Pitesti Cup - Der erste Wertungstag
Schon beim Frühstück zeigte das Nutella-Thermometer „sehr
flüssig“ an. Es wird heiß heute. Pünktlich
um 8:30 trafen wir auf dem Flugfeld ein. Die Engländer
waren heute sogar mit ihren Flieger da. Sie erhielten
diese in der letzten Nacht um 2 Uhr. (Redaktion: Das
erklärt, warum der Blog von Rob am heutigen Tag
keinen Eintrag hat.)
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Rob Ashley-Roche (Rob's
Blog) versucht mit einer Schere, den Melonenkernen
zu Leibe zu rücken. Wie man im Hintergrund
sieht, hat sich heute Nacht um 2 Uhr die Modellfrage
der Briten geklärt. Aufatmen! |
Marius Conu, der Organisationsleiter der WM, wurde über
Nacht von Emil Giezendanner zum Contest Director verdonnert.
Ein kurzes Briefing durch Ralf und wir exportierten kurzerhand
den „German Way of Pylon Contest“ nach Rumänien.
Sogar die Bellos sind heute morgen eingetroffen, wobei
diese besser zu meiden sind. Eigentlich konnten wir also
starten, wenn Mike da gewesen wäre.
Um 10 Uhr, nachdem Mike seine Anlage hochgefahren hatte,
fingen wir fast pünktlich an. Leider mussten wir
feststellen, dass der Ablauf sich zwar schon wesentlich
gebessert hat, jedoch die Lichtanlage für die Wende
am Spitzpylon eher selten funktioniert. Das rote Licht
wurde vermutlich im Modus „Zufall“ betrieben.
Alle Variationen von an, aus, flackernd wurden durchgespielt.
Bis Mittag hatten wir den ersten Durchgang durch, was
ja auch schon eine Steigerung zu gestern war, allerdings
wurde auch dieser Durchgang wegen des roten Lichts nicht
gewertet.
Nach der Mittagspause folgte der erste Durchgang mit
Wertung und ohne technische Probleme. Da die Piloten
noch flexibel auf die Startzeiten reagieren mussten,
hieß es die guten Akkus schön brav in der
Kiste zu lassen. Außerdem gibt es da ja noch den
WM-Fluch, weshalb der Teammanager den Befehl gab, dass
kein Deutscher Pilot den Open gewinnen darf.
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Die WM wird eine Hitzeschlacht.
Der Kabelsalat bringt unverhofft Freizeit. |
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Delbert Gordon (CAN) und
Peter Thannhauser (CAN) mit dem "Avionik D-05".
Das kanadische Team hat schon bei der letzten WM
auf den "Avionik D-99mod" von Sergey Sobakin
gesetzt und daran hat sich offensichtlich nichts
geändert. |
Leider streikte die Zeitmessanlage nach der ersten Gruppe
des zweiten Durchgangs wieder, was uns eineinhalb Stunden
Freizeit einbrachte. Zeit für einen Besuch bei F5B.
Thomas Pils hatte mit 50 Strecken ordentlich vorgelegt.
Guntmar Rüb lag mit 49 knapp dahinter. Wolf Fickenscher
flog für ihn enttäuschende 48.
Inzwischen können wir Mikes Probleme nachvollziehen.
Der Wechselstrom in Rumänien hat nichts mit Sinuswechselstrom
zu tun, sondern Wechsel zwischen unterschiedlichen Spannungslagen.
Unser Netzteil kam damit jedenfalls nicht klar und kurzerhand
hauchte die Sicherung ihr Leben aus. Auch unser Aktivlautsprecher
für ein bisschen entspannende Hintergrundmusik,
geben zeitweise merkwürdige Signale wieder. Niemand
hatte wohl damit gerechnet, dass es in Rumänien
neben Vampiren auch Gremlins gibt, die gerne im ungünstigsten
Moment Kabel durchbeißen.
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F5B Piloten an der A-Linie.
Im Hintergrund der Flugzeugfriedhof mit den AN-2. |
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Rößlers "Gammelakkus".
Man beachte die Exkremente der Akkusuppe. Natürlich
sind das hier keine alten Akkus, sie waren vor kurzem
noch Schachtelneu. |
Nach der Pause lief es dann schön flüssig.
Christian flog planmäßig und konnte ein paar
Kühlungsvarianten aussortieren, die nicht funktionieren.
Außerdem herrscht der Gammel in des Rößlers
Akkus. Marcel, unser Jüngster schlug sich vorbildlich und
flog trotz alter Akkus durch saubersten engen Flugstil
akzeptable Zeiten. Markus ist noch seine großen
F3B Segler gewohnt und muss sich erst noch auf die winzigen
Modelle einschießen. Einen spektakulären Zwischenfall
hatte Markus, als bei der letzten Landung der Akku in
seiner P6 mit V-Leitwerk nach vorne rutschte und einen
Stromkreis über die Flächenschrauben und den
Holm herstellte.
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Gewinner in der Kategorie "Bild
des Tages". |
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Dr.med. Markus Wanner
bei der Mutternoperation am offenen Rumpf. |
Ob wir uns an die unmenschlichen Temperaturen gewöhnen
werden ist fraglich, sogar die Mayrs (Team Österreich)
konnte man gelegentlich außerhalb ihres Wohnmobils
sehen. Kenner der Szene wissen, wie viel Grad es da drinnen
haben muss, damit so etwas passiert. Außerdem rächt
es sich jetzt, dass der Rumpf des Batleth nur unter aerodynamischen
Aspekten gestaltet wurde. Mit schwitzigen Fingern lässt
sich der Mitteldecker nicht mehr so gut werfen. Terence
aus Kanada verpasste TM Delbert, der als sein Caller
einspringen musste, spezielle Grip-Handschuhe. Leider
zerstörte Terence einen sehr schön gebauten
Batleth durch Strömungsabriss, da er die erste Kurve
zu früh flog. Markus filetierte genüsslich
die Überreste, um an Buchsen für eine neue
Flächenverschraubung zu kommen.
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Das Beweisfoto: Daniel
Mayr (Bildmitte) und Walter Mayr rechts daneben (den
Rücken zugewendet), außerhalb ihres Wohnmobiles.
Das will was heißen! |
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Wenn schon das Getränk
33,2°C Temperatur hat, prüfen wir sicherheitshalber
einmal die Rettungseinrichtungen. |
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Die Radiocomandanten sterben
wahrscheinlich lieber auf dem Flugfeld den Heldentod,
als auf dem Weg ins ins Krankenhaus mit diesem Sanka. |
Zwischenstand F5D Wertung Pitesti Cup nach 3 Runden:
- Antti Saikkonen (FIN)
- Dan Kane (USA)
- Marcel Kremer (GER)
- (...) siehe
Ergebnisliste
Nachdem das Gerödel in unserem T5 verstaut war,
ging es ab zu der wohlverdienten Dusche. Und – morgen
wird alles besser!
Euer Ralf, Christian, Marcel und Markus
DAeC F5D Nationalmannschaft
Nachtrag
Am Abend wurden wir beim Training noch ordentlich von
Moskitos ausgesaugt. Wir mussten feststellen, dass die
Vampire hier eher klein sind, aber dafür schlagartig
nach Sonnenuntergang in Massen auftreten. Wir haben nun
eine Ahnung davon, woher die nahegelegene Provinz "Transsilvanien" ihren
zweifelhaften Ruhm haben könnte.
Lustig beim Abendessen war, dass Ralf ein „Water“ bestellt
hat, die Bedienung aber nur Rumänisch sprach und
prompt einen „Wodka“ brachte. Sie muss die
Bestellung wortwörtlich genommen haben, denn "Wodka" heißt
korrekt aus dem Russischen übersetzt so viel wie "Wässerchen".
Was anderes traute sie uns Teutonen wohl nicht zu. Mehr
als einen Schluck probierte Ralf jedoch nicht. Als Christians
Helfer braucht er morgen seine volle Sehkraft noch!
Stand:
19. August 2006 01:35 CET/UTC+2 |
Editorial: Il Radiocomandante
Ein neuer Tag ist angebrochen. Was unsere Jungs da in
Rumänien erleben, ist nichts weiter als der ganz
normale Wahnsinn einer Weltmeisterschaft. Der Trick ist,
sich weder durch Kühe, noch durch Schafe mitten
auf dem Kurs ablenken zu lassen. Genausowenig übrigens
wie im Wahn vor sich hinredende oder nur imaginär
vorhandene Contest Directors. Man gewinnt die WM, indem
man sich von diesem Fieber nicht anstecken lässt
und ganz in Ruhe seinen Stiefel herunterfliegt. Wer sich
darüber Gedanken macht, was um ihn herum passiert,
der hat bereits verloren. Die Pylone jedenfalls sehen
traumhaft mächtig und gefährlich aus. Echte
Modellfresser. Einer der alten Antonov Flügel vom
Schrottplatz hätte auch einen tollen Pylon abgegeben,
also bitte!
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Das Wort "Radiocomandante" irritiert
etwas. Wie wohl Fidel Castro mit einer Fernsteuerung
in der Hand aussähe? |
Dieses hier ist der Pitesti Cup, nicht die WM. Wer den
offenen internationalen Wettbewerb vor der WM gewinnt,
verliert die WM. Das war schon immer so, ein ehernes
Gesetz. Jetzt nur keinen Übereifer an den Tag legen.
Zwei satte 200er am ersten Wertungstag heute wären
beruhigend in Sachen WM-Chance. Nur ja nichts beschreien,
Radiocomandaten sind abergläubisch. Hasenpfoten
sind normal, über den Schwanz des Modells nach Süden
Richtung Sonne spucken, ein oft geübtes Ritual.
Zwei 200er heute, dann passt das. Nur nicht nervös
werden.
Das Prinzip ist ganz einfach. Heu zusammenharken und
sich sagen: "Die braune Brühe morgen früh
werde ich besiegen!" Die Darmbakterien feiern Weltuntergang,
aber die Jauche muss durch die Gedärme des Herrn
Radiocomandanten gespült werden. Das Vogelgrippedesinfektionsmittel
für 2 Euro erledigt dann den Rest. Ganz sicher.
Jede Wurmkur ist ein Scheiß dagegen. Einzig die
Matratzen von den Jungs machen uns etwas Sorgen. Falls
da die Girls drin wohnen, die "werry beautiful and
smart" sind, dann geht es unausgeschlafen ins Rennen.
Das würde dann auch plausibel die Rückenschmerzen
erklären. Nach der wochenlangen Laminiererei kann
man bei Matratzenübungen schonmal Rückenschmerzen
bekommen.
Wenn alles klappt, gibt es heute Abend (spät) den
ordnungsgemäßen Tagesbericht von heute. Apropos:
Die US-Boys haben irgendwie ein WLAN in Pitesti ausfindig
gemacht und schieben per Breitband den Rotz raus in die
Welt. Daher gilt heute unserer besonderer Dank den US-Boys
für die technische Unterstützung gestern: Thank
you US-Team! :-)
Euer Presseordinariat
Stand:
18. August 2006 01:49 CET/UTC+2 |
Letztes Update: 28. August 2006 20:10 CET/UTC+2
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