Müde
Beine am Sonntagmorgen
Martin
Schlief kümmert sich rührend um die
Modelle der Konkurrenz. |
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Die Nacht draußen am Platz war feucht und kalt,
die meisten Piloten hatten daher im nahe gelegenen Wallerstein
ihr Domizil in einer der Pensionen aufgeschlagen. Der Rest
schlief bei Markus Wanner. Dennoch zeigte ein Blick in
die morgendlich verschlafende Runde gewisse Auflösungserscheinungen
unter den Piloten: Rainer Hacker war verhindert, Robert
Wimmer weilte (Redaktionsbesprechung:
"Sollen wir das wirklich schreiben?" "Nein,
das geht nicht, ist zu privat." "Macht sich aber
so gut im Artikel, meinst Du nicht?! Sonntagmorgen, im
Arm..."
"Bist Du deppert?! Das lesen doch auch Kinder!" "Gut,
dann halt nicht.") woanders. Der Rest war wieder
vollzählig
erschienen, also konnte es los gehen.
Start Gruppe 1
um 09:30 und jetzt kein Gequatsche, das wäre zu früh.
Ein Pilot wagte es, nach einem Start um 10 Uhr zu fragen.
Das Gesicht von Bernhard sprach Bände, eine Mischung
aus Unverständnis und "gleich mach ich Dir Beine!" gähnte
dem Piloten entgegen. Bernhard kennt da nichts, zu viele
Wettbewerbe hat er schon geleitet, zu viele Generationen
Piloten vor sich stehen gehabt, die eine halbe Stunde
später starten wollten. Erfahrung ist alles bei der Wettbewerbsleitung
und das merkt man. Es geht ganz gelassen, aber
unmerklich zügig voran. Und wehe, es wagt
eine Gruppe eine Minute später auf dem Flugfeld zu erscheinen
als geplant! Der Rüffel ist vorprogrammiert, die Lautsprecher
geben erbarmungslos und mit diebischer Freude das wieder,
was der Wettbewerbsleiter an Liebesgaben an seine Piloten
zu verteilen hat. Gruppe 1 erscheint Bernhard zu müde,
zu langsam auf dem Flugfeld, schon 09:31! Um den fälligen
Kommentar kommen sie nicht herum: "Jetzt aber zügig!" Zu
mehr lässt er sich nicht hinreißen, der Sonntagmorgen scheint
ihm heilig zu sein.
Was
sagt man dazu? Wärmflaschen für die lieben
Akkus, damit sie keine kalten Füße bekommen... |
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Jetzt
noch die beiden letzten Läufe beenden, dann ist
die F5D Saison 2004 Geschichte. Der Sieger der Deutschen
Meisterschaft F5D stand mit Jens Bartels seit Kirchdorf
schon vorzeitig fest, die Spannung hielt sich daher etwas
in Grenzen. Im Rennen um den Tagessieg jedoch würde
es eng werden, hier war bis Platz 4 noch alles offen.
Bei F5D-Limited hatte sich Martin Schlief in gewohnter
Manier nach vorne abgesetzt, nur zwei Streicher würden
ihn den Tagessieg noch kosten können und den Gefallen
tat er den übrigen Piloten nicht.
Da wegen der Anmeldebogen-Geschichte
insgesamt nur 7 Runden geflogen werden konnten, gab es
nur 1 Streicher für jeden
Piloten. Diejenigen mit einem 300er auf dem Konto vom Vortag
mussten deswegen vorsichtig zu Werke gehen, sonst würden
sie nach hinten durchgereicht. Aber das Wetter spielte
mit: Sonnenschein und Windstille!
Flocki, das treue Tier
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Flocki
in den Händen von Markus Wanner nach dem letzten
Flug. Flocki genießt nun seinen wohlverdienten
Ruhestand und wir sind sicher, dass er
einen Ehrenplatz bei Markus bekommen wird! |
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Markus
Wanner lag in der Zwischenwertung auf Platz 1, aber Christian
Rößler und Jens Bartels lagen ihm zu diesem
Zeitpunkt noch dicht im Nacken, nur wenige Sekunden dahinter.
Ein besserer Streicher hätte die Wertung schnell auf
den Kopf stellen können. Sollte er jetzt umsatteln?
WM-Modell hin oder her, aber auch "Flocki", ein
reinrassiger Tokoloschi, ist ein altgedientes
WM-Modell. Er war seit der WM 2000 in San Diego
bei jeder Weltmeisterschaft dabei! Er hatte es im Gefühl,
bei diesem ruhigen Wetter läuft nur Flocki richtig
gut.
Auf diesem Foto kann man
es bestenfalls erahnen, aber Flocki ist ein besonders
treues Tier: Die Vielzahl an Reparaturen ist unübersehbar,
die rote Schnauze fügt sich ins Gesamtbild ein.
Selbst "Rudi, the Red Nose Reindeer" hat keine hübschere
Schnauze als Flocki! Wie oft der Rumpf geknickt, gestaucht
und gebrochen ist, weiß vermutlich
nicht einmal Markus mehr, das geflickte Loch im Flügel
ist ebenso legendär wie unübersehbar. In der
Tat, Sonnenschirmständer
sind martialische Werkzeuge! Dennoch, was Wanner und Flocki
an diesem Tag anstellten, war mehr als nur ansehnlich:
66,4 Sekunden in Lauf 6, abermals ohne Cut! Flocki setzte
das fort, was Wanner am Tag zuvor begonnen hatte und jetzt
war ihm der Sieg kaum mehr zu nehmen. Mit der 69,3 aus
Lauf 4 lag selbst sein Streichresultat unter 70 Sekunden!
Bis
zu diesem Zeitpunkt blieben nur Christian Rößler, Daniel
Mayr und eben Markus Wanner immer unter 70 Sekunden und
ohne Cut. Marcel Kremer schob sich ebenfalls ohne Cut
langsam von hinten heran, der Bursche wird immer besser!
Aber es würde nicht mehr reichen, um in die Spitzengruppe
einzubrechen, der Abstand war zu groß.
Marco
Fichter brachte mit dem "Sharky" ein
Modell für das 2005er Reglement an den
Start. Das Modell basiert auf dem "Tokoloschi",
indem die Form einfach in der Mitte verlängert
wurde. Das Modell war noch mit Friedensmotorisierung
unterwegs: 9xFAUP. Dafür war die 79,2s
Rundenzeit im 1. Lauf mehr als respektabel! |
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Also auf zum letzten Lauf! Ein trauriges Bild. Im
nächsten Jahr werden wir überall neue Modelle
sehen, die treuen Weggefährten haben ausgedient und
werden bestenfalls die Wände der Werkstatt zieren.
Die meisten Modelle werden auf irgendwelchen Flohmärkten
zum x-ten Mal ihren Besitzer wechseln, nach Jahren treuer
Dienste für ihren Piloten.
Das Signalorange von Beltings Flügel mit dem giftig
schwarzblauen Rumpf darunter werden wir ebenso vermissen,
wie Wanners Flocki. Es war fast zum Heulen, als Markus
in Gruppe 2 mit Flocki, dem treuen Tier, zum letzten Mal
an den Start ging. Davids letzter Handstart war sehr sauber,
fast mit Liebe schubste er Flocki in die Luft und der
Propeller riss ihn fort. Die wellenartigen Schwünge
hin zu den Wenden hatten eine tolle Dynamik, Flocki wusste,
um was es ging! Die 10 Runden waren fast zu schnell vorbei,
die Landung im feuchten Gras saubere Maßarbeit.
Wanner hob Flocki hoch und ging Richtung Pilotenlager.
Aus
den Lautsprechern tönte "Wanner 64,3 Sekunden
- kein Cut!" und damit war
ihm der Sieg kaum mehr zu nehmen! Einzig eine Fabelzeit
von Christian Rößler in Gruppe 5 hätte
den Sieg von Flocki noch verhindern können, aber die
Technik ließ ihn im Stich: Einfahrt Richtung Hölle und
der kleine Mann am Tiefenruder unterzeichnete das Urteil.
Warum Störungen grundsätzlich immer auf "Tiefe" kommen,
bleibt auch in Zukunft das gut gehütete Geheimnis unseres
lieben Herrgotts. Aber es war schließlich Sonntag und
da flucht man nicht: 300 Punkte für Rößler.
David
Dzida ballerte anschließend
wie eine Wildsau um den Kurs, er schien den Gottesacker
nach Rößlers Trümmern durchwühlen
zu wollen und am Ende schob er sich mit sensationellen
60,8s auf Platz 2. Respekt! Er hätte
58,8s gebraucht, um Markus von Platz 1 zu verdrängen.
Damit war die Sache klar: Heimsieg für Wanner
auf Flocki!
Siegerehrung
Bevor wir nun zu den Siegern in den
Klassen F5D, F5D-Limited sowie der Deutschen Meisterschaft
F5D 2004 kommen, verdient die Siegerehrung ein paar Worte
oder besser gesagt Bilder. Die, die nicht dabei waren -
nunja Pech gehabt, ihr habt wirklich etwas verpasst. Aber
keine Sorge: Der Nördlinger Verein hat nicht nur eine großartige
Veranstaltung aus dem Stand auf die Beine gestellt, es
hat ihnen richtig Spaß gemacht, diese verrückten Pylon-Heinis
zu Gast zu haben! Es kam von Herzen und die Siegerehrung
war einfach ohne Worte, wir haben Tränen gelacht. Im nächsten
Jahr werden wir wieder zusammen mit der FMG Nördlingen
e.V. einen Pylonwettbewerb austragen und wer nicht kommt,
ist selber schuld!
Beim F5D haben
wir sogar unsere eigenen Cheerleader!!! |
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Ein Tänzchen
gefällig?! Bernhard mit seiner Frau bei
der Siegerehrung. |
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Markus
Wanner und die Flasche Champagner. Ein Schluck
auf den Sieg und einen auf Flocki, das treue
Tier! |
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Die drohende
Bewegung verrät, dass gleich das Unvermeidliche
kommen wird. Das erklärt zugleich, warum
das nächste
Foto nichts mehr wurde! |
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Von links
Klasse F5D-Limited: 3. Peter Hansen, 1. Martin Schlief,
2. Oliver Mahr; weiter mit Klasse F5D:
2. David Dzida, 1. Markus Wanner, 3. Christian Rößler.
Kniend davor: Wettbewerbsleiter Bernhard Onken mit
seiner Frau. |
Siegerfoto
2: Die Deutsche Meisterschaft F5D 2004 ist entschieden,
von links:
Platz 2: David Dzida (Helfer), Markus Wanner (Pilot)
Platz
1: Jens Bartels (Pilot), Dirk Belting (Helfer)
Platz 3: Ralf Metzger (Helfer), Christian Rößler (Pilot) |
Zuguterletzt noch die Ergebnislisten, jeweils als PDF.
Saisonabschluss 2004
Man kann sich
kaum entscheiden: Sind Pylonpiloten von vorne hübscher
oder... |
Die charmanteste
Wettbewerbsleitung aller Zeiten: Sandra, Bernhard
und Patricia. Wenn das nicht mindestens 3 gute
Gründe
sind, F5D Pylon zu fliegen, dann ist euch wirklich
nicht mehr zu helfen! ;-) |
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F5D
Was bleibt? Diese Saison hat im Rahmen der Deutschen Meisterschaft
F5D nicht nur spannende Rennen gebracht, es gab erneut
den Doppelpack in der F5D Weltmeisterschaft zu feiern.
Jens Bartels wurde verdient Deutscher Meister und endlich
auch Weltmeister. Lange genug musste er darum kämpfen!
Die Mannschaftsweltmeisterschaft mit Platz 1-3 hat gezeigt,
dass die Deutsche Meisterschaft die weltweit größte
Herausforderung. Wir freuen uns jedesmal, wenn unsere österreichischen
Freunde uns besuchen, nur bei den Gegenbesuchen haben wir
uns heuer leider vornehm zurückgehalten. Wir geloben
Besserung! Um das Thema Besuche abzuschließen: zum
Mayr Clan ist zu sagen, dass ihr mal so langsam daran denken
solltet, die Deutsche Staatsbürgerschaft
anzunehmen. Sonst wird die nächste
WM ein hartes Stück Arbeit für die Deutsche
Mannschaft und das wollen wir doch nicht?!
F5D-Limited
Die Klasse F5D-Limited hat sich bereits in dieser ersten
Saison fest etabliert, wir konnten insgesamt 14 Piloten
für diese neue Klasse begeistern. Martin Schlief
gewann alle Rennen 2004 mit dem "Turn Left" von Simprop.
Jungs, an diesem Seriensieg müssen wir was ändern, so geht
das nicht weiter! Nächstes Jahr werden wir eine Offene
Deutsche Meisterschaft in F5D-Limited austragen und da
wollen wir doch keinen vorzeitigen Sieg von Martin Schlief
in der Meisterschaft sehen?! Also arbeitet hart am Material,
trainiert über den Winter! Im nächsten Jahr geht es auch
hier um die Deutsche Meisterschaft!!!
Abwegler?!
Zum Abschluss noch ein Wort
zu denjenigen, die sich getraut haben, uns in diesem Jahr zu besuchen und eine
Runde mitzufliegen: Wir haben uns riesig gefreut, euch
bei uns zu sehen, denn dazu gehört wirklich viel
Mut! Einfach mal über den Tellerrand der eigenen
Klasse zu schauen und bei den elektrisierten Pylonfliegern
furchtlos mitkämpfen.
Hut ab! Ihr wart eine echte Bereicherung und wir hoffen,
euch auch im nächsten Jahr wieder begrüßen
zu können!
Und wir melden
uns jetzt ab in den Winterschlaf: Fly Low, Go Fast, Turn
Left!
Eure F5D Pylonszene Deutschland
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