erreichte mit kampferprobter Turn Left Fläche den
dritten Platz.
|
Marcel Kremer freut sich
über seine neue Bestzeit |
Bei der schnelleren FAI Klasse dominierte
klar Marcel Krämer, welcher den alten Männern
zeigte, wo der Hammer hängt. Ein Schnitt unter 60
Sekunden und eine neue Weltbestzeit von 55 Sekunden für
ihn. Gratulation. Mit seinem extrem präzisen und
tiefen Flugstil nutzte er das Limit 1000 Wmin am effizientesten
aus. Marcel hat trainiert, sich vorbereitet und das sieht
man. Dass der Flugstil über Sieg und Niederlage entscheidet,
ist schon immer bekannt gewesen. Mit dem Energielimiter
sind nun Verhältnisse geschaffen worden, welche es
erlauben, objektiv zu messen. Eine feine Sache dieser
Energielimmiter. Erlaubt er doch mit wenig Aufwand konkurrenzfähiges
Material zu erhalten, welches im normalen Handel erhältlich
ist.
Auf den zweiten Platz flog mit gewohnt konstanter Leistung
Dirk Belting. Den dritten Platz erreichte Günther
Mayr aus Österreich mit minimalem Vorsprung. Er war
punktgleich mit Daviz Dzida, hatte aber den besseren Streicher.
|
Dirk Belting (rechts) sollte
eigentlich wissen, auf welcher Seite der Zweite steht.
Marcel Kremer (mitte) hat es da leichter. Links der
drittplatzierte Günther Mayr (AUT) |
Ein wahrscheinlich toter Empfänger im Modell von
Christian Rößler hat dazu geführt, dass
sein Modell in leicht geneigter Flugbahn eine Außenlandung
fabrizierte. Es ist faszinierend, wie sauber das Fail
Safe eingestellt war und wie weit so ein Modell ohne Antrieb
segeln kann. Durch viel Glück konnte es ohne lange
Suche geborgen werden.
Die Flugsaison hat scheinbar gleichzeitig mit der Bausaison
angefangen. Selten hat man so viele Midairs gehabt wie
auf diesem Wettbewerb. Ganz nach dem Motto: "Never
touch a F5D plane in the air".
|
Die Reste von Jörg Heusers
Avionik nachdem er mit Klaus Brettners Goosebump kollidiert
ist |
Stand der Technik bei F5D FAI:
Modelle
In vielen Fällen wird das käufliche Modell
Avionik von Sergey Sobakin eingesetzt. Ein guter sicherer
Wert dieses käufliche CFK Modell. Es existieren aber
auch Eigenbauten wie der von der Aka Modell München
entwickelte Batleth oder eigene Exoten zusammengestellt
aus verschiedenen Modellen.
Motoren
Bei den Motoren startet der schwarze Neu Motor sich
gegen den rosa Hacker durchzusetzen. Die beiden schnellsten
Piloten des Wettbewerbs setzten einen Neu Motor ein. Das
Hackerimperium in F5D scheint zu wanken. Es werden aber
auch Produkte von Lehner, Plettenberg und Kontronik eingesetzt.
Wichtig ist nur sicherzustellen, dass der Antrieb auf
den Propeller abgestimmt ist. Mit seinem persönlichen
Flugstil wird somit auch der Antrieb definiert. Hat man
einen zu scharfen Antrieb, der zu viel Energie verbraucht,
kann es gerne geschehen, dass man eine Runde mit Segeln
durchstehen muss. Dies hat meistens zur Folge, dass die
zu erreichenden Zeiten nicht sehr gut sind. Grund dafür
ist sicherlich auch, dass die Thermik unterwegs häufig
nicht sehr stark ist. Diese F5D Flugzeuge sind aber auch
so schlecht in der Thermik zu zentrieren, da halt das
Seitenruder fehlt.
Lipo
Betreffend Lipo Zellen ist kein eindeutiger Trend festzustellen.
Die Einführung des Limiters hat dazu geführt,
dass praktisch alle Zellen, welche die Belastung über
die Renndistanz überleben, eingesetzt werden können.
Von 3S bis 5S war alles am Start. Der Trend geht gemäß
schweizerischen Studien eher zu höheren Spannungen.
Limiter
Mit der Einführung des Limiters, hat sich das Thema
Akkuschlacht erledigt. Alle Piloten verwenden den Unilog
von SM Modellbau. Das komplette Logsystem (Shunt und Unilog)
ermöglicht einem gleichzeitig seine eingebaute Technik
zu verstehen. Auch für Messfreaks ist das Unilog
optimal; so viele Daten zu haben war bis vor kurzer Zeit
gar nicht möglich. Denn auch beim Elektroantrieb
in F5D gilt der Grundsatz; "ist es noch so optimal,
es gibt immer was zu optimieren". Der Limiter hat
es mir persönlich ermöglicht mit drei Akkus
auf eine WM zu fahren und zusätzlich auch zwei Saisons
damit zu fliegen. Die alten NiMh-Akkus waren am Schluss
nach nur zwei Flügen Sondermüll. Lediglich die
Diskussion darf lanciert werden, ob die Energiemenge von
1000 Wmin nicht etwas zuviel ist.
|
Stichprobenartig wurden
das Gewicht und der Limiter kontrolliert. Hier ist
Andreas Englmeier an der Reihe. Keiner der Aktiven
hat gemogelt. |
Eine Thematik welche sicher wieder aufflammen
wird, ist die Manipulation des Limiters. Es ist dem Autor
gelungen, mit relativ einfachen Mitteln den Limiter zu
übertölpeln. Es wäre theoretisch möglich
mehr Energie zu beziehen als vom Reglement vorgeschrieben
ist. Die Messungen der Antriebssysteme sollten in Zukunft
angepasst und verstärkt werden. Momentan existiert
nur ein System von Thomas Wäckerlin aus der Schweiz,
welches in der Lage ist die verbrauchte Energiemenge auch
mittels kalibriertem Unilog zu ermitteln.
Propeller
Beim Propeller wird kreuz und quer herumexperimentiert.
Bevorzugte Fabrikate kommen von APC und Graupner. Es sind
aber auch diverse Eigenbauten gesichtet worden. Zum Beispiel
der der Außenläuferantrieb mit Klapplatte von
Marcel Petrasch macht einen guten Eindruck. Auch abgeformte
APC Propeller wurden verwendet.
2.4 Ghz Die 2.4 Ghz Systeme setzen sich nur langsam
durch. Viele deutsche Piloten der Szene vertrauen auf
ihre bewährten Graupnersysteme im 35 Mhz Band. Einzig
die Schweizer haben komplett auf Futaba 2.4 Ghz gewechselt.
Die ersten Erfahrungen auf verschiedenen Wettbewerben
auch durch deutsche Piloten zeigen, das System scheint
zu funktionieren.
Whats up? Splitter
|
Thomas Grunenberg muss
sich beeilen um den Start nicht zu verpassen |
Bemerkenswert war, welchen Stress sich Thomas Grunenberg angetan hat. Er ist in der Limited und
FAI Klasse gleichzeitig gestartet und das mit nur einem
Modell. In jedem Durchgang musste er zweimal Motor und
Akku wechseln und war nebenbei auch noch zweimal als Helfer
aktiv. Leider sorgte eine Kollision dafür, dass sein
Sharky irreparable Schäden davon trug und er sich
am Sonntag unfreiwillig ausruhen konnte.
Hartmut Siegmann ist von Limited in die große
Klasse aufgestiegen. Die Ruderausschläge und Expoeinstellungen
hat er aber aus der Limited Klasse mitgenommen. Dies führt
dazu, dass sein Flugstil auf dem Kurs aufgrund der größeren
Geschwindigkeit etwas zickig aussieht. Dass sich eine
Wespe während des Fluges hinter seine Brille setzte,
führte irgendwie auch nicht dazu, dass sich sein
Flugstil beruhigte. Die Wespe half aber, dass Hartmut
endlich während des Fluges seinen noch nicht ganz
optimal eingestellten Schwerpunkt etwas vergessen konnte.
Martin Schlief „der alte Mann und das Feld der
Ehre“ ist leider nur auf Besuch gekommen. Diesmal
hat er keine Modelle mitgenommen. So wie es aussieht,
hat er aber immer noch Lust mitzufliegen. Wir sind froh
und müssen daher nicht jetzt schon seinen Nachruf
verfassen, welcher sehr lange geraten würde.
|
|
Hartmut Siegmann auf der
Suche nach dem Schwerpunkt |
Martin Schlief als Zuschauer |
Trotz Freibier verlief der Abend ruhig und gesittet.
Das Freibier war sehr gut. Danke Klaus und Patricia! Wir
sehen uns hoffentlich in zwei Jahren wieder in Herzebrock.
Chrisitan Hanke
*) Anmerkung: offiziell ausgeschrieben sind bisher für
2009 nur zwei Teilwettbewerbe. Mit etwas Glück wird
es noch einen dritten Teilwettbewerb Ende Oktober geben.
Links
Text: Christian Hanke
Redaktion: Ralf Metzger
Fotos: Patricia Brettner, Chrisitan Hanke, Ralf Metzger,
Peter Hansen, Sandra Höricht, Heidi Kummermehr
Weiter geht's auf Seite 2 mit weiteren Bildern...
Letztes Update: 14. August 2009 19:55 CET/UTC+2 |