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Deutsche Meisterschaft F5D 2004

Die Sommerspiele von Kirchdorf
 
28.-29. August 2004 Kirchdorf a.d. Iller


Trimmflüge am Morgen

Der morgendliche Tau funkelt und blinkt im Schein der aufgehenden Sonne. Malerisch wölbt sich der Himmel in sattem Blau über das feuchte saftige Grün der Wiese und von Weitem hört man die ersten Töne des erwachenden Lebens ringsum. Aus der Ferne nähert sich etwas: Quitschquatsch, Quitschquatsch macht es - kurze Pause - Quitschquatsch - und ein theatralisches "Ohmeingott!" ist zu hören. Nach einer kurzen Unterbrechung macht das Quitschquatsch weiter. "Verdammt. Jetzt sind meine Schuhe klitschnass!" Die Rache des Taus, wenn man ihn beim Funkeln und Blinken stört. Schlaue Leute meiden die frühen Morgenstunden bei Trimmflügen. Und da ist auch Bastian Könen mit seinem Helfer Christoph Meier, in der Hand das Eigenbau Modell mit Expresso Rumpf.

Der Trimmflug in der gähnenden morgendlichen Leere des Flugplatzes kann beginnen. Der Motor läuft an - klingt mehr nach Jammerantrieb, denn nach Rennantrieb - Abwurf und "zutsch". Das Modell sitzt mit einem satten Laut mitten in der Wiese. Der Tau spritzt aus lautem Protest gegen diese rüde Behandlung meterhoch davon. Der Wassereinbruch hält sich in Grenzen, etwas Wasserdampf steigt seitlich am Rumpf empor und verflüchtigt sich schnell. Was war das denn? Strömungsabriss nach dem Start. Beim Einsammeln der Modellreste stellt sich heraus, dass es da leider nichts mehr zu reparieren gibt. Bastian kann leider nicht bei F5D-Limited starten - schade!

Deswegen waren nur zwei Neulinge am Start: Meier und Siegmann. Wie würden sie sich wohl schlagen? Siegmann bekam von Martin Schlief und Paul Schreiber zu seiner Überraschung einen flugfertigen "Turn Left" verpasst. Natürlich war sein Nurflügel mal wieder nicht so ganz flugfertig geworden, was denn auch sonst, aber daran sollte diesmal die Wettbewerbsteilnahme nicht scheitern! Der "Turn Left" an sich war schon eingeflogen, nur Siegmann nicht auf das Modell. Ein Start direkt vor dem Wettbewerb brachte die Gewissheit, dass das Modell irgendwie schon geht. Etwas wackelig sah das noch aus. Siegmann beklagte, der Schwerpunkt wäre zu weit hinten, das Modell dadurch etwas instabil. Schlief meinte dazu nur: "Wenn Du am Knüppel so zitterst, dann geht der nicht geradeaus!" Dem Start im Wettbewerb stand nichts entgegen, von einer leichten Schwerpunktkorrektur abgesehen.

Derweil heulten noch einige F5D Modelle um den Kurs, Trimmflüge. Alles ging gut, es waren keine weiteren Modellverluste zu beklagen. Inzwischen war 9 Uhr vorbei, der Wettbewerb könnte so langsam beginnen...

Mein Gott Walter!
So langsam wurde klar, dass da noch etwas fehlt, bevor der Wettbewerb beginnen konnte. Was nur? Aha, es fehlt eine Telefonnummer, alles kein Problem. Nur wer hat sie und wessen Telefon-Nummer überhaupt? Walter Hildel. Hmm, da fehlt also noch der Wettbewerbsleiter. Ob er uns wohl vergessen hat? Nach einigen Telefonaten war klar, dass Walter Hildel bereits in Kirchdorf war, aber noch an seinem Hotel. Minutenlang versuchte er verzweifelt, seinen Audi A6 anzulassen, aber außer dem gequälten Geräusch des Anlassers ist dem Auto kein Geräusch zu entlocken, schon gar kein beruhigendes Wummern des TDI. Also sattelt David Dzida kurzerhand sein Auto, um Walter vom Hotel abzuholen. Was fällt uns dazu ein? Vorsprung durch Technik. Hoffen wir mal, dass die Technik in unseren Modellen weniger Vorsprung hat.


Morgendlicher Blick ins Pilotenlager. Der Windsack hängt noch schlapp herunter, er hat seinen Betrieb noch nicht aufgenommen. Die Flugakkus hängen längst an den Ladegeräten und allenthalben sind eigenartige Töne und Melodien zu hören, die aus den kleinen Piezzo-Quäken der Geräte kommen, wenn die Flugakkus geladen sind. Eine eigenartige Geräuschkulisse am Samstagmorgen.

Let's get ready...

Walter wurde herzlich begrüßt und er erklärte kurz das Malheur mit seinem Fortbewegungsmittel. Der Start von Gruppe 1 wurde um 10:45 angesetzt, alle Mann an die Akkus - laden! Das Teilnehmerfeld war mit 25 Piloten gut besetzt, in folgender Gruppenaufteilung wurde gestartet:

Startgruppen
Gruppe 1 (F5D-Limited)
Gruppe 2 (F5D)
Pilot
Helfer
Pilot
Helfer
Schreiber, Paul
Schlief, Martin
Belting, Dirk
Bartels, Jens
Rößler, Georg
Rößler, Christian
Dzida, David
Dzida, René
Biberger, Rudi
Schmidbauer, M.
Mayr, Daniel
Mayr, Walter
Gruppe 3 (F5D-Limited)
Gruppe 4 (F5D)
Pilot
Helfer
Pilot
Helfer
Hansen, Peter
Schreiber, Paul
Grunenberg, Th.
Brettner, Klaus
Siegmann, Hartmut
Schlief, Martin
Metzger, Ralf
Bartels, Jens
-
-
Weibel, Stefan
Rößler, Christian
Gruppe 5 (F5D)
Gruppe 6 (F5D)
Pilot
Helfer
Pilot
Helfer
Dzida, René
Dzida, David
Bartels, Jens
Belting, Dirk
Schmidbauer, M.
Göschl, Markus
Englmeier, Andr.
Wanner, Markus
-
-
Wälti, Willi
Grunenberg, Th.
Gruppe 7 (F5D-Limited)
Gruppe 8 (F5D)
Pilot
Helfer
Pilot
Helfer
Mayr, Günther
Mayr, Walter
Wanner, Markus
Dzida, David
Schlief, Martin
Schreiber, Paul
Rößler, Christian
Metzger, Ralf
Meier, Christoph
Könen, Bastian
Göschl, Markus
Schmidbauer, M.
Gruppe 9 (F5D)
Gruppe 10
Pilot
Helfer
Pilot
Helfer
Brettner, Klaus
Belting, Dirk
- -
Zimmermann, M.
Ohrem, Reinhard
- -
Kremer, Marcel
Goertz, Lothar
- -

Der Wettbewerb stand im Zeichen der Ansage der Nationalmannschaft: Wir gehen auf Rekordjagd! Nachdem auf der Weltmeisterschaft aus taktischen Gründen kein neuer Rekord geflogen werden konnte - Wanners Rekordversuch scheiterte an 3 Cuts - sollte er nun hier in Kirchdorf fallen. Alle 3 Pylone sind besetzt, jeder Cut wird heute zählen. Faire Bedingungen, die Rekordjagd aufzunehmen!

Aber zunächst wurden erst ein paar Runden abgespult, um sich an das Gelände und die Wetterbedingungen zu gewöhnen. Stichwort Wetter: Hatten wir im letzten Jahr die Regenspiele von Kirchdorf, so war es diesmal umgekehrt: Sommer, Sonne und stahlblauer Himmel! Einzig der böige Wind störte etwas die ansonsten perfekten Bedingungen. Gegen Mittag frischte der Wind noch etwas auf, so dass die Rekordversuche in die Nachmittagsstunden fallen würden, so viel war nun klar.

Vize-Weltmeister Dirk Belting nahm sich in Runde 3 die endgültige Rekordrundenzeit vor. Ob das eine gute Idee war? Am Pylon #3 endete dieser Versuch unvermittelt und für ihn sicherlich überraschend in einer maximal 1cm hohen Bodenwelle, wie alle Beobachter einmütig versicherten. Die Runden zuvor schienen eine Empfehlung als Agrarflieger zu sein und zwar in folgender Spezialdisziplin: Getreideaussaat mit der linken Flügelspitze. In dem durch den Einschlag entstandenen Loch müsste man nun eigentlich einen Baum pflanzen, mit einer Gedenktafel dran: "Hier hauchte der Avionik D sein Leben aus, der Dirk Belting 4 Jahre lang treue Dienste geleistet hat." Es war fast zum Heulen! Für den nächsten Rekordversuch schlugen die anderen Piloten vor, man sollte doch für Dirk "6-feet-under" Belting einen Graben am Pylon #3 ausheben, damit sein zweiter "Avionik D-99mod" nicht dasselbe Schicksal erleidet. Es fehlten keine 10 Zentimeter Flughöhe, aber es sind immer nur wenige Zentimeter. Dirk meinte dazu nur: "Linker Flügel und Rumpf reicht. Mehr Boden auszuheben wäre zu viel - bei eurer Kondition." Leistungssportler unter sich.


Was sagt man dazu? Das sind die traurigen Überreste eines Rekordversuchs. Im nächsten Jahr gibt es ohnehin komplett neue Modelle (neues Reglement), daher hält sich der Verlust in Grenzen. Jens Bartels meinte dazu nur trocken: "Den Motor kriegen wir wieder hin." Wenn man die nicht mehr vorhandene Rumpfspitze bedenkt, kann man darüber einfach nur noch erstaunt sein.

Derweil klagte Christoph Meier ständig über Störungen, sein Empfänger verriet ihm per LED, dass das alles nicht so weitergeht. Bürstenmotore brauchen manchmal doch funktionsfähige Entstörkondensatoren. Irgendwer hatte zufällig ein paar Kondensatoren dabei und Brettners Lötkolben leistete mal wieder gute Dienste. Nach der Entstörung war der Empfänger immer noch der Meinung, dass das alles keine gute Idee ist. Quarz kaputt? Ob ein weltmeisterlicher Quarz hilft? Ein 76er Quarz von Jens Bartels brachte keine neuen Erkenntnisse, irgendwas war da immer noch faul. Also Empfänger raus. Ein mc-12 von Siegmann mit dem Quarz von Bartels war am Ende die Lösung. Meier hatte bei seinem ersten störungsfreien Flug in Runde 3 vom halben Teilnehmerfeld Reserveteile verbaut, verlötet oder sonst wie verwendet. Und genau das ist es, was diese Wettbewerbe ausmacht: Hat jemand technische Probleme, wird derjenige nicht im Regen stehen gelassen. Man hilft sich, wo man nur kann, so weit das eben möglich ist. Und mit den Jungs & Mädels hier ist fast alles möglich!

Der Wettbewerb lief ansonsten einfach richtig gut, es gab keinerlei Probleme oder Schwierigkeiten. Einzig Walter raunzte gelegentlich den einen oder anderen Piloten an, wenn die Vorbereitungszeit mal etwas zu frei interpretiert wurde und verbat sich solche Scherze für die nächste Runde. Jeder hielt sich daran und Runde für Runde wurde ohne große Unterbrechungen abgespult. Einfach locker, lässig, es wirkte alles spielend leicht. Dahinter steckt natürlich jahrelange Erfahrung auf Seiten der Wettbewerbsleitung ebenso wie ein überaus erfahrener und exzellent vorbereiteter Verein. Es fehlte an nichts und selbst die 220V Stromversorgung wurde nicht nur einmal von den Teilnehmern für Lötreparaturen verwendet. Klaus Brettner witzelte schon, jemand sollte mal zur Abwechslung Protest einlegen, ihm wäre langweilig. Er würde allerdings auf einen Gegenprotest verzichten und das gesparte Geld für andere Dinge ausgeben, die er aber für sich behielt. Wir vermuten, dass es sich um etwas handelt, was in Kisten ausgeliefert wird. Aber leider legte niemand Protest ein und so blieb Klaus auf dem Trockenen sitzen.

Nach der überzeugenden Vorstellung von Belting versuchte sich Marcel Kremer ebenfalls als Agrarflieger. Die Furchen, die er in das Flugfeld zog, führten zu einem Stirnrunzeln bei Walter Hildel. Er möge doch bitte entweder noch tiefer fliegen, damit sich das Problem ein für allemal erledigt hätte oder eben höher. Marcel entschied sich für eine etwas größere Flughöhe und tat gut daran. Dennoch war das, was er hier fliegerisch zeigte, mehr als überzeugend und da es nach Münster ohnehin erst sein zweiter F5D Wettbewerb war, war es umso erstaunlicher und beeindruckender. Die arrivierten Piloten fürchten um ihre Stammplätze, dieser Nachwuchspilot erinnert in seiner Furchtlosigkeit ein wenig an den jungen Robert Wimmer. Auf jeden Fall ist da ein junger Pilot auf dem besten Wege, sich in den nächsten Jahren zu einem Top-Piloten zu entwickeln. Weiter so!


Blick aus dem kleinen Wäldchen hinein in den Zuschauerbereich, der ständig gut besucht war. Hinter dem Holzzaun beginnt das Pilotenlager mit den weißen Pavillions und dahinter befindet sich der mehrere Meter hohe Sicherheitszaun. Alles ist hier vorbildlich eingerichtet und ebenso vorbildlich gepflegt. Es ist immer wieder sehr schön, in Kirchdorf zu Gast zu sein!


Nacht über Kirchdorf. Der Mond scheint längst über dem kleinen Wäldchen, während die letzten Piloten noch beieinander sitzen. Die Jungs von F5D-Limited haben am längsten durchgehalten, aber irgendwann war auch hier Schluss. Nachtruhe!

 
28.-29. August 2004 Kirchdorf a.d. Iller
 
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