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Offizielles Training F5D 2006

Flitterwochen in Erftstadt
 
13.-14. Mai 2006

Als der Regen munter gegen die Autoscheibe prasselte, quälten sich durch meinen Körper ein paar grundsätzliche Fragen. Warum sitze ich hier? Warum ist es 5 Uhr? Und was verdammt nochmal soll dieser Scheiß? Der Geist erinnerte sich mit einem müden Gähner daran, dass er heute noch „Training“ geplant hatte, war sich seiner Sache jedoch nicht mehr so sicher. Was soll ein "Offizielles Training" sein? Kollektives Modelle versenken ohne Aussicht auf Erfolg oder was?

Frühstück
Endlich angekommen, wenn auch hinten herum. Nach 360km geradeaus und dann links war das links-rechts der Platzeinfahrt einfach eine Kurve zu viel, um geradeaus genug zu sein. Ein Hase erschrak und hoppelte durch das saftige Grün davon. Zwei Perlhühner flatterten auf, kurz bevor sie der Hoppel über den Haufen rennen konnte. Sie hoben dermaßen fluguntauglich ab, dass man alleine aus Mitleid Hunger auf Perlhühner zum Mittagessen bekam. Apropos essen, da war doch noch was?

„Knurr“ monierte der Körper, aber die Inspektion des Flugplatzes ging vor. Beim ausgiebigen Beschnuppern des Geländes fiel neben der perfekt gemähten Wiese das Schweizer Nummernschild auf. Richtig, Wälti und Hanke hatten sich als neue Traum-Ehe des Pylonrennsports angekündigt und wollten ihre Flitterwochen in Erftstadt verbringen. Die Flieger-Ehe zwischen Pilot und Helfer hält im Gegensatz zur gewöhnlichen Ehe ein Leben lang. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, die Rollen sind klar verteilt.

Der Alm-Jodler
Die Schweizer haben es erfunden und es „Schnuppi“ getauft. Dann kamen die häßlichen Deutschen, benannten es in „Elektro-Pylonrennen“ um und haben seitdem alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Die Schweizer wollten nun zurückschlagen, aber dazu gehört Training mit den richtigen Waffen. Das Schweizer Offiziersmesser schien ihnen nicht mehr martialisch genug, es musste das klingonische Schwert des deutschen Siegfried sein. Deutsche F5D Modelle haben das Karma der Unbesiegbarkeit.

Die „Batleths“ da hinten im Auto lenkten den Blick auf das Wesentliche, nämlich auf schlafende Schweizer. Sollten wir die Burschen von der Alm mit einem schlecht imitierten Jodler auf Musikantenstadl Niveau wecken? Der Schock müsste doch mindestens für 2 Cuts am Pylon Nr.1 gut sein. Nein, Flitterwochen sollte man nicht stören. Den fiesen Jodler heben wir besser für Uelsen auf, falls uns die frisch verheirateten Schweizer vor den Briten blamieren sollten.

Die Hütte samt Vordach bot guten Schutz vor dem durchwachsenen Wetter.

Frühstück!
„Knurrknurr“. Diese Worte waren deutlich. Ab zum Frühstück! Die Hütte, aus der verführerischer Kaffeeduft strömte, war geräumig und hübsch eingerichtet. Es gab frische Brötchen mit Marmelade, Käse und Wurst. Nach und nach trudelten die anderen Piloten ein, der Platzbetrieb erwachte langsam zum Leben.

Der neue nichtrostende und winterfeste Strommast von RWE, Typ "Reinhard".

Als Brettermeier mit Patricia eintraf, konnte mit dem Aufbau des Pylonkurses begonnen werden. Christian Hanke wollte sich gleich nützlich machen und half mit, was er wenig später sichtlich bereute: „Ich habe mit F3B aufgehört, damit ich diese verknoteten Seile endlich nicht mehr sehen muss. Und jetzt das!“ Der Gute war den Tränen nahe, aber Patricia tröstete ihn und entknotete mit flinken Händen die 40m Maurerschnur.

Nachdem geklärt war, dass Ackergrenzen in Deutschland nicht zwangsläufig einen rechten Winkel zum Feldweg aufweisen müssen, war das Vertrauen in den deutschen Ordnungssinn zwar empfindlich gestört, aber das gleichschenklige Dreieck des Pylonkurses wirkte nun weniger rechtwinklig.

Nach Regen...
Inzwischen waren die Modelle aufgebaut, aber dann fing ein Schauer an, der es in sich hatte. Zeit, die Startgruppen zusammenzustellen, was Patricia übernahm. Da Piloten auch als Winktiere eingesetzt wurden, war alles etwas komplizierter, aber am Ende ging es auf. 14 Piloten (6 F5D, 8 F5D-Limited) in 5 Startgruppen war ein ansehnliches Teilnehmerfeld.

...kommt Sonne?
Das leichte Tröpfeln wurde ignoriert, Gruppe 1 ging zum Start. Die Winktierfraktion wurde von der letzten Gruppe gestellt (Gruppe 5), im darauffolgenden Durchgang übernahm dann Gruppe 4 usw., so dass jede Gruppe einmal mit Winken dran war. Was war zu sehen? Die meisten Wenden lagen recht gut auf Höhe von Pylon 1, die Anzahl der Cuts direkt nach dem Start war sehenswert. Reihenweise 200er, aber dafür war es ja ein Training. Das war zugleich eine Lehrstunde in Sachen Winktierdasein, denn ganz so einfach ist gleichmäßig korrektes Winken wirklich nicht, wie Piloten und Helfer im Wettbewerb immer meinen. Der Respekt vor den Winktieren ist sichtlich gestiegen.

Der Noch-Vize Belting gab sich dann die Ehre, mit seinem "Turn Left" die ersten beiden Läufe des Trainings zu bestreiten, später erst bewegte er seinen "Avionic D-05". Die erste Runde seines Flugs sah noch normal aus, aber irgendwie muss er sich dabei die Finger verknotet haben. Er übte anschließend die Rolle im Anflug auf Pylon Nr.1 jede Runde aufs Neue. Die 120er Zeit kam durch die Wende am Spitz im Rückenflug zustande, da geht der TL einfach nicht gut. Ohne Bartels als Helfer macht Vize Faxen. Ob er deswegen nicht allein zur WM darf?

Belting, der Noch-Vize schraubt an seinem "Turn Left" herum. Seine nicht legale Akkuwahl in Sachen F5D-Limited 7x Sanyo A-TS 1950 FAUP verhalf seinem Flieger zu einer etwas stärkeren Performance als das mit 7xGP2000 möglich ist.

Nach dem Flug von Paule mit dem „Multibumm“ (Entwurf Andre Kubasik) wurde der F5D-Limited Fraktion mit Leitwerk angst und bange. Da flog etwas, was so nicht sein durfte und es war auch noch verdammt schnell unterwegs: 104 Sekunden! Der zweite Leitwerksverweigerer aus Gewissensgründen lag bei 109 Sekunden, der „Vampire“ von Siegmann. Olli Mahr legte wenig später die Bestzeit des Trainings hin, cutfreie 102s. Sein TL Flügel ist nicht von einem Voll-GFK Flügel zu unterscheiden, so perfekt ist der gebügelt. Olli ist der Hausfrauenschwarm unter den Piloten, vermutlich ist er mit einem Bügeleisen in der Hand auf die Welt gekommen.

Olli, der Hausfrauenschwarm prüft kritisch die bebügelte Fläche seines TL.
(V.l.: Paul Schreiber, Martin Schlief, Peter Hansen verdeckt, Oliver Mahr)

Bei F5D-Limited scheiden sich die Geister derzeit am optimalen Flugstil. Paul schwört auf rundes Fliegen, Siegmann dagegen fliegt großdeutsch eckig auf kürzestem Weg ohne erkennbaren Wenderadius am Breitpylon. Diese kantige Performance scheint Paule zu der Pose animiert zu haben, die Leni Riefenstahl begeistert hätte. Ansonsten blieb er seinem runden Flugstil treu und hielt nichts von Ecken und Kanten.

Leni Riefenstahls Enkel.

Die selbsternannte "Lichtgestalt" Schlief steht im Schatten der "Pylon-Zicke" Sandra. Gut so!

Fehlt nur noch das Nachtschattengewächs, das sich in einem Anfall von Größenwahn offensichtlich für die einzig legitime „Lichtgestalt“ hält. Mit dem „TokoTurn“ in seinen Händen wird das eine langweilige DM dieses Jahr. Wir könnten die Meisterfeier auch gleich in Uelsen abhalten, dann haben wir es hinter uns. Das Nachtschattengewächs fliegt schnell und auch noch fehlerfrei. Gegen ihn ist in dieser Form kein Kraut gewachsen, einzig der Uhu blieb uns glücklicherweise erspart. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass der fest für Uelsen eingeplant ist.

Peters Pylonzeitmessgerät: Die Balken links stellen die Rundenanzahl dar, rechts wird Flugzeit angezeigt.

Hansen versuchte sich zwischenzeitlich als Stuka-Pilot in F5D-Limited. Der Angriff ging knapp am Ziel vorbei und endete mit einem satten Knall in der Grasnarbe. Sein altbewährter „Lift-o-Presso“ ist nun Geschichte, er muss einen neuen Flieger aufbauen.

Nicht Geschichte ist dagegen sein neu entwickeltes Rundenzähl- und Zeitmessgerät, das zwar aufgrund eines kleinen Softwarefehlers um den Faktor 1,5 falsche Zeiten ausgab, ansonsten aber funktionierte. Der Fehler ist inzwischen behoben, so dass dem Einsatz dieses Gerätes nichts mehr im Wege steht. Eine schöne Verbesserung für den Pylonrennsport, die sich sicherlich im Laufe dieser Saison bewähren darf! Die Zeiten werden gespeichert und können anschließend mit einem Laptop heruntergeladen werden. Ein Verzählen ist damit ausgeschlossen und damit hat manch leidige Diskussion hoffentlich bald ein Ende.

Brettermeiers Sender hat seine Seepferdchen Prüfung bestanden. Herzlichen Glückwunsch!

Vom Regen in die Traufe
So ein bisschen Regen kann doch Pylonpiloten nicht stören? Erinnerungen an York wurden wach, als der Himmel die Schleusen öffnete und jemand vergaß, sie wieder zu schließen. Brettermeier kam von seinem Flug knapp vor dem Schauer zurück und legte sichtlich zufrieden seinen Sender im Schutz der Pavillons in seinen Senderkoffer. Dazu sind die Pavillons glücklicherweise da und leisten seit Jahren hervorragende Dienste, sofern man das Kleingedruckte beachtet.

Minuten später verkündete der dunkelblaue Pavillon mit einem satten Platsch, dass er sich seiner feuchten Dachlast entledigt hatte. In einem Schwall füllte die Traufe den unglücklicherweise geöffneten Senderkoffer, der genau unter der Ritze zwischen den beiden Pavillons lag. Brettermeiers Sender hat nun als erster Sender der Szene die Seepferdchen Prüfung (Freischwimmer) erfolgreich absolviert. Herzlichen Glückwunsch! Der Senderkoffer zeigte keine Lecks, ein einwandfreies Schwimmbecken. Klaus meinte nach provisorischer Trockenlegung seines Senders nur: „Die Zahlen auf dem Display flackern. Ich pack mal lieber ein.“ Damit war sein Training vorzeitig beendet. Das Rennen ging nach dem Schauer weiter.

Just in dem Moment radelte ein gewisser Herr Keller von hinten über das Flugfeld und sorgte für einige Verwirrung bei der Gruppe, die draußen auf dem Kurs unterwegs war. Respekt, 44km mit dem Rad von Aachen aus zu radeln! Das ist Pylon-Manie in Vollendung!

Was machte eigentlich unser Schweizer Traumpaar? Die haben sich auf den Weg zum Acker gemacht, um die Reste von dem zu bergen, was von Wältis klingonischen Schwert übrig blieb. Was war passiert? Als Wälti seinem Ehemann beim Laminieren zusah, meinte er, dieser solle nicht das Epoxydharz eimerweise in die Form gießen. Die Erwiderung von Hanke, dass das bei F3B doch üblich sei, nahm Wälti zum Anlass, ihm zu zeigen, wie Mann ein F5D Modell laminiert: 13dm² Kohlegewebe, zwei Tropfen Harz, ein Tropfen Härter und dann rollern, bis der Moltoprenroller schmilzt.

Der Holm war bei der Wende am Pylon 3 "ziemlich rund", um es in der Fachsprache der Pyloniken zu formulieren, bei der anschließenden Wende am Pylon 1 sah der Flügel Sekunden später dann "ziemlich durch" aus. Das Modell wurde schnell gefunden, mit einem Spaten ausgegraben und der Schaden analysiert. Holmgurt zu trocken laminiert! Alles in allem war es dennoch eine gelungene Premiere unseres Schweizer Ehepaares. Uelsen wird sehr interessant werden!

Was gab es an Neuigkeiten zu bestaunen? Wenig, wenig. Akkus und Motoren waren in beiden Klassen unverändert gegenüber dem Vorjahr. Keine Sensationen. Die Einblattluftschraube von Thomas Grunenberg war ein Hörgenuss und erinnerte an einen Presslufthammer auf Urlaub. Dass ein Spinner eine derart rüde Behandlung auf Dauer übel nimmt, sollte er am Sonntag feststellen, als er unfreiwillig im Segelflug zur Landung einschwebte.

   
We are family!  
(Foto: Stefan Keller)

Nach 5 Runden war das Training am Samstag beendet, nun war nach dem unvermeidlichen Gruppenfoto freies Fliegen angesagt. Jetzt kam die Zeit von Mario Roos, der zuvor im RCN-Forum ungeniert gefragt hatte, ob wir etwas gegen einen Q500 Stinker beim Training einzuwenden hätten. Hat da jemand Jehova gesagt? Also brachte er statt seines Stinkers eine kleine Sperrholzbox mit. Ob das eine Taschen-FlaRak für F5D Sportgeräte ist?

Links im Bild das Schweizer Team mit Wälti und Hanke und rechts Mario Roos mit der ominösen Sperrholzbox. Komische Sache das!

Andreas Fürhofer flog zunächst mit der „Gummikuh“ (F5D-Limited) darüber und wurde nicht abgeschossen. Also doch keine FlaRak. Da blinkte nach einigen Überflugversuchen eine kleine rote LED. Hm. Dann erklärte sich Hanke bereit, mit seinem „Batleth“ (F5D) darüber zu fliegen. Im vierten Überflug blinkte die Box, die nun folgenden Überflüge saßen ziemlich gut, jedesmal quittierte die Box die Aktivität mit Blinken. Was es mit dem blinkenden Kästchen wohl auf sich hat? Der Kasten wurde wieder eingepackt, die zufriedenen Gesichter verrieten, dass der Test offensichtlich gar nicht so schlecht verlaufen war.

Und ab geht's mit viel Lärm, Rauch und Qualm! Jens Goebels Raketengleiter. Wenn Mario das vorher gewusst hätte...                             (Foto: Stefan Keller)

Jens Goebel schoss anschließend noch mit dem Raketengleiter herum, harmlose und friedliebende Leute erschrecken. Langsam wurde es dunkel, der erste Tag des Trainings neigte sich dem Ende entgegen. Das abendliche Gewitter leistete dann ganze Arbeit und demontierte die Pavillons am Flugfeld. Der Samstagabend klang in der Almhütte bei Schweizer Klosterbräu (Danke Hanke!) und sonstigen Nettigkeiten aus und wurde mit einer kleinen Nachtflugeinlage abgeschlossen.

Sonntag
Der Sonntag begann wieder mit einem gemeinsamen Frühstück, es tröpfelte leicht. Nach dem Wiederaufbau der Pavillons ging es los. Es waren nur noch 7 Piloten anwesend, dafür kamen endlich auch Marcus Zimmermann und Reinhard Ohrem als Organisatoren des Trainings zum Zuge und flogen ein paar Runden mit ihren „Batleths“. Es wurde in 3er Gruppen ohne Winktiere geflogen. Eine gute Gelegenheit, die Modelle noch einmal in Ruhe zu vergleichen, bei gleichmäßig schwachem Wind und ruhigem Wetter. Um 14:00 Uhr war dann Schluss, die Zelte und der Pylonkurs wurden abgebaut. Ein Wochenende der besonderen Art ging zu Ende.

Trotz Wetterkapriolen war es ein perfektes Pylonwochenende. Danke an den „MBV Erftstadt e.V.“ für die exzellente Verpflegung und die tolle Atmosphäre. Wir kommen gerne wieder! Und jetzt harren alle der Dinge, die in Uelsen kommen werden. Daher jetzt schon eine Warnung: alle Mann in Deckung, die Briten kommen!!!

Euer F5D Presseordinariat

 
13.-14. Mai 2006
 
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