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Tagebuch der 6. FAI Elektroflug Weltmeisterschaft York/UK

Das Vorspiel: Der offene Wettbewerb
F5B & F5D Open Contest
Samstag, 7. August 2004

Alles zu früh...
Der Morgen begann mit Frühstück um halb sieben unten im Essensraum unseres Hauses. Abfahrt war um 07:00 wegen der Senderabgabe angesetzt und das klappte auch vorzüglich. Beide Sprinter setzten sich Richtung "York Racecourse" in Bewegung. Der Pylonwettbewerb startete zwar erst gegen Mittag, aber am ersten Wettbewerbstag ist einfach vieles noch im Unklaren und jeder bereitet sich umso ausführlicher vor, damit ja nichts schiefgeht. Alle sehen noch etwas müde aus. Ob es die Feudelplan-Diskussion vom Vorabend war? Wohl kaum. Hoffentlich überträgt sich die Müdigkeit der Piloten nicht auch auf die Akkupacks! Wenn die GP2200 nachher genauso müde sein sollten, sieht es zappenduster aus für unsere Piloten.

Unsere Familienkutsche vorne vertraute der örtlichen Beschilderung, während wir ein ungutes Gefühl hatten und es lieber mit der Karte gehalten hätten - die lag aber vorne. Irgendwie war uns noch dieser Hinweis aus der Anfahrtsbeschreibung "do not follow Race Course" im Gedächtnis hängen geblieben. Die wissen hoffentlich, was sie tun. Also hinterher gefahren - und im Stau gestanden. Wir haben uns geschworen, die Karte im nächsten unbeobachten Moment wieder in unseren Sprinter zu schaffen. Was wohl der Stau hier soll? Bestimmt ist hier richtig was los! Zuschauer ohne Ende. Wir hätten gar nicht gedacht, dass die WM hier solche Zuschauermassen anziehen würde! Der F5B Wettbewerb begann planungsgemäß und ohne uns, aber wir sind ja "D" wie Dora und daher blieb das ein Schönheitsfehler, der niemanden weiter interessierte.


Ein erstes Foto früh am morgen durchs Pilotenlager. Noch nicht viel los, aber der F5B Wettbewerb hat bereits begonnen und die leeren Plätze sind die der Pylonpiloten. Der Himmel ist noch mit Dunst und Wolken überzogen, später sollte das Wetter aufklaren und ein schöner sonniger Tag werden.

We Will Win The Race - Aber wollen wir das überhaupt?
Die WM-Piloten sind sich einig, es gibt ein ungeschriebenes Gesetz: Wer den Vorwettbewerb gewinnt, verliert die WM! Also muss mindestens in Runde 1 ein Streicher her, denn sonst kommt man irgendwie noch auf dumme Gedanken, entwickelt Ehrgeiz an der falschen Stelle und gewinnt versehentlich den Vorwettbewerb. Das darf nicht passieren, also dürfen nur Zutaten in die Modelle hinein, die so in dieser Kombination noch nie erprobt wurden. Wenn der Pilot schon nicht versagt, muss wenigstens die Technik eine Chance auf einen 300er eröffnen.

Einzig David Dzida, der WM-Helfer von Markus Wanner und Klaus Brettner, unser Team-Manager durften daher auf Angriff fliegen, der Rest würde sich entweder mit 5 Cuts um den Kurs schwindeln oder irgendwelche technischen Ausfälle simulieren, wenn nicht sogar welche provozieren. Ansonsten greift Plan B: Ausfälle in Runde 2 oder 3 müssen dann ersatzweise her, die Prophezeiung schlägt sonst zu und die Weltmeisterschaft ist verloren, noch bevor sie begonnen hat...

 

<editiorial="piloten" align="_aberglaube?">

Jetzt mal ganz unter uns gesagt: Die spinnen doch die Piloten - oder? Der letzte Absatz ist kein Hirngespinst meinerseits, sondern ein Extrakt diverser Diskussionen an diesem Morgen. Ich glaube ja fast, das ist sowas wie Feindflugfieber bei unseren Jungs. Wird sind ja in Engeland, dazu noch auf historischem Boden. Sich erstmal unterirdisch reden und dann dem Rest der Welt zeigen, was eine Harke ist! Am Pylon von hinten durch die Konkurrenz durchfliegen, weil oben herum überholen zu weit wäre.


Diese Modelle sind vor der WM-Prophezeiung gefeit, denn es sind David Dzidas Modelle. Er darf voll auf Angriff fliegen, der Rest bemüht sich mit allen Tricks um Streichresultate. Nur ja nicht den Vorwettbewerb gewinnen!

Anders herum habe ich den Verdacht, sie wollen wirklich ernst machen: sie setzen reihenweise Technik ein, die sie so in dieser Zusammenstellung vorher noch nie geflogen haben. So etwas macht kein erfahrener Wettbewerbspilot, wenn er gewinnen will, im Leben nicht. Außer er zieht so eine "Sekt oder Selters" Nummer durch: Im letzten Flug alles geben oder mit wehenden Fahnen untergehen. Aber hier, im Vorwettbewerb? Niemals, nicht in Runde 1. Die wollen wirklich nicht gewinnen, man fasst es kaum. Ob das die US-Boys wissen?

Beim Pylon kann der Pilot nicht am Pylon kratzen, wie Seeleute früher am Mast, damit Wind aufkommt. Wie will man aber dann sicher sein, dass die Akkus richtig gut sind? Man muss einfach mit der Kraft eines vierblättrigen Kleeblatts laden! Dirks Akkus gingen richtig gut. Ob das wohl gut geht - mit dem Nicht-Sieg beim Vorwettbewerb? Man soll ja nichts beschreien...

</editiorial>


Wer hätte je gedacht, dass diese Weltmeisterschaft solche Zuschauermassen anziehen könnte? Wie sich das wohl herum gesprochen haben mag?

 

F5D Open Competition


Die "F5D Open" beginnen! Startvorbereitung Gruppe 1, von links: Stefan Fraundorfer, Peter Meisinger (AUT), Dirk Belting, Jens Bartels (GER), Gary Freeman und Travis Flynn (USA).

Preliminary Results Round 1
Hier nun die vorläufigen Ergebnisse der ersten Runde des offenen F5D Wettbewerbs auf dieser Weltmeisterschaft. Das sieht auf den ersten Blick leicht kryptisch aus, aber wir flöhen das schnell mal auseinander: In der linken Spalte ist Runde und Lauf eines jeden Piloten im Format 00:00 angegeben. Hier kann man sehen, dass dieses die Ergebnisse der 1. Runde sind (01). Für Dirk Belting heißt 01:05 also Runde (Durchgang) 1, Lauf 5 und da kein Stern dran ist, hatte er keinen Cut. Eine Runde mit einem * dran heißt mindestens 1 Cut (10% Zeitaufschlag) oder mehr Cuts, allerdings steht in letztgenanntem Fall dann unter "Time" eine 300s Wertung: disqualifiziert wegen zu vieler Cuts! Der Pilot muss nach zwei Cuts das Rennen vorzeitig beenden und den Kurs verlassen. Die Folge ist in jedem Fall eine 300er Maximalwertung, auch wenn er das Rennen regelwidrig beenden sollte. Wenn ein Pilot am Start nicht erscheint (DNS) oder das Rennen wegen technischer Probleme nicht beenden kann (DNF) gibt es die 300er Wertung. Dieses wird in der Ergebnisliste allerdings nicht unterschieden, hier ist dann nur eine "300" zu lesen.

Manchmal machen die offiziellen Wettbewerbshelfer auch Fehler, sie verlieren ihr zugewiesens Modell aus den Augen oder ein Zeitnehmer verdrückt sich an der Uhr. Dann gibt es einen Reflight, also einen neuen Wertungsflug für den Teilnehmer. Weil der betreffende Pilot für einen Reflight seine Akkus laden muss, findet so ein Reflight meist 45 Minuten später statt. Natürlich passt es nicht immer in den Ablauf des Wettbewerbs hinein, so dass manche Reflights auch erst 2 Runden später stattfinden. Ein noch ausstehender Reflight ist mit einem kleinen "r" gekennzeichnet, ein erfolgreich beendeter mit einem großen "R". Alles klar? Dann hier die erste offizielle Liste des Offenen F5D Wettbewerbs zur Weltmeisterschaft:

SCORE (F5D/F3D/C20/Q500) v 1.4 Copyright (C) 1997-2004 A.J.W. Koot Class : F5D Type : Selection
Event : OPENWC04 Date : 07Aug2004 17:35
PRELIMINARY RESULTS 1st ROUND

Place
Rd:Heat
No.
Pilot
Time [s]
1
01:05
84
BELTING
70,86
2
01:01
87
TRAVIS
72,22
3
01:10
71
FRAUNDORFER
73,60
4
01:08
TM
FREEMAN
76,07
5
01:01
70
MEISINGER
76,46
6
*01:05
88
KANE
80,11
7
01:06
74
ANDRASSAY
80,85
8
*01:11
89
PETERSON
81,74
9
01:09
82
LECLERC
82,23
10
01:04
72
MAYR D.
82,61
11
01:06
81
BROUQ. GUILL.
85,63
12
01:04
73
MAES
86,57
13
01:04
98
FEE
86,57
14
01:03
TM
BROUQIERES GUY
87,82
15
*01:02
97
ASHLEY-ROCHE
98,96
16
*01:07
90
MAYR G.
107,84
17
*01:11
TM
GODON
111,04
18
01:05
96
VANDERVELDEN
122,21
19
01:01
83
BARTELS
300
20
01:02
76
THANNHAUSER
300
21
01:03
93
DZIDA
300
22
01:03
79
MANNERBERG
300
23
01:06
77
PIETINEN
300
24
*01:07
85
WANNER
300
25
01:08
95
STEWART
300
26
01:08
75
SAWERS
300
27
01:09
78
SAIKKONEN
300
28
*01:09
86
WESTWAL
300
29
01:10
100
JENNINGS
300r
30
01:10
92
BRETTNER
300r
31
01:11
94
CURRAN
300

- = skipped * = cuts r = request refl. R = refl. done


Doppelt hält besser! Das ordnungsgemäß festgetapte Querruder von Jens Nyamuk. So flattert da nichts!

Die Akkus schlagen zurück!
Wenn man diese Liste überfliegt, fallen die ungewöhnlich vielen 300er Wertungen vom Deutschen Team sofort ins Auge. Jens musste seinen Flug wegen flatternder Querruder bei der 3. Umrundung des Kurses abbrechen. Sein "Nyamuk" flog mit den 9x GP2200 einfach verdammt schnell - zu schnell für die Querruder! Das richtige Festkleben der äußeren Ruderenden des Querruders am Flügel wäre die Lösung gewesen, er hatte nur oben einen Tapestreifen draufgeklebt. Also merken: Der Tapestreifen muss richtig um die Endleiste herumgeklebt werden. Aber das hilft Jens nun nicht mehr: 300 Punkte! Er wollte eigentlich auf das Abtapen verzichten, weil er beim "Nyamuk" mit Snap-Flap fliegt, also mit zum Höhenruder beigemixter Wölbklappe. Beide Querruder schlagen hierbei nach unten aus und bei außen festgeklebten Querrudern geht natürlich ein Großteil der Snap-Flap Funktion verloren, ganz abgesehen von der etwas deformierten Auftriebsverteilung. Aber zu hoch gepokert, ihm wird gar keine Wahl bleiben. Mit flatternden Querrudern kann man nicht fliegen und schon gar kein Rennen gewinnen. Ob David Dzida in Heat 3 die Scharte auswetzen kann?

David flog sehr schnell, sein "Avionik D-99mod" raste wie wild die ersten beiden Runden um den Kurs, dass es eine wahre Freude war. Hier ging es um den Sieg im Vorwettbewerb! Auf dem Weg zum Spitzpylon dann verkotzte sich irgendwas - jedenfalls klang es so - und die Luftschraube drehte nurmehr langsam im Luftstrom. Kurz darauf lief er wieder, nur um Sekunden später wieder auszusetzen. Verdammt, Motoraussetzer! Was wohl los ist? Aha, ein Versuch noch, aber dann ist Schluss. Temperaturprobleme! Was lernen wir daraus? Man sollte seine besten und stärksten Akkupacks mindestens einmal geflogen haben, bevor man sie im Wettbewerb fliegt. Ein starker Akkupack führt natürlich auch zu stärkeren Verlusten am Regler und in der Folge können Motorabschalter wegen akuter Überhitzung auftreten! David wurde also genau wie Jens ein Opfer bärenstarker GP2200. So viel steht nun fest: Die Akkus schlagen zurück!

Klaus machte in dieser ersten Runde leider einschlägige Erfahrungen. Es ist glücklicherweise nichts Schlimmes passiert, aber allenthalben geisterte die ungläubige Frage herum: "A German Model?!" Es konnte niemand glauben, dass auch Deutsche Modelle einschlagen können. Vermutlich irgendein Kanalproblem, denn PCM kennt keine zitternden Servos. Wegen dieser und anderer Sicherheitsprobleme wurde am ersten Tag nur diese erste Runde geflogen, der Wettbewerb wurde vorzeitig beendet.

Erstaunliche Angewohnheiten...
Die Briten haben eine etwas eigene Auffassung, was "ihr" Knavesmire Airfield angeht: Normalerweise gehört die Wiese ihnen ganz allein und zwar Wochenende für Wochenende. Das Wetter war sehr schön, also sahen es einige RC-Hubschrauberpiloten als ihre heilige Pflicht an, die Luft am "Knavesmire Airfield" mit Zweitaktergestank zu verpesten, wie an jedem anderen Wochenende auch. Sie ließen sich durch die parallel laufenden Vorwettbewerbe auch nicht weiter stören, es war ja nach ihrer Auffassung weit genug weg. Offensichtlich hatte ihnen niemand gesagt, um was es hier geht. Bei Modellen mit dieser Antriebsleistung ist "weit genug" ein relativ dehnbarer Begriff, der im Zweifelsfall zu wenigen Sekunden oder auch Sekundenbruchteilen zusammenschrumpfen kann. Ihre Gewohnheiten schienen ihnen aber heilig zu sein und erst nach heftiger Intervention des "Security Officers" packten die Piloten ein. Wenig später flog erneut ein RC-Heli, wieder Wettbewerbsunterbrechung: "Please land immedetly!" Man gewöhnte sich irgendwie daran, aber der Spaß blieb dabei etwas auf der Strecke. Aufgrund der Rechtslage, dass zwar das Infield des "York Racecourse" von der Stadt für die Zeit der WM gemietet worden war, nicht aber die außen anschließenden Grünflächen, konnte man natürlich dort kein Hausrecht ausüben. Eine etwas unschöne Situation, die aber am nächsten Morgen geklärt sein sollte, versprachen die Veranstalter.

Prima, dann können wir ja am Sonntag richtig loslegen! Auf dem ansonsten sehr weitläufigen Gelände machte das Fliegen nämlich richtig Spaß! Ein solch gut gepflegtes Rasengelände - von einer Wiese kann keine Rede sein - kann kaum ein Golfplatz für sich beanspruchen, von einem Modellflugplatz reden wir erst gar nicht! Also wenn das Sonntagmorgen alles so klappt, wie vorgesehen, wird das ein richtig guter Wettbewerb! Der Samstag war aber noch nicht zu Ende, es war noch Zeit für das Processing.

Processing - Was ist das?

Um was geht es beim "Processing"? Die Pylon-Fluggeräte müssen den Regeln der FAI der Klasse F5D entsprechen, die unter anderem derzeit lauten:

  • maximal 75,0g/dm² Gesamtflächenbelastung (Flügelfläche+Hlw.)
  • Kein Mindestgewicht
  • 425g maximales Akkugewicht
  • ... mehr siehe F5D Reglement!

Ein Blick in die Runde der Wartenden. Das Processing eines einzelnen Modells dauert derzeit knapp 30 Minuten. Bei 3 Modellen je Teilnehmer kann sich jeder die Wartezeiten ausrechnen!

Technik am Limit
F5D Pylonflugzeuge sind leicht gebaut, weil sie ständig sehr hohen Beschleunigungen ausgesetzt sind, bis zum 40-fachen der Erdbeschleunigung (40G). Und da die Masse bei Beschleunigung etwas hinderlich sein soll (hat man so gehört), sind die Flieger auf Leichtbau optimiert, als hätte ein Schotte die Hand am Epoxy-Topf beim Laminieren geführt. Der Modellwiderstand ist ein zweites Thema, der ein Modell so klein wie möglich werden lässt, bei uns etwa 1m Spannweite. Beides zusammen führt jedoch dazu, dass die Jungs ihre Modelle so klein und leicht wie irgend möglich planen, aber manchmal einfach einen schlechten Tag beim Laminieren haben, zu schwere Modelle bauen oder einfach schwerere Flugakkus haben als geplant usw. Und damit sich niemand einen unlauteren Vorteil verschaffen kann (Fbel. > 75g/dm²), wird vor einer WM das sogenannte „Processing“ durchgeführt: Die Modelle werden hierbei auf 1/10 Gramm genau gewogen, die Gesamtfläche sehr genau bestimmt. Und am Ende bekommt jedes Modell einen Aufkleber draufgeklebt, auf dem das maximal zulässige Startgewicht vermerkt ist. Übeschreitet dann ein Teilnehmer während der WM bei einer stichprobenhaften Überprüfung dieses Gewicht, so wird das Ergebnis des Fluges aus dieser Runde annulliert und mit der Maximalpunktzahl „300“ bewertet. Zur Erinnerung: Beim Pylon gewinnt derjenige mit der niedrigsten Punktzahl! Bei 70er Rundenzeiten tut eine 300 wirklich weh, so dass diese Strafe überaus wirksam ist. Jeder Teilnehmer wird später während der WM mindestens einmal, meist mehrfach kontrolliert, der Haken ist dabei, dass niemand weiß wann und wo! So wird die Einhaltung des Reglements sichergestellt.

Wenn es aber regnet, wie es hier ab Montag ausschaut (Wetterbericht York) und die Modelle haben mehrere Stunden Zeit, die Feuchtigkeit in sich aufzusaugen, dann steigt auch das Gesamtgewicht etwas an. Für diejenigen, die bis auf wenige Gramm gepokert haben, kann es unter Umständen den einen oder anderen Streicher geben wegen Überschreitung des maximalen Fluggewichts! Das Processing ist deswegen sehr wichtig, wer hier zu hoch pokert, kann später der Verlierer sein. Nun aber zu den Fotos vom Processing:


Der "Avionik D-99mod" von Jens Bartels auf der Waage. Sergey Sobakin, der Designer/Entwickler/Produzent dieses Modells in Personalunion, ist auch bei der WM dabei.


Mike Proctor, der Event-Manager, legt selbst Hand an. Er hat eine gute Portion Humor und witzelte ständig herum. „What do you want with this baby-model? Oh, there is another one. Have you twins? Gratulations!“ Und so weiter, ohne Punkt, Komma und Pause. Das Processing mit ihm war genauso witzig, wie an Tisch 2 gähnend langweilig. Dort hatte es was von einer Zeitmaschine, allerdings eine, die die Zeit anhält.


Mike beim Messen der Spannweite.


Typisch Mike: „What’s this? Are you really sure, this will fly?“ Die Betonung liegt auf „really“. Er würde sicher sein eisern Erspartes drauf verwetten, dass das nicht fliegt. Mike beim Nachmessen des Höhenleitwerks. Trockener Humor Marke Sahara.


Der Gegentyp zu Mike: Der Schreiberling, der die Daten in das Formblatt einträgt. Nach 10 Minuten Beobachtung hat er sich zum ersten Mal bewegt, glaube ich jedenfalls. Können auch 12 Minuten gewesen sein. Fast hätte ich mein Stativ aufgebaut, um den Moment zu würdigen und ein der Situation angemessenes Foto zu schießen. Bewegung scheint unvornehm zu sein, Hektik völlig inakzeptabel. Pylon müsste eigentlich Antimeterie für ihn sein, ist es wohl auch. Aber er hat die Zahlen dieser kranken Konstruktion regungslos notiert. Was er darüber denkt, blieb unklar. Duldsamer Mensch und in seiner Art irgendwie sympathisch.


Ein heimlich geschossener Schnappschuss, über den ich mich diebisch freue. Hab den Block dem Schreiberling in einem unbeobachteten Moment geklaut. Hat sich nicht gerührt, daher nehme ich an, dass er es nicht bemerkt hat. British Standards: Natürlich haben sie für jeden üblichen Modelltyp bereits Daten und das hier ist das Standard-Sheet für den „Avionik D-99“. Sie messen natürlich die Punkte, aber hier wissen sie, welchen Messpunkten in Spannweitenrichtung sie am Besten nehmen sollten. Für die gemessenen Daten gibt es ein hübsches Formblatt.


Die FAI-Offiziellen vor Ort mögen es nicht sonderlich, wenn man ausgefüllte offizielle Unterlagen fotografiert, daher hier das leere Formblatt von Dirk, was kurze Zeit später vom Schreiberling ausgefüllt wurde. Oben der Flügel mit 7 Messpunkten und unten das Höhenleitwerk mit 5 Messpunkten. Die Fläche wird über die Trapeze (Sekanten) berechnet und am Ende mit 1,005 multipliziert (0,5% Aufschlag), was insgesamt erstaunlich genaue Ergebnisse brachte. Die CAD Daten der Modelle sind ja bekannt. So sieht also das "Processing" aus und im Endeffekt geht es nur um diesen Aufkleber auf dem Modell:


Dirks "Avionik D-99mod" Nr.1 (A-Modell) hat 11,304dm² Gesamtfläche und darf auf dieser Weltmeisterschaft maximal 852g wiegen. Durch die leichten GP-2200 Akkus, die nur rund 410g auf die Waage bringen, stellt das kein Problem dar.


Processing – alles klar!
Unsere Piloten kamen glatt durch die Prozedur durch, außer Jens Bartels. Jens musste seinen „Nyamuk“ zweimal processen, weil bei der ersten Messung der Flügelfläche 4g auf sein aktuelles Startgewicht fehlten. Beim zweiten, genaueren Messen mit mehr Stützstellen am Flügel ergab sich dann, dass er noch 8g Reserve hat. Das Regelwerk besagt hierzu, dass bei einem zweiten Processing der höhere Wert beider Messungen zu nehmen ist. Damit hat Jens Bartels nun dank der zweiten, genaueren Messung, sein Processing erfolgreich abgeschlossen. Vielleicht hat er ja Glück und bekommt die nervenaufreibende Stunde Lebenszeit, die dieses zweite Processing gekostet hat, irgendwann zurück, aber ich habe die Befürchtung, dass das nichts wird.

Deswegen ist es nicht besonders glücklich, dass das „Processing“ während des laufenden Vorwettbewerbs durchgeführt wird. Es gab bereits einige Modellverluste während der ersten Rennen zu beklagen. Glücklicherweise hat es niemanden erwischt, der bereits processt war. Der würde sicherlich beim anschließenden Nachprocessen eines Ersatzmodells irgendjemanden erschlagen und jeder Richter der Welt hätte Verständnis dafür...

Euer F5D-Team Germany

 

Editorial: Kuriositäten am Rande

Es ist wieder so weit, der kritische Rückblick auf die Ereignisse des Tages. Heute mussten zwei Editorials sein, das Herumgeunke der Piloten war einfach jenseits aller Kategorien. Was sind wir denn, Männer oder Memmen? Eine Sache haben wir noch nicht endgültig geklärt: Elektroflug ist in UK sicherlich sehr beliebt, aber zieht es wirklich tausende von Zuschauern an, wie der Rundblick über den Parkplatz vermuten lässt? Schön wäre es...


Markus mit seiner kleinen neuen Plattensammlung, die er soeben auf dem nahegelegenen Flohmarkt erstanden hat. Das ist sein zweites großes Hobby neben dem Pylonfliegen.

...aber leider müssen wir euch in diesem Punkt enttäuschen! Der Flohmarkt auf dem angrenzenden Parkplatz war der Grund für diese vielen Autos, nicht der offene Wettbewerb. Schade eigentlich, es wäre zu schön gewesen!

Samstag, 7. August 2004
 
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