Die letzten Minuten

Bevor es wirklich stressig wird, wollte ich die letzten freien Minuten für einen Vorbericht nutzen; hautsächlich um mich von der lästigen Frage: „An was muss ich noch alles denken?“ abzulenken. Mein Zettel mit der wichtigen Liste, auf der alles steht, was ich nicht vergessen darf, vergnügt sich gerade in meiner Jeans in der Waschmaschine – alles easy oder wie lautet der Leitspruch eines guten Team Managers: „Don't Panic.“ ;-)

"Vampi", das Maskottchen des Team Germany F5D für die WM 2006.

Bei uns läuft sowieso alles bestens, zumindest im Vergleich zu anderen Teams. Team England wollte am Donnerstag fliegen. Nach dem vereitelten Terrorschlag wurde alle Flüge in London gecancelt. Natürlich auch der, der die Briten nach Rumänien hätte bringen sollen. Ob die Engländer inzwischen unterwegs sind oder überhaupt jemals ankommen, ist noch ungewiss. Ich kann mir auf jeden Fall lebhaft vorstellen, wie der Typ am Röntgenschirm beim Anblick von 20 Akkupacks in Ohnmacht fällt. Die Teile sehen aus wie Dynamitstangen und drum herum jede Menge Elektronik, die jede Zeitbombe aus einem James-Bond-Film wie Kinderspielzeug aussehen lässt. Wir drücken Euch die Daumen, Jungs!!!

Auch außergewöhnlich war Dan Kanes Hilferufmail vom Team USA am Samstag an mich. Unsere Akkustecker sind nicht angekommen: „They never arrived and we do not have connectors for the worlds!” Kannst Du uns welche nach Rumänien mitbringen? Damit ist einer der Hauptkonkurrenten auch ausgeschaltet. Nein, natürlich werden wir helfen. Dann fahre ich halt am Montag noch schnell nach Ober-, Nieder- oder Sonstwashummel zu Hacker und schleppe seinen gesamten Vorrat an Silbersteckern nach Rumänien mit. Vorausgesetzt, ich kann irgendjemand der Hacker-Mannschaft im Betriebsurlaub erreichen. Allerdings soll nichts unversucht bleiben.

Wenn, dann wollen wir die US-Boys schon auf dem Feld der Ehre besiegen. Der Vorteil ist, Getränke müssen wir in Rumänien keine kaufen. Die lassen wir uns vom Team USA servieren, pro Bier gibt’s dann einen Stecker!

Und was treibt Team Deutschland?
Markus Wanner ist entspannt beim Hangfliegen. Die drei eigenen Avioniks sind schon eingeflogen, ausführlich getestet und bereits zusammen mit einem vierten geliehenen Flieger vom Noch-Weltmeister Jens Bartels verpackt.

Christan Rößler war die letzten Wochen in ein Verließ im Keller der Münchner Uni, auch als AkaModell-Werkstatt bekannt, angekettet und hat bei Wasser und Brot laminiert wie ein Brötchenbäcker. Bis Montag sollen drei Batleths fertig sein. Zwei davon werden Montag noch schnell eingeflogen, wenn es nicht regnet. Das ist modernster Forschungsstand und nennt sich „Just-In-Time-Produktion“. Die Akamodell-Werkstatt sieht aus wie die „ACME Labs“ aus einem Pinky und Brain Zeichentrickfilm. Überall Akkus, Motoren, Regler, Rümpfe, Flügel und Leitwerke. Einige Konkurrenten würden vermutlich viel Geld zahlen für ein gutes Spionagefoto. Schwer vorstellbar, dass jemand vorher schon mal so viel Materialaufwand betrieben hat. Hoffentlich rächt sich die viele Zeit in der Werkstatt nicht durch mangelndes Training. Und was nicht fertig ist, wird zur Not noch auf der zweitägigen Fahrt nach Rumänien zusammengebaut. Hoffentlich war die Frage: “Meinst Du, ich kann mit Deinem 12V-220V-Wandler Akkus löten?“ ein Scherz.

Update: Der Zettel hat das Waschen sogar überlebt, allerdings die Schrift nicht!

Marcel Kremer wird wohl noch an irgendeiner dunklen Straßenecke stehen und anschaffen, um die Leihgebühr für Ex-Vize Beltings Avionik bezahlen zu können. Nur mit seinen eigenen zwei Avioniks einen Wettbewerb mit so vielen Flügen bestreiten zu wollen, ist etwas zu optimistisch.

Der Team Manager, also ich, sitzt hier nun am Rechner und schreibt einen Vorbericht für F5D.org. Oder ich tigere nervös durch die Wohnung und versuche mich an die Dinge zu erinnern, die auf der Liste standen, die gerade im Flusensieb der Waschmaschine hängt. Aber wenn wir etwas vergessen, was soll’s.

Team USA wird wohl oder übel ihr letztes Hemd gegen Akkustecker tauschen müssen, auf den Spaß freuen wir uns schon jetzt. Es hätte uns wahrlich schwerer treffen können, bisher sieht alles ganz gut aus, auch wenn alles ein wenig zu sehr "just in time" ist. Die Vorbereitungen sind ansonsten so weit abgeschlossen und wir freuen uns auf eine etwas längere Autofahrt durch Kontinentaleuropa. Transsilvanien ruft! Naja, nicht ganz, genauer ist es die "Walachei", in der Pitesti liegt. Aber dank der Nähe zu den Kapaten (Hangflug!) sollte auch Markus ausreichend motiviert sein, diese Reise anzutreten. Wen die geographischen Details näher interessieren, sollte den Hitchhiker's Guide lesen. Aber nun zum Zeitplan dieser WM.

Zeitplan

• 15.8. Abfahrt
• 16.8. Ankunft in Pitesti
• 17.8. Runde 1 + 2 Pitesti Cup (Offener Internationaler Wettbewerb)
• 18.8. Runde 2 + 3 Pitesti Cup
• 19.8. Runde 4 + 5 Pitesti Cup
• 20.8. Processing und Eröffnungsfeier
• 21.8. Runde 1 – 4 (Weltmeisterschaft)
• 22.8. Runde 5 - 8
• 23.8. Runde 9 - 12
• 24.8. Runde 13 – 16
• 25.8. Reservetag und Siegerehrung
• 26.8. Abfahrt
• 27.8. Ankunft

So weit die Theorie. Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

Ralf Metzger
Team Manager
F5D Team Germany

Links

• Mike Seale's Blog (Englisch)
• Rob's Blog: World Championship 2006 Romania (Englisch)
• Florraince Lorrains Blog (Englisch)
• The Hitchhiker's Guide To The EWC 2006

Letztes Update: 21. August 2006 07:59 CET/UTC+2