Trimmflüge am Morgen
Der morgendliche Tau funkelt und blinkt im Schein der
aufgehenden Sonne. Malerisch wölbt sich der Himmel
in sattem Blau über das feuchte saftige Grün der
Wiese und von Weitem hört man die ersten Töne
des erwachenden Lebens ringsum. Aus der Ferne nähert
sich etwas: Quitschquatsch, Quitschquatsch macht es - kurze
Pause - Quitschquatsch - und ein theatralisches "Ohmeingott!"
ist zu hören. Nach einer kurzen Unterbrechung macht
das Quitschquatsch weiter. "Verdammt. Jetzt sind meine
Schuhe klitschnass!" Die Rache des Taus, wenn man ihn
beim Funkeln und Blinken stört. Schlaue Leute meiden
die frühen Morgenstunden bei Trimmflügen. Und
da ist auch Bastian Könen mit seinem Helfer Christoph
Meier, in der Hand das Eigenbau Modell mit Expresso Rumpf.
Der Trimmflug in der gähnenden morgendlichen Leere
des Flugplatzes kann beginnen. Der Motor läuft an -
klingt mehr nach Jammerantrieb, denn nach Rennantrieb -
Abwurf und "zutsch". Das Modell sitzt mit einem
satten Laut mitten in der Wiese. Der Tau spritzt aus lautem
Protest gegen diese rüde Behandlung meterhoch davon.
Der Wassereinbruch hält sich in Grenzen, etwas Wasserdampf
steigt seitlich am Rumpf empor und verflüchtigt sich
schnell. Was war das denn? Strömungsabriss nach dem
Start. Beim Einsammeln der Modellreste stellt sich heraus,
dass es da leider nichts mehr zu reparieren gibt. Bastian
kann leider nicht bei F5D-Limited starten - schade!
Deswegen waren nur zwei Neulinge am Start: Meier und Siegmann.
Wie würden sie sich wohl schlagen? Siegmann bekam von
Martin Schlief und Paul Schreiber zu seiner Überraschung
einen flugfertigen "Turn Left" verpasst. Natürlich
war sein Nurflügel mal wieder nicht so ganz flugfertig
geworden, was denn auch sonst, aber daran sollte diesmal
die Wettbewerbsteilnahme nicht scheitern! Der "Turn
Left" an sich war schon eingeflogen, nur Siegmann nicht
auf das Modell. Ein Start direkt vor dem Wettbewerb brachte
die Gewissheit, dass das Modell irgendwie schon geht. Etwas
wackelig sah das noch aus. Siegmann beklagte, der Schwerpunkt
wäre zu weit hinten, das Modell dadurch etwas instabil.
Schlief meinte dazu nur: "Wenn Du am Knüppel so
zitterst, dann geht der nicht geradeaus!" Dem Start
im Wettbewerb stand nichts entgegen, von einer leichten
Schwerpunktkorrektur abgesehen.
Derweil heulten noch einige F5D Modelle um den Kurs, Trimmflüge.
Alles ging gut, es waren keine weiteren Modellverluste zu
beklagen. Inzwischen war 9 Uhr vorbei, der Wettbewerb könnte
so langsam beginnen...
Mein Gott Walter!
So langsam wurde klar, dass da noch etwas fehlt, bevor der
Wettbewerb beginnen konnte. Was nur? Aha, es fehlt eine
Telefonnummer, alles kein Problem. Nur wer hat sie und wessen
Telefon-Nummer überhaupt? Walter Hildel. Hmm, da fehlt
also noch der Wettbewerbsleiter. Ob er uns wohl vergessen
hat? Nach einigen Telefonaten war klar, dass Walter Hildel
bereits in Kirchdorf war, aber noch an seinem Hotel. Minutenlang
versuchte er verzweifelt, seinen Audi A6 anzulassen, aber
außer dem gequälten Geräusch des Anlassers
ist dem Auto kein Geräusch zu entlocken, schon gar
kein beruhigendes Wummern des TDI. Also sattelt David Dzida
kurzerhand sein Auto, um Walter vom Hotel abzuholen. Was
fällt uns dazu ein? Vorsprung durch Technik. Hoffen
wir mal, dass die Technik in unseren Modellen weniger Vorsprung
hat.
Morgendlicher
Blick ins Pilotenlager. Der Windsack hängt noch
schlapp herunter, er hat seinen Betrieb noch nicht aufgenommen.
Die Flugakkus hängen längst an den Ladegeräten
und allenthalben sind eigenartige Töne und Melodien
zu hören, die aus den kleinen Piezzo-Quäken
der Geräte kommen, wenn die Flugakkus geladen sind.
Eine eigenartige Geräuschkulisse am Samstagmorgen. |
Let's get ready...
Walter wurde herzlich begrüßt und er erklärte
kurz das Malheur mit seinem Fortbewegungsmittel. Der Start
von Gruppe 1 wurde um 10:45 angesetzt, alle Mann an die
Akkus - laden! Das Teilnehmerfeld war mit 25 Piloten gut
besetzt, in folgender Gruppenaufteilung wurde gestartet:
Startgruppen |
Gruppe
1 (F5D-Limited) |
Gruppe
2 (F5D) |
Pilot |
Helfer |
Pilot |
Helfer |
Schreiber,
Paul |
Schlief,
Martin |
Belting,
Dirk |
Bartels,
Jens |
Rößler,
Georg |
Rößler,
Christian |
Dzida,
David |
Dzida,
René |
Biberger,
Rudi |
Schmidbauer,
M. |
Mayr,
Daniel |
Mayr,
Walter |
Gruppe 3 (F5D-Limited) |
Gruppe 4 (F5D) |
Pilot |
Helfer |
Pilot |
Helfer |
Hansen,
Peter |
Schreiber,
Paul |
Grunenberg,
Th. |
Brettner,
Klaus |
Siegmann,
Hartmut |
Schlief,
Martin |
Metzger,
Ralf |
Bartels,
Jens |
- |
- |
Weibel,
Stefan |
Rößler,
Christian |
Gruppe 5 (F5D) |
Gruppe 6 (F5D) |
Pilot |
Helfer |
Pilot |
Helfer |
Dzida,
René |
Dzida,
David |
Bartels,
Jens |
Belting,
Dirk |
Schmidbauer,
M. |
Göschl,
Markus |
Englmeier,
Andr. |
Wanner,
Markus |
- |
- |
Wälti,
Willi |
Grunenberg,
Th. |
Gruppe 7 (F5D-Limited) |
Gruppe 8 (F5D) |
Pilot |
Helfer |
Pilot |
Helfer |
Mayr,
Günther |
Mayr,
Walter |
Wanner,
Markus |
Dzida,
David |
Schlief,
Martin |
Schreiber,
Paul |
Rößler,
Christian |
Metzger,
Ralf |
Meier,
Christoph |
Könen,
Bastian |
Göschl,
Markus |
Schmidbauer,
M. |
Gruppe 9 (F5D) |
Gruppe 10 |
Pilot |
Helfer |
Pilot |
Helfer |
Brettner,
Klaus |
Belting,
Dirk |
- |
- |
Zimmermann,
M. |
Ohrem,
Reinhard |
- |
- |
Kremer,
Marcel |
Goertz,
Lothar |
- |
- |
|
Der Wettbewerb stand im Zeichen der Ansage der Nationalmannschaft:
Wir gehen auf Rekordjagd! Nachdem auf der Weltmeisterschaft
aus taktischen Gründen kein neuer Rekord geflogen werden
konnte - Wanners Rekordversuch scheiterte an 3 Cuts - sollte
er nun hier in Kirchdorf fallen. Alle 3 Pylone sind besetzt,
jeder Cut wird heute zählen. Faire Bedingungen, die
Rekordjagd aufzunehmen!
Aber zunächst wurden erst ein paar Runden abgespult,
um sich an das Gelände und die Wetterbedingungen zu
gewöhnen. Stichwort Wetter: Hatten wir im letzten Jahr
die Regenspiele von Kirchdorf, so war es diesmal umgekehrt:
Sommer, Sonne und stahlblauer Himmel! Einzig der böige
Wind störte etwas die ansonsten perfekten Bedingungen.
Gegen Mittag frischte der Wind noch etwas auf, so dass die
Rekordversuche in die Nachmittagsstunden fallen würden,
so viel war nun klar.
Vize-Weltmeister Dirk Belting nahm sich in Runde 3 die
endgültige Rekordrundenzeit vor. Ob das eine gute Idee
war? Am Pylon #3 endete dieser Versuch unvermittelt und
für ihn sicherlich überraschend in einer maximal
1cm hohen Bodenwelle, wie alle Beobachter einmütig
versicherten. Die Runden zuvor schienen eine Empfehlung
als Agrarflieger zu sein und zwar in folgender Spezialdisziplin:
Getreideaussaat mit der linken Flügelspitze. In dem
durch den Einschlag entstandenen Loch müsste man nun
eigentlich einen Baum pflanzen, mit einer Gedenktafel dran:
"Hier hauchte der Avionik D sein Leben aus, der Dirk
Belting 4 Jahre lang treue Dienste geleistet hat."
Es war fast zum Heulen! Für den nächsten Rekordversuch
schlugen die anderen Piloten vor, man sollte doch für
Dirk "6-feet-under" Belting einen Graben am Pylon
#3 ausheben, damit sein zweiter "Avionik D-99mod"
nicht dasselbe Schicksal erleidet. Es fehlten keine 10 Zentimeter
Flughöhe, aber es sind immer nur wenige Zentimeter.
Dirk meinte dazu nur: "Linker Flügel und Rumpf
reicht. Mehr Boden auszuheben wäre zu viel - bei eurer
Kondition." Leistungssportler unter sich.
Was
sagt man dazu? Das sind die traurigen Überreste
eines Rekordversuchs. Im nächsten Jahr gibt es
ohnehin komplett neue Modelle (neues
Reglement), daher hält sich der Verlust in
Grenzen. Jens Bartels meinte dazu nur trocken: "Den
Motor kriegen wir wieder hin." Wenn man die nicht
mehr vorhandene Rumpfspitze bedenkt, kann man darüber
einfach nur noch erstaunt sein. |
Derweil klagte Christoph Meier ständig über Störungen,
sein Empfänger verriet ihm per LED, dass das alles
nicht so weitergeht. Bürstenmotore brauchen manchmal
doch funktionsfähige Entstörkondensatoren. Irgendwer
hatte zufällig ein paar Kondensatoren dabei und Brettners
Lötkolben leistete mal wieder gute Dienste. Nach der
Entstörung war der Empfänger immer noch der Meinung,
dass das alles keine gute Idee ist. Quarz kaputt? Ob ein
weltmeisterlicher Quarz hilft? Ein 76er Quarz von Jens Bartels
brachte keine neuen Erkenntnisse, irgendwas war da immer
noch faul. Also Empfänger raus. Ein mc-12 von Siegmann
mit dem Quarz von Bartels war am Ende die Lösung. Meier
hatte bei seinem ersten störungsfreien Flug in Runde
3 vom halben Teilnehmerfeld Reserveteile verbaut, verlötet
oder sonst wie verwendet. Und genau das ist es, was diese
Wettbewerbe ausmacht: Hat jemand technische Probleme, wird
derjenige nicht im Regen stehen gelassen. Man hilft sich,
wo man nur kann, so weit das eben möglich ist. Und
mit den Jungs & Mädels hier ist fast alles möglich!
Der Wettbewerb lief ansonsten einfach richtig gut, es gab
keinerlei Probleme oder Schwierigkeiten. Einzig Walter raunzte
gelegentlich den einen oder anderen Piloten an, wenn die
Vorbereitungszeit mal etwas zu frei interpretiert wurde
und verbat sich solche Scherze für die nächste
Runde. Jeder hielt sich daran und Runde für Runde wurde
ohne große Unterbrechungen abgespult. Einfach locker,
lässig, es wirkte alles spielend leicht. Dahinter steckt
natürlich jahrelange Erfahrung auf Seiten der Wettbewerbsleitung
ebenso wie ein überaus erfahrener und exzellent vorbereiteter
Verein. Es fehlte an nichts und selbst die 220V Stromversorgung
wurde nicht nur einmal von den Teilnehmern für Lötreparaturen
verwendet. Klaus Brettner witzelte schon, jemand sollte
mal zur Abwechslung Protest einlegen, ihm wäre langweilig.
Er würde allerdings auf einen Gegenprotest verzichten
und das gesparte Geld für andere Dinge ausgeben, die
er aber für sich behielt. Wir vermuten, dass es sich
um etwas handelt, was in Kisten ausgeliefert wird. Aber
leider legte niemand Protest ein und so blieb Klaus auf
dem Trockenen sitzen.
Nach der überzeugenden Vorstellung von Belting versuchte
sich Marcel Kremer ebenfalls als Agrarflieger. Die Furchen,
die er in das Flugfeld zog, führten zu einem Stirnrunzeln
bei Walter Hildel. Er möge doch bitte entweder noch
tiefer fliegen, damit sich das Problem ein für allemal
erledigt hätte oder eben höher. Marcel entschied
sich für eine etwas größere Flughöhe
und tat gut daran. Dennoch war das, was er hier fliegerisch
zeigte, mehr als überzeugend und da es nach Münster
ohnehin erst sein zweiter F5D Wettbewerb war, war es umso
erstaunlicher und beeindruckender. Die arrivierten Piloten
fürchten um ihre Stammplätze, dieser Nachwuchspilot
erinnert in seiner Furchtlosigkeit ein wenig an den jungen
Robert Wimmer. Auf jeden Fall ist da ein junger Pilot auf
dem besten Wege, sich in den nächsten Jahren zu einem
Top-Piloten zu entwickeln. Weiter so!
Blick aus dem
kleinen Wäldchen hinein in den Zuschauerbereich,
der ständig gut besucht war. Hinter dem Holzzaun
beginnt das Pilotenlager mit den weißen Pavillions
und dahinter befindet sich der mehrere Meter hohe Sicherheitszaun.
Alles ist hier vorbildlich eingerichtet und ebenso vorbildlich
gepflegt. Es ist immer wieder sehr schön, in Kirchdorf
zu Gast zu sein! |
Nacht über
Kirchdorf. Der Mond scheint längst über dem
kleinen Wäldchen, während die letzten Piloten
noch beieinander sitzen. Die Jungs von F5D-Limited haben
am längsten durchgehalten, aber irgendwann war
auch hier Schluss. Nachtruhe! |
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